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und von dort aus weiter nach Mykonos fliegen. Ich hatte die Nacht davor in unseren damaligen Produktionsstudios in München übernachtet und war am Morgen ziemlich spät dran. Das Frühstück fiel also aus, es gab nur ein paar Tassen kalten Kakaos, die ich nebenbei beim Packen meiner Sachen trank. Erst beim dritten Glas fiel mir beim Einschenken auf, dass die Milch irgendwie ins Glas bröckelte statt zu fließen. Mist! Die Milch war sauer. Im Stress und durch den beigemischten Kakao war mir der leicht bittere Geschmack gar nicht aufgefallen. Scheiß drauf, dachte ich bei mir und machte mich zum Flughafen auf. Alles ging gut, bis ich beim Einsteigen in die Maschine ein leicht flaues Gefühl im Magen verspürte. Und dann ging es los, so richtig. Ich verbrachte die ganzen zweieinhalb Stunden auf der Flugzeugtoilette mit übelstem Brechdurchfall. Ich finde die Toiletten im Flieger so schon recht eklig. Aber richtig eklig ist es, dort vor der sperrigen Schüssel stundenlang auf dem schmutzigen Boden zu knien und zu liegen, den Kopf über die fleckige Klobrille gebeugt, und sich zu übergeben. Dabei permanent abgestandene Luft aus der Düse über dem Spiegel ins Gesicht geblasen zu bekommen und von grellem Neonlicht angestrahlt zu werden. Ein Alptraum! Die Stewardessen hatte ich schon vorgewarnt, dass ich wüsste, was mir fehlt und ich „lediglich“ zu viel saure Milch getrunken habe. Mann, ging es mir schlecht, ich wollte einfach nur sterben. Zum Glück im Unglück musste ich mich zum letzten Mal übergeben, als die Anschnallzeichen wieder angeschaltet wurden und ich mich für die Landung in Athen wieder hinsetzen musste. Mit leicht flauen Beinen und total müde, aber sehr erleichtert – im wahrsten Sinne des Wortes – legte ich mich nach der Landung für zwei Stunden einfach auf eine Wiese am Rande des Flughafens von Athen und schlief sofort ein. Zum Glück hatte ich mir einen Wecker für den Weiterflug gestellt, ansonsten wäre ich wahrscheinlich erst am nächsten Morgen wieder aufgewacht. Seitdem schenke ich der Milch ganz besondere Aufmerksamkeit beim Einschenken.

      Odyssee von Kiew – Miles per Minute: 969

      Eigentlich hätte es ein ganz entspanntes Wochenende mit nur einem Gig am Samstag in Kiew werden sollen. Es ging steil auf Weihnachten zu und ich freute mich, bald viel Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie verbringen zu können. Ich hatte einen tollen Auftritt im Club D’Lux in Kiew gehabt und sollte gleich morgens um acht nach Frankfurt zurückfliegen. Am Flughafen Borispol angekommen, war ich recht müde, hatte ich doch noch keine Minute geschlafen und freute mich, gleich im Flieger die Augen zumachen zu können. Beim Check-in lief alles glatt, kein Anzeichen von Problemen oder Verspätungen. Doch kurz vor der geplanten Boardingzeit wurde die erste Verspätung von 30 Minuten angezeigt. Okay, das kommt häufig vor. Doch ab diesem Zeitpunkt wurde der Start immer weiter nach hinten verlegt. Als erfahrener Vielflieger prüfte ich schnell die typischen Indikatoren für eine Verspätung. Das Wetter in Kiew war schön, minus zehn Grad und klarer Himmel. Das Flugzeug stand am Gate und sah startbereit aus. Auch die Crew war schon an Bord gegangen. Also ging ich schnell online und checkte die Webseite des Frankfurter Flughafens. Schon auf der Startseite fielen mir die dick rot eingefärbten Sätze wie „Verspätung aufgrund dichten Schneetreibens …“ oder „Flug annulliert“ ins Auge. Mir schwante nicht Gutes. Die Ankunftszeit meines Fluges war wegen starken Schneefalls von ursprünglich geplant zehn Uhr vormittags auf vierzehn Uhr verschoben worden. Ich sollte also noch weitere drei Stunden hier auf meinen Abflug warten. Am Flughafen von Kiew gibt es so gut wie nichts zu tun, kaum Geschäfte, nicht einmal ein schönes Café. Alles sehr dröge. Also suchte ich mir eine Bank mit drei freien Sitzen nebeneinander und legte mich hin, um ein wenig zu schlafen. Vorsichtshalber stellte ich mir noch einen Weckruf auf meinem Handy ein, um meinen Abflug nicht zu verschlafen. Nach zweieinhalb Stunden Schlaf prüfte ich erneut die Anzeige im Flughafen wie auch die Webseite. Noch einmal um drei Stunden verschoben. Irgendwann wird einem so sterbenslangweilig, man hat alle Spiele auf seinem Computer durch, dessen Akku sowieso nach zwei Stunden schlapp macht. Finde mal auf dem Flughafen in Kiew eine freie Steckdose. Ein Buch zum Lesen hatte ich auch vergessen. Laaaangweilig … Ich hatte schon Angst, hier auf dem Flughafen übernachten zu müssen. Irgendwann bekommst du Alpträume, hier dein ganzes Leben lang gefangen zu sein und nie mehr weg zu kommen. Schließlich jedoch wurde unser Flug um 16 Uhr zum Einsteigen aufgerufen. Vier Stunden später befanden wir uns im Landeanflug auf den Frankfurter Flughafen. Unter uns alles weiß, mit ein paar blinkenden Lichtern der Räumfahrzeuge gespickt, die vergeblich versuchten, die Landebahn schneefrei zu bekommen. Unser Landeanflug musste noch zweimal abgebrochen werden, weil die Landebahn kurzfristig wieder geschlossen wurde. Das alles konnte mich jetzt auch nicht mehr schocken. So setzten wir schließlich um kurz nach acht in Frankfurt auf. Endlich geschafft, dachte ich mir, als ich ins Flughafengebäude hineinlief. Mitnichten. Überall waren hier schon Feldbetten aufgestellt worden, um gestrandeten Fernreisenden wenigstens einen Schlafplatz zu bieten. Der Flughafen quoll über vor Leuten. Nur schnell Richtung Fernbahnhof und dann bist du in zwei Stunden in Ulm, dachte ich bei mir. Denkste! Egal, ob Hitze, Regen oder Schneefall, die Deutsche Bahn findet immer Gründe für ihre Verspätungen. Ich wollte einfach nur noch heim in mein Bett. Schließlich bekam ich einen Zug um kurz vor zehn, der dann um halb eins morgens in Ulm am Hauptbahnhof einfuhr. So froh, daheim zu sein, war ich schon lange nicht mehr gewesen. Da hatte ich eine richtige Odyssee erlebt.

      Karma – Miles per Minute: 5.916

      Diesen Flug am 31.05.2009 hatte ich zum Glück nicht gebucht, denn es war eines der größten Flugzeugunglücke der letzten zehn Jahre, bei dem alle 228 Insassen ums Leben kamen.

      Genau eine Woche zuvor hatte ich den gleichen Flug mit wahrscheinlich der exakt gleichen Maschine genommen. Als ich den Bericht in den Fernsehnachrichten sah, lief es mir schon kalt den Rücken hinunter. Karma.Chris Montana 2013

      Die Lieblingsgäste eines DJ

      In diesem Abschnitt stelle ich Ihnen meine persönlichen Favoriten vor: Die Top-List der Gäste und Personen, die man als DJ ganz besonders schätzt, weil sie dir – egal wo auf der Welt – immer wieder aufs Neue deine Arbeit versüßen:

      1. Der alternative Langzeitstudent der Philosophie beim Betrachten der brechend vollen Tanzfläche und der Hände, die dir entgegengestreckt werden: „Sag mal, kannst du eigentlich auch mal was zum Tanzen spielen?“ Du fragst entgeistert: „??? na, was denn zum Beispiel?“ Er antwortet mit betonter Langeweile: „Ja, keine Ahnung. Irgendwas, was so richtig abgeht. So was mit Rhythmus!“ Ich, so langsam genervt: „Du meinst also, das, was ich gerade spiele, hat keinen Rhythmus?“ Er, ein wenig ratlos wie er sich genauer ausdrücken sollte: „Naja, doch, schon, aber, du weißt schon, so was mit mehr Beat eben.“ Ich, jetzt ganz frech: „Also meine Musik hat nicht nur keinen Rhythmus, sondern auch keinen Beat?“ Ganz ehrlich, ich kenne kein einziges Lied, das im Club gespielt wird und nicht irgendeine Art von Beat oder Rhythmus hat.

      2. Die Mittdreißigerin, blondierte Haare, direkt vom d'r Albra kommend. Du legst zum ersten Mal in dem Club auf, der in einer etwas ländlicheren Gegend liegt und dessen Inhaber mit dem heutigen Booking „einfach mal was Neues“ ausprobieren wollte: „Du, hier kommt die ganze Zeit immer nur Bumm-Bumm. Spielst du den ganzen Abend nur die Musik? Kannst du nicht mal was auflegen, was man kennt? So was wie Conga oder Welcome To Heartlight. Oder was von David Guetta vielleicht?“ Ich bin schon ein wenig geschockt, der ganze Club ist mit Plakaten mit der Aufschrift „Chris Montana … House-Party“ zutapeziert, das kann man einfach nicht übersehen. Also versuche ich, Contenance zu bewahren und entgegne freundlich: „Also entschuldige bitte, das hier heute Abend ist eine House-Veranstaltung, keine 80er- oder Ü30-Party!“. Sie entgegnet ganz überrascht: „Ach so, das wusste ich jetzt gar nicht. Die Musik kommt hier sonst aber auch immer, was können wir denn da jetzt machen?“ Also, wenn du in ein chinesisches Restaurant gehst, bestellst du ja auch keine italienische Pizza, oder?

      3. Der supercoole und trendige Metrosexuelle, Anfang 20, lebt die Hälfte des Jahres in Berlin, die andere Hälfte in New York oder London. Er wird von seinen wohlhabenden Eltern finanziell gesponsert. Du spielst gerade ein paar deiner eigenen

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