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vor Aufregung von einem Bein aufs andere. Aber die Erklärungen gehen noch weiter. «Beim dritten Test», fährt Josep fort, «müsst ihr auf die Kerne achten. Am besten ihr spuckt sie in die Hand, so.» Das macht er kurz vor. Die Kleinen kichern. «Die Kerne sollen nicht mehr hellgrün, sondern eher bräunlich sein. Alles verstanden?» «Jaaa!», jubelt die mittlerweile schon ganz zappelige Meute. Dann kommt Albert, der Spezialist für das Pflücken und Ernten der Trauben. Er zeigt genau, wie wir die Schere halten müssen. Schneiden dürfen aber nur die Großen, damit es keinen Unfall gibt. Ganz wichtig sei es, keine Blätter mitzuernten. «Sonst schmeckt der Most oder der Wein später nicht so lecker!» Alle lachen. ?

      Eimer und Scheren werden verteilt, und wir werden auf die Weinreben losgelassen. Olivia und ich streifen durch die Reben. Es sieht so wunderschön aus, diese brav aufgereihten Rebstöcke, die in geraden Linien fast bis zum Horizont reichen. Wie war das doch gleich? «Wann genau sind die Trauben reif?», frage ich meine Schwägerin. «Gelb sollen sie sein, soviel weiß ich noch», meint sie nur schulterzuckend. Irgendwie sehen sie für mich alle gelb aus. Wir lachen beide, sind aber unsicher, was wir nun pflücken dürfen und was nicht. Also fotografieren wir die Weintrauben erst mal. Zum Glück geht Albert durch die Reihen. Ich schnappe ihn mir: «Sind die hier reif? Kannst du bitte mal kurz gucken?» Albert lacht mich an. Die seien alle reif, gesteht er. «Eigentlich kannst du sie zack, zack abschneiden.» Noch während er redet, hat er bereits vier bis fünf Hände voll Trauben abgeschnipselt und in den Eimer gepackt. «Josep hat es für die Kinder etwas spannender gemacht, aber pst! Der gesamte abgesteckte Bereich ist erntereif!» Na, da bin ich doch viel beruhigter. Ich muss also nur noch aufpassen, dass keine faulen Trauben oder Blätter in meinem Eimer landen. Albert kontrolliert noch mal die Handhaltung und zeigt uns, wie ein echter Pflücker schneidet. Ganz wichtig sei es, immer eine Hand unter die Trauben zu halten und mit der anderen zu schneiden. «Halte niemals oben fest, wenn du schneidest. Das kann im Eifer des Gefechts schnell mal daneben gehen.» Ich habe es jetzt verstanden. Also gehe ich durch die Reben, gucke und wähle. Und ich probiere – der Teil gefällt mir am besten. Alle Trauben schmecken zuckersüß. Noch ein Blick auf die ausgespuckten Kerne: braun. Gut. Abschneiden und in den Eimer mit den kleinen Kugeln. Nach einer Weile ist ordentlich was zusammengekommen. Alle leeren ihre Eimerchen in große Behälter, die am Rande der Weinstöcke stehen. Als auch die bis oben gefüllt sind, fährt ein Stapler unsere gesammelte Ernte zum Hauptgebäude. ?

      Dann kommt der zweite Schritt, die Hauptgaudi der Verema. Die Kleinen hüpfen aufgeregt durch die Gegend. «Habt ihr euch denn auch alle die Füße gewaschen?», fragt Josep schelmisch grinsend in die Menge. «Jaaaaa!» Selbstverständlich haben alle Kinder saubere Füße! Noch nie habe ich gesehen, dass sich jemand so schnell die Schuhe ausgezogen hat. Egal ob drei oder acht Jahre alt, die Kleinen können kaum noch stillhalten. Das In-Einer-Reihe-Aufstellen klappt mehr oder weniger gut. Jeder will als Erster in einen der großen Pötte springen und Weintrauben stampfen. «Ihr kommt alle dran! Es ist genug Arbeit für jeden von euch da!» Josep lacht. Und dann stampfen und treten sie, kichern und lachen, und musen die Trauben zu Brei, bis endlich Saft entsteht. Am liebsten würde ich auch in die Traubenmatsche hineinspringen. Ich bin etwas neidisch auf die Kleinen, aber Wegschubsen kommt sicher nicht so gut bei den Eltern an. Also warte ich geduldig. Olivia versucht unterdessen, sich irgendwie zwischen Eltern und Kindern hindurchzuquetschen und den Bottichen zu nähern, um das große Weintraubentreten zu filmen. Es ist das reinste Tohuwabohu. Alle haben mächtig Spaß. Nach fast einer Stunde ist es endlich soweit. Der ganze Obstmatsch wird in eine Presse gekippt. Josep dreht an dem großen Rad und schon laufen die ersten Tropfen «unseres» Saftes unten heraus. Der Most wird professionell aufgefangen und abgefüllt. Das machen jetzt die Großen. Dann dürfen wir alle probieren. Natürlich schmeckt unser selbstgemachter Traubensaft so was von lecker! Süß, fruchtig, mit einer leichten Note von Waldboden. Oder wie würde der Fachmann das wohl nennen? Leider hat unser Saft keine Zeit, zu einem guten Wein heranzureifen. Dafür trinken wir nämlich viel zu viel von dem Most. Aber das soll auch so sein. Diese Familien-Verema auf dem Weingut ist ja schließlich in erster Linie für die Kinder gedacht. Sie haben viel Spaß und lernen gleichzeitig, wie Wein hergestellt wird. Zur Stärkung von der ganzen Anstrengung gibt es ein kleines Buffet mit Aufschnitt, Käse, Oliven und dem typisch katalanischen Tomatenbrot.?

      Während wir es uns schmecken lassen, das Glas Most stolz in der einen, ein Stück Käse in der anderen Hand, toben die lieben Kleinen längst wieder über den Hof. Währenddessen verteilt Josep noch Geschenke: Jeder darf eine Flasche selbstgemachten Weintraubensaft mit nach Hause nehmen. Als wir wieder im Auto sitzen und über die jetzt dunklen Straßen nach Hause fahren, schaukelt hinten auf dem Rücksitz, direkt neben den zwei Flaschen Most, noch eine Kiste roter Traubensaft. Aber der ist nur für Erwachsene.

Spanien: Weinlese mit Tohuwabohu

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