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      Johanna Kemme

      Nächstes Treffen Adria

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Blume am Arno

       2 Sehnsucht

       3 Der falsche Zug

       4 Südwärts

       5 Der Platz

       6 Augenblicke

       7 Das Geständnis

       8 Von Hügel zu Hügel

       9 Im warmen Sand

       10 Auf uralten Pfaden

       11 Durch die ewige Stadt

       12 Frei von Angst

       13 Liebe machen

       14 Tief unter der Erde

       15 Neues Leben

       16 Die verschüttete Festung

       17 Bei den blauen Bergen

       18 Der große See

       19 Am langen Wasser

       20 Und die Türme

       21 Im Schutz der Felsen

       22 Gott Amor und die Seele

       23 Wenn er singt

       24 Heimwärts

       25 Mit Inbrunst in den Liedern

       26 Hoch im Norden

       27 Nach langer Zeit

       28 August in Perugia

       29 Und immer wieder das Meer

       Impressum neobooks

      1. Blume am Arno

      „Über die Grenzen

      trägt uns ein Lied

      mit sich fort“

      P. Pollina/K. Wecker

      für Loulou

      Taramm-taramm.

      Wackelig auf den weichen Polstern der Sitze stehend friemeln wir an unseren Rucksäcken herum, die oben auf den silberfarbenen Gestellen liegen, versuchen wir, unsere Schlafsäcke herauszuholen, ohne dass das, was sich noch im Rucksack befindet, dabei zwischen den Stäben des Gestells hindurch nach unten fällt. Sina und Olaf haben sogar ein Kopfkissen dabei, staune ich, eins für zwei. Schon legen die beiden ihre Köpfe darauf, kuscheln sich eng aneinander, tuscheln so neben mir. Mit so etwas habe ich rechnen müssen, sage ich mir, bin ich doch alleine mit einem Pärchen unterwegs und drehe mich um zur anderen Seite.

      Taramm-taramm rollt der Zug in die Nacht hinein.

      Zur Mitte des Abteils hin aneinandergezogen haben sich jeweils zwei der insgesamt vier einander gegenüberliegenden Sitze zu einem Liegeplatz verwandelt, einem Liegeplatz mitdrei Ritzen. Zwei entstehen jeweils dort, wo der bewegliche Teil der Rückenlehne eines Sitzes mit der Sitzfläche zusammenkommt, eine weitere dort, wo die aneinandergezogenen Sitzflächen in der Mitte aufeinandertreffen. Letztere kann etwas stören, spüre ich, aber zu Dritt haben wir auf dieser Liegenfläche auf jeden Fall ausreichend Platz, um hinter der Glasfront, die uns vom Korridor des Zuges trennt, in Ruhe schlafen zu können, immer vorausgesetzt, es kommt keiner mehr, steigt niemand mehr an den wenigen Haltestellen unterwegs dazu, der einen Sitzplatz in unserem Abteil haben will oder womöglich sogar einen reserviert hat. Wunderbare Schlaflandschaft der Deutschen Bundesbahn!

      Taramm-taramm

      Das ist ein beruhigendes Geräusch. Nur leicht bewegen sich die schweren, dunkelroten Vorhänge in der Zugluft, die durch die Öffnung des Fensters hineinströmt. Fenster, die sich bis ganz nach unten schieben lassen, wenn es heiß ist, so wie jetzt, wenn die Luft so stickig ist, dass man kaum atmen kann und einem der unverwechselbare Geruch der über Jahre besessenen, belegten und immer wieder gereinigten Sitze aus dunkelrotem Kunstleder in die Nase steigt, so wie heute in diesem Nachtzug auf seiner Fahrt von München nach Florenz.

      "Attenzione! Attenzione! Il treno sul binario cinque partirà in due minuti. Attenzione! Attenzione!", hallt die Lautsprecherdurchsage durch die lange, nach hinten hin offene Halle des florentiner Kopfbahnhofes und meine Freude ist so groß. Jetzt erst einmal den Zeltplatz suchen, der laut Olaf ja relativ zentral gelegen sein soll, das Gepäck loswerden und dann die Stadt erkunden. „Zeltplatz?“, schaut meine Kollegin mich mit unschuldigen Augen an, als hätten wir nicht vor der Reise schon einmal darüber gesprochen, und Olaf, ihr Liebster verkündet: „Wir haben gar kein Zelt mitgenommen.“- „Isomatten, Schlafsäcke, sogar ein Kopfkissen habt ihr dabei! Aber kein Zelt?“ Ungläubig schaue ich an dem riesigen Rucksack hoch und runter, der weit über den Kopf des kleinen Olafs hinausragt. „War uns zu viel schlussendlich“, schaut er mir mit seinen hellgrünen Augen ganz unbeeindruckt ins Gesicht. „Ich mag das eigentlich eh nicht so gerne mit all den Insekten im Zelt und überall in den Duschen und so“, erklärt Sina mit jetzt zum ersten Mal, während sie ihre schulterlangen. schwarzen Haare hinter ihre Ohren streicht, und plötzlich begreife ich, dass sie nie vorgehabt hat, auf einen Campingplatz zu gehen. Schon beginne ich, mir ernsthaft Sorgen um mein Reisebudget zu machen. Anders als Sina mit ihren ebenso wohlhabenden wie spendablen Eltern und Olaf, der schon ausgelernt hat, muss ich ja sehr genau darauf achten,

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