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      Lisa W. Barbara

      Malik

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       Impressum neobooks

      1

      Mein Leben war wie jedes andere. Nichts Besonderes, nichts Spannendes, nichts Aufregendes. Ich stand jeden Tag um exakt 5:45 Uhr auf, ging duschen, frühstückte nicht, trank meinen Kaffee schwarz und fuhr zur Arbeit.

      Wie gesagt, nichts was einem aufregendem Leben am nächsten kam.

      Was gibt es noch groß über mein Leben zu erzählen? Ich war Single, hatte eine gute Kindheit gehabt, war nun eine erwachsene Frau mit einem gut bezahlten und sicherem Job.

      Klar, gab es auch in meinem Leben etwas, was mich verändert hatte, was mein früheres Leben verändert hatte, so wie bei jedem Menschen.

      Versteht mich nicht falsch, ich mag mein Leben so wie es ist, diese Struktur, das war es, was alles leichter machte. Aber manchmal, in meinen besonders schwachen Momenten fragte ich mich, kann das denn alles sein?

      Vielleicht sollte ich den Job wechseln, irgendwas verändern. Oder vielleicht auch wieder umziehen. Ja klar, es ist ein Traum in München zu wohnen, ich liebte es, aber meine Heimat vermisste ich noch mehr.

      Wie kannst du nur jemals aus dem Paradies hier weggehen?, hatte mich meine Schwester immer gefragt. Sie hatte gut reden. War mit einem reichen Schauspieler verheiratet, wohnte in Venedig in einem alten Palast und flog jedes Jahr dreimal für fünf Wochen (jeweils) in den Urlaub. Wobei, Urlaub kann man das auch nicht nennen, denn ihr Leben bestand eigentlich nur aus Urlaub.

      Sie hatte nie arbeiten müssen, hatte nur einmal ihre Haare zurück- und dem tollen, sehr sexy und sehr reichem Schauspieler ein Lächeln zuwerfen müssen, und schon war sie bis zu ihrem Lebensende versorgt. Stellt euch das mal vor, wenn sie einfach älter wird, dann zahlt er ihr die Schönheits-OPs und schwupps, hat sie sich für die nächsten 10 Jahre abgesichert. Und was interessierte es sie schon, wenn er noch fünf Geliebte nebenher hatte, immerhin nahm sie es mit der Treue auch nicht so genau.

      Aber genug zum Leben von meiner Schwester, das definitiv nichts für ich war. Wie gesagt, ich war komplett das Gegenteil.

      Klar wäre es schön, wieder nach Venezien zu ziehen. Ich liebte es dort und jeder Gedanke daran stach mir ins Herz. Wie wir früher immer die Ausflüge auf unserem Boot in der Lagune von Venedig gemacht hatten. Im Winter auf dem Markusplatz mit den Schneeflocken um die Wette getanzt hatten. Da war alles noch gut gewesen.

      Aber alles ändert sich und am schnellsten ändern sich die guten Dinge, die, die man liebte.

      Jedenfalls war der heutige Tag auch nichts Besonderes. Ich wachte auf, um genau 5:45 Uhr, bis mir auffiel dass es ja Samstag war und mein Wecker erst um 08:00 Uhr klingeln würde. So etwas war mir ja noch nie passiert. Ich war ein bisschen verwirrt, kroch nochmal ins Bett, konnte aber nicht mehr einschlafen. Also versuchte ich mich an meinen Traum zu erinnern, was mir nur so halb gelang. Früher hatte ich mich immer sehr gut an meine Träume erinnern können, hatte immer ein kleines Notizbuch neben meinem Bett liegen gehabt und immer aufgeschrieben, was ich geträumt hatte. Dann hatte ich Kurzgeschichten draus gemacht. Meine Mutter hatte sie geliebt.

      Aber heute war das nicht mehr so. Schon lange hatte ich nichts mehr geschrieben, mich nicht mehr an meine Träume erinnert.

      Ich seufzte, und gab mich wieder dem Alltag hin.

      Stand auf, wenn auch nicht um 08:00 Uhr, sondern um 06:07 Uhr, was wie gesagt, sehr untypisch für einen Samstag war.

      Dann zog ich meinen Terminplaner her, schlug ihn auf und strich mit den Fingern über den heutigen Tag. Was stand an? Einkaufen fahren, die Kleider aus der Reinigung holen, Sina treffen.

      Stimmt, hätte ich beinahe vergessen. Mir fiel der morgige Tag ins Auge, Großeltern anrufen, Geburtstag. Achja, morgen war mein Geburtstag, 23 Jahre, nichts Besonderes, keine außergewöhnliche Zahl, kein außergewöhnliches Alter.

      Einfach ein ganz normaler Tag.

      Genauso wie heute, ein Samstag wie jeder, außer dass es Vorweihnachtszeit war und ich durch meine ganzen Pläne die ich mir machte, vergaß, dass es da immer zuging als würde morgen der dritte Weltkrieg ausbrechen und keiner mehr was einkaufen konnte. Na super.

      Stau, nichts für mich, denn das brachte meinen ganzen Plan durcheinander. Aber ich war ja schließlich eine strukturierte Frau, also kam ich auch damit zurecht.

      Ich ging duschen, zog mich an, bürstete mir die Haare genau 30 Mal, legte das selbe Make-Up auf wie jeden Tag, nahm meine schon gepackte Tasche, zog meine schwarzen Stiefel an, meine schwarze Jacke und verließ das Haus. Mit geraden Schultern und erhobenem Kinn ging ich zu meinem Auto, einem grauen Mercedes, ein Spießerauto, wie meine Schwester es immer nannte. Dann fuhr ich los, nahm den gleichen Weg wie jeden Tag und fuhr auf die Autobahn. Aus dem Radio erklang dieselbe Musik wie immer, ich seufzte, hielt den genauen Sicherheitsabstand zu dem blauen BMW vor mir ein und zog mein Handy hervor. Klar, ich weiß, Handy weg am Steuer, aber auch ich musste mal die Regeln brechen und außerdem schaltete ich den Motor ab.

      Komisch, ich hatte gar nicht gehört dass ich eine Nachricht bekommen hatte.

      Facebook. . . Warum ich mich nicht schon längst abgemeldet hatte, wusste ich selbst nicht so genau, aber gut, ich wollte immer über meinen Gegenüber informiert sein, oder über die Leute, mit denen ich zusammenarbeitete, wofür sich Facebook ziemlich gut eignete. Ich hasste es, unvorbereitet zu sein.

      Ich tippte die Nachricht an, die von einem Malik stammte.

      Ich verbrachte fast zwei Minuten damit, fieberhaft in meinem Gehirn zu suchen, wer das sein könnte. Natürlich kam ich zu keinem Schluss, was mich ärgerte, denn normal wusste ich immer über jeden Bescheid, mit dem ich etwas zu tun hatte, oder gehabt hatte.

      ´Hallo´, schrieb er. Toll, wie einfallsreich und aussagekräftig.

      Die Vernunft holte mich wieder ein, ich legte mein Handy zurück in meine Tasche, drehte die sanften Klaviertöne lauter und sah aus dem Fenster.

      Wann war ich nochmal mit Sina verabredet? Ich versuchte mich an meinen Terminplaner zu erinnern, den ich daheim vergessen hatte. Was war denn nur heute los? Zuerst wachte ich zu früh auf, dann stand ich im Stau, war noch nicht mal beim Supermarkt und in der Reinigung angekommen und dann auch noch Nachrichten von diesem ominösen Kerl.

      Apropos, mein Handy gab ein leises Pling von sich und ich schaute widerwillig

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