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Die verbotenen Bücher. Roger Reyab
Читать онлайн.Название Die verbotenen Bücher
Год выпуска 0
isbn 9783754173251
Автор произведения Roger Reyab
Жанр Социология
Серия Die verbotenen Bücher
Издательство Bookwire
Leider ist es aber in der Realität so, dass mich niemand für systemrelevant hält.
Ob ich unter einer Brücke schlafe oder ob ich morgen bankrottgehe, ist für das System nicht relevant. Ganz im Gegenteil brauche ich Sicherheiten. Ich muss für jeden Cent, den ich mir borgen will, so viele Sicherheiten vorweisen, dass ich wahrscheinlich, sollte ich die wirklich besitzen, nie mehr einen Kredit benötigen würde.
Die Griechen haben aber Sicherheiten. Nehmen wir mal den Tourismus. Das ist eine Sicherheit, die besonders dadurch aufgewertet wird, dass viele Urlauber, die aus Deutschland stammen, für ihre großzügige Hilfe körperlich attackiert werden.
Oder Gyros. Das ist auch eine Sicherheit. Wobei sich da die Frage stellt, ob diese Sicherheit nicht eher in den Gyrosbuden in Deutschland Relevanz besitzt.
Dann gibt es noch Panzer. Das ist auch eine Sicherheit. Es ist bekannt, dass bei den 70 Milliarden, die zuletzt an Griechenland gespendet wurden, davon Panzer gekauft wurden. Sogar aus Deutschland. Dann hat sich das wenigstens etwas gelohnt.
Griechenland besitzt so gut wie keine Schwerindustrie. Die Finanzämter in Griechenland sind auch nicht so verhasst beim Volk wie die Finanzämter in Deutschland. Während die deutschen Finanzbehörden jeden Tag bei der Mafia neue CDs von vermeintlichen Steuersündern einkaufen, sparen sich die griechischen Behörden das Geld und schonen damit den Schlaf ihrer Bürger.
Eigentlich ist Griechenland eine wirkliche Alternative zu Deutschland. War es zumindest. Seit aber Frau Merkel die Griechen zum Sparen verpflichtet hat, haben die Regierenden ein geniales Mittel entwickelt, um diesen Sparwillen nach außen zu dokumentieren.
Sie haben gefolgert, dass sie Sparen am besten dadurch ermöglichen, dass sie die Mehrwertsteuer in gigantische Höhen treiben und damit den Binnenhandel fast zum Erliegen brachten. Oder sie haben Staatsangestellte vorzeitig in den Ruhestand geschickt, die ohne dieses staatliche Engagement, wahrscheinlich noch in zehn Generationen Alimente kassiert hätten. Irgendwann hat es aber dann die griechische Regierung übertrieben.
Als die blitzenden Staatskarossen einen eklatanten Widerspruch zu den ärmlichen Kutschen der Normalbürger bildeten, waren einige Bürger aufgebracht über die Regierung, die ein Freund der bösen Frau Merkel war.
Deshalb haben sie dann die Frau Merkel in alter Tradition mit einem Schnäuzer ausgestattet und die hosenanzugtragende Kanzlerin Deutschlands mit einem Kanzler verglichen, der auch mal regierte.
Als dann aber die Regierung in Griechenland immer noch sparen wollte, dachten sich die Griechen, dass es an der Zeit sei, dass man andere Leute wählt.
Der neue Ministerpräsident Tsipras bot sich geradezu an. Der schlipslose Mann versprach den Griechen, dass man alles gleichzeitig haben kann. Das erinnert irgendwie an eine Klassensprecherwahl. Sie müssen nämlich wissen, dass ich als junger Mensch oft Klassensprecher war. Wissen Sie warum?
Ich war deshalb der längst amtierende Klassensprecher meiner Dorfschule, weil ich den Mitschülern immer eine Party versprochen habe. Ich hatte bei jeder neuen Amtsperiode immer wieder eine neue Party anzubieten. Das wurde honoriert.
Genauso ist es mit der neuen Linksregierung. In unbekümmerter Freudigkeit versprechen die neuen Amtsinhaber dem Volk eine immerwährende Party.
Geld von der EU bekommen, aber nicht sparen. Alle Pensionen wieder einsetzen, aber bloß keine Auflagen erfüllen. Es wird von einem Schuldenschnitt gesprochen. So einen hätte mancher Bundesbürger bestimmt auch gerne. Einen Schuldenschnitt. Hurra - und alles ist wieder im Lot.
Dann wird gesagt, dass die Deutschen still sein sollten. Nicht nur, dass die Deutschen Griechenland gewütet haben und der Hitler ihnen schlimm zugesetzt hat, auch die Tatsache, dass Deutschland selbst einmal einen Schuldenschnitt hatte, sollte eigentlich zur besseren Einsicht der verkrusteten Spießer in Deutschland reichen.
Da kann man geteilter Meinung darüber sein, ob der Schuldenschnitt der Deutschen durch die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg, wirklich mit der jetzigen Situation vergleichbar ist. Die Deutschen haben sich damals dafür im Gegenzug damit bedankt, dass sie ein weiterer Stern auf der amerikanischen Flagge wurden. Die Griechen sind ein Stern auf der europäischen Flagge, aber der Unterschied sei erwähnt, dass der Stern sehr wacklig scheint. Und vielleicht wird der Stern bald eine Supernova.
Zusammenfassend ist die Schmonzette von Herrn Schäuble aber doch ein wenig Klamauk.
Man kann nicht auf der einen Seite zu den Superkreditnehmern der Welt zählen und ständig neue kostspielige Prestigeprojekte aus dem Boden stampfen, und dann im Gegenzug, den anderen Ländern ihr Verhalten zum Vorwurf machen.
Auch wirkt die deutsche Bundesregierung bei diesem Ansinnen allein schon deshalb wenig glaubhaft, weil sie diese Milliarden gegen den mehrheitlichen Willen ihrer Bevölkerung bewilligt. Der deutsche Michel denkt sich manchmal, dass irgendetwas mit den Finanzmärkten nicht stimmen kann. Besonders dann, wenn er in seine eigene Geldbörse blickt.
Manchem Bundesbürger ist ein Grexit eigentlich egal. Manchem Griechen auch. Nicht egal scheint es aber denen, die dann befürchten, dass die Steuermilliarden nicht in ihrem Säckel verschwinden. Leider sind diese wenigen Profiteure aber wenig geeignet, um eine derartige Umverteilung auch nur im Mindesten zu rechtfertigen.
Ich bin nicht Charlie
In den heutigen Tagen ist jeder Charlie. Jeder will bekunden, dass er die Terroranschläge auf die Redaktion einer relativ in der Welt unbekannten Zeitung, namens Charlie Hebdo, ablehnt und aufs Schärfste verurteilt.
Seit Wochen sind die Qualitätsmedien nur noch damit beschäftigt, dieser gebeutelten Redaktion den Rücken zu stärken, und damit ihre Auflage von geschätzten 40- 60 000 Exemplaren auf Millionenniveau zu erhöhen.
Ich hatte mich etwas gewundert, dass diese Meldung, nämlich das die Redaktion eine derartige Steigerung der Auflage erwog, sehr schnell nach dem tragischen Ableben der Redakteure erfolgte. Der Terroranschlag der Islamisten, die nach vorherrschender Politikermeinung keine sind, war nämlich noch in vollem Gange, als die Redaktion diese trotzige Reaktion verkünden ließ.
Ich habe diese Zeitung noch nie gelesen, da sie wahrscheinlich auch in Französisch erscheint, und kenne auch deshalb nicht den ganzen Inhalt. Ich habe mir aber einige vergangene Cover angesehen und fand die Kunst, die diese Zeichner beherrschen, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich bin kein Muslim, aber ich fand einige Darstellungen doch mehr als grenzwertig. Nun bin ich ein westlicher Mensch und daher nicht sehr sensibel, was die Herunterwürdigung von Kirchen und Religion angeht. Wir sind es im Westen lang gewohnt, dass die Kirchen eigentlich eine Art Punchingball sind, an denen sich jeder vergreifen darf. Da die Zahlen der Kircheneintritte proportional zu den Austritten abnehmen, ist dies aber auch nicht weiter verwunderlich.
Bei den Karikaturen der Zeitung Charlie fand ich aber auffällig, dass die Autoren wohl gerne den Islam und die katholische Kirche aufs Korn nehmen. Da sieht man einen Papst bei einer angedeuteten Masturbation mit einem Maulwurf und ganz viele Mohamed-Bilder.
Es war nach den Anschlägen in Paris sehr auffällig, dass viele Politiker zu ausgewiesenen Kunstexperten mutierten. Wenn man nämlich den Reden der Politiker vieler Länder lauschte, wurde einem sehr schnell bewusst, dass es ein Aufbäumen der freien Welt gegen jede Form von Beschneidung der Meinungsfreiheit und Demokratie war, die löwenartig verteidigt werden muss.
Wir haben alle die schlimmen Ereignisse in Paris verfolgt. In endlosen Schleifensendungen wurde die Bevölkerung von den Qualitätsmedien in einen ungeheuren Taumel gezogen. Da waren zwei Menschen, die offensichtlich so gefährlich waren, dass sie ganz Frankreich in einen Ausnahmezustand versetzten. 88 000 Polizisten jagten zwei Männer. Das war unglaublich. Ich dachte manchmal bei mir, dass es wohl zwei sehr mit James Bond im Bunde stehende Menschen und Krieger sein müssen, die eine ganze