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fremde Katzen, bekannte Menschen. Anna Zając
Читать онлайн.Название fremde Katzen, bekannte Menschen
Год выпуска 0
isbn 9783753120218
Автор произведения Anna Zając
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Titel Seite
ANNA ZAJAC
fremde Katzen, bekannte Menschen
oder
nicht wirklich alleine einsam
. Krimi in Wien .
Copyright: 2020 | Anna Zajac
Verlag: Anna Zajac | Wien | www.annazajac.at
Druck: epubli | ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Covergestaltung: Anna Zajac
Coverbild:
Die Katze wurde vom Österreichischen Illustrator Ulrich Enge entworfen | doktor-u.com
Die Mieze entstand im Rahmen der „Mäzenekatzen-Aktion“ für das Jugend- und Kulturhaus TRIEBWERK in Wiener Neustadt | triebwerk.co.at
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
1. Kapitel
Jetzt!
Jetzt war es möglich!
Einfach alles war möglich!
Calista starrte weiterhin auf den Lottoschein, der ihr das Tor zum höchsteigenen Glück aufstieß.
Sie hatte ihn! SIE hatte den Jackpot geknackt! Gerade eben war die Ziehung gewesen.
Dann, nach ungefähr zwei fassungslosen Minuten, bei denen sie ziemlich sicher nicht ein einziges Mal Atem geholt hatte, sprang sie auf.
„Ich hab ihn! Ich hab ihn! ICH! Ich ... ich ... ich!“
Sie hüpfte durch die Wohnung, lachte, kreischte, quietschte, drehte sich wie ein Wirbel, schnitt Grimassen, führte die wildesten Bocksprünge auf und hockte sich dann vollkommen erschöpft und außer Puste auf das Bett, dass unter ihrem Gehüpfe fast alle Pfosten gestreckt hätte.
Innig drückte sie ihren Passierschein für ein anderes, erstrebenswertes Leben an die Brust und ließ sich nach hinten in die Kissen fallen. Ihr war schwindlig vor Aufregung!
Oh - jetzt konnte sie tun und lassen was sie wollte!
Sie war unabhängig.
Sie war frei.
2. Kapitel
Calista hatte sich endlich für eine Wohnung entschieden und machte dadurch die bereits verzweifelte Maklerin überglücklich, die nicht eine einzige Eigentumswohnung im Dachgeschoss mehr in petto hatte.
Zwei Monate waren sie fast jeden Tag umhergezogen, alles wurde peinlichst genau überlegt, hinterfragt, es wurde zugesagt, es wurde abgesagt. Aber nun unterfertigte Calista fröhlich den Vertrag, ganz sicher, dass dies die richtige Wohnung sei und begann dann, wieder in der alten Noch-Wohnung, ihren künftigen kleinen Palast bis zur Perfektion einzurichten. Sie hatte da ganz genaue Vorstellungen.
Weitere sechs Monate waren vergangen und Calista bezog ihr neues Heim.
Sie hatte einen herrlichen Kamin einbauen lassen, ein englisches Original des 17. Jahrhunderts, Bretterböden ließen die Räume warm und gemütlich wirken, die Wände waren nur gestrichen und hie und da mit einem erlesenen Gemälde geschmückt, überall waren Kerzenhalter angebracht, auch wenn ein ausgeklügeltes Leuchtensystem für angenehmes Licht sorgen konnte.
In ihrem Arbeitszimmer stand auf einem prunkvollen Tisch des Rokoko ein iMac, von dem aus sie mit der Außenwelt Kontakt halten konnte - falls überhaupt und unumgänglich nötig und auch, um alle Neuigkeiten aus dem Breitband-Äther zu ziehen und ein All-in-one-Drucker, der in einer Spiegelwand integrierte Fernseher befand sich nebst einer kaum wahrnehmbaren Hi-Fi-Anlage im Wohnzimmer; allesamt Luxusprodukte der jüngsten Entwicklung.
Insgesamt umfasste die Wohnung 160 Quadratmeter. Alles von Wichtigkeit war in dieser kleinen Welt untergebracht.
Mit Frau Schmidt, der Frau eines Kunsttischlers eine Etage tiefer, die absolut dem Haushalt verfallen war, hatte sie einen nicht gerade alltäglichen Vertrag ausgehandelt, beim Notar war sie auch gewesen, ihr Nachlass geregelt.
Unter Vivaldis Klängen schloss und verriegelte sie nach einem letzten Rundgang, ob auch alles vollkommen war, die Eingangstür und Cashmere, ihr grauer Kater, stupste dabei mit der Stirn ihr Bein an.
3. Kapitel
Calista saß auf ihrer beachtlichen Terrasse gemütlich unter flatternden Windsegeln auf indischen Seidenkissen und trank Chai.
Sie hatte Kräuter, Gemüse, Blumen, kleinwüchsige Büsche und Olivenbäumchen gesetzt, die prächtigst in der Frühlingssonne gediehen.
Cashmere lag in einem kleinen Beet aus Altwienerinnen und blinzelte ihr vom Sonnenlicht geblendet zu.
Ihr kleiner Garten Eden.
Zufrieden ließ Calista den Blick über die Stadt schweifen und obwohl die Straße von hier oben gut beobachten werden konnte, drang kaum Lärm hinauf. Sie hatte gut gewählt.
Es klopfte. Da sie nicht gleich reagierte, ein zweites Mal.
„Ja?“
„Ich bin es! Ich habe alles besorgt.“
Calista öffnete das Sicherheitsschloss der in der Tür eingebauten Durchreiche und ein vollgefüllter Papiersack kam durchgeschoben.
„Danke, Gisela. Wie geht es deinem Mann?“
„Schon viel besser. Seit gestern ist er fieberfrei und nächste Woche kann er wieder arbeiten gehen. Zu Haralds Hochzeit ist er also, Gott sei Dank, wieder putzmunter.“
„Schön. Wäre ja jammerschade, ausgerechnet auf der Hochzeit des eigenen Sohnes zu fehlen.“
„Ah! Da würde er auch krank hingehen! Also - tschüss, bis übermorgen.“
„Ja. Schönen Tag noch.“
Gisela ging aber nicht gleich, sondern stellte den Müllsack, der soeben die Durchreiche passierte, ab.
„Möchtest du wirklich nicht ein einziges Mal da raus?“
„Nein. Wirklich nicht“, lächelte Calista.
Eine kleine Freundschaft hatte sich, trotz der immer verschlossenen Türe, zwischen ihnen entwickelt und die mütterliche Frau konnte es nicht und nicht verstehen, dass das junge Ding nicht außer Haus ging.
„Na dann ...“ Gisela trippelte die Stufen hinunter.
Calista füllte den Eiskasten auf und nahm die Zeitschriften und das Buch mit ins Wohnzimmer.
Dreimal die Woche erledigte Gisela den Einkauf für sie und brachte, was Calista wünschte.
Calista genoss die Stille ihrer Wohnung.
Sie entschied sich für das Buch, kuschelte sich auf ihr antikes, mit türkisblauem Brokat überzogene Canapé - über einen Pariser Antiquitätenhändler bezogen natürlich - und versank in der Welt der Autorin, aller Realität enthoben. Schnurrend, auf ihren Füßen zusammengerollt, Cashmere.
4. Kapitel
Einige Wochen später erklärte ihr Gisela, dass sie und ihr Mann auf Urlaub fahren würden. Das ergab ein Problem. Ein gewaltiges.
„Wie lange bleibst du weg?“, fragte Calista besorgt.
„Drei Wochen, wie jedes Jahr. Du wirst schon zurechtkommen.“
„Kennst du jemanden, der dich vertreten könnte?“
„Jetzt hör aber auf! Du wirst doch wohl die paar Tage alleine einkaufen gehen können!“
„Ja,