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1905 gehörte er zu den Menschewiki-Liquidatoren, die innerhalb des Rechts handeln wollten.

      1911 fuhr Deitsch mit seiner Frau Esfir Sinowjewa nach New York und beteiligte sich zusammen mit S. M. Ingerman an der Herausgabe der Zeitschrift Nowy Mir (Neue Welt). Nach einem Konflikt wegen organisatorischer Probleme gab er seine Beteiligung auf. 1915–1916 gab er die Monatszeitschrift Swobodnoje Slowo (Das freie Wort) heraus.[5]

      Nach der Februarrevolution 1917 kehrte Deitsch nach Petrograd zurück, schloss sich der Gruppe der rechten Menschewiki-Verteidiger an und gab mit anderen die Menschewiki-Zeitung Jedinstwo (Einheit) heraus. Zusammen mit Plechanow und Sassulitsch rief er die Sozialdemokraten auf, eine Vereinbarung mit der provisorischen Regierung zu erreichen. Er vertrat die Meinung, dass das Land keinen Bürgerkrieg brauche, denn er würde die junge Freiheit zerstören. Er akzeptierte nicht die Oktoberrevolution, da die Produktionsbedingungen in Russland und anderen Ländern noch nicht für den Sturz des kapitalistischen Systems zugunsten eines sozialistischen Systems reif seien. Bis 1918 arbeitete er für die Wochenzeitschriften Natschalo (Der Anfang) und Delo (Die Sache), doch bald gab er die politische Tätigkeit auf. Nach dem Tode Plechanows 1918 gab er seine Arbeiten heraus und veröffentlichte Erinnerungen und Aufsätze über die Geschichte der russischen Befreiungsbewegung, wobei er auch auf die Rolle der Juden einging. 1928 ging er in den Ruhestand.

      In „Sechzehn Jahre in Sibirien“ erzählt Deutsch, der wegen Beteiligung an terroristischen Bestrebungen in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus Russland flüchtete, wie er in Freiburg im Breisgau von der deutschen Polizei verhaftet, dort in Untersuchungshaft genommen und nach Russland ausgeliefert worden ist. Der Leser durchlebt mit dem Erzähler dessen Schicksale: die Untersuchungshaft in Deutschland, den Transport an die russische Grenze, die Auslieferung an Väterchens Gendarmen, das Schleppen von Gefängnis zu Gefängnis, die Anklage und die Verurteilung, den Transport nach Sibirien und endlich den vieljährigen Aufenthalt in Kara unter den politischen Gefangenen, der mit Entlassung in die Strafkolonie („freies Kommando“) und der Flucht aus Sibirien über Japan nach San Francisco endet.

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      Lev Grigorievich Deutsch: Sechzehn Jahre in Sibirien – Erinnerungen eines russischen Revolutionärs – Einleitung des damaligen Herausgebers

      Lev Grigorievich Deutsch: Sechzehn Jahre in Sibirien – Erinnerungen eines russischen Revolutionärs

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       Einleitung des damaligen Herausgebers

      Nach reiflicher Überlegung hat sich die Verlagsbuchhandlung entschlossen, die beiden von L. G. Deutsch verfassten Bücher Sechzehn Jahre in Sibirien und Viermal entflohen aufs Neue wieder herauszugeben. Die in den beiden Büchern geschilderten Tatsachen üben auch heute noch eine starke Wirkung auf den Leser aus und lassen vieles, was im heutigen Russland eine revolutionäre Gestalt angenommen hat, begreiflich erscheinen. Russland hat sich durch gewaltige Explosionen von dem fluchbeladenen Zarentum befreit. Die Wege, die das russische Volk eingeschlagen hat, sind noch wild und zu wenig geklärt, aber sie werden an der Vergangenheit gemessen verständlich. Hoffen wir, dass Russland sich zu einem Eckpfeiler entwickeln wird, der dem internationalen Proletariat in seinem Kampfe um den Sozialismus eine feste Stütze sein kann.

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      Illustrationen

       Illustrationen

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      Leo Deutsch

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      Maria Kowalewskaja, Sophie Löschern, Wera Figner, Sundelewitsch,

      Jakob Stefanowitsch, Jakubowitsch.

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      Etappenstation

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      „Politische“ im Inneren einer Etappenstation

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      Appell vor dem Abmarsch von der Etappenstation

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      Zur Katorga (Zwangsarbeit) verurteilte Weiber beim Wasserholen. (Nischnaja Kara.)

Grafik 43

      Zur Katorga (Zwangsarbeit) verurteilte Männer bei der Arbeit. (Nischnaja Kara.)

Grafik 44

      Strafkolonie politischer Verbrecher in Nischnaja Kara

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      Vorbemerkungen zum Buch – „Sechzehn Jahre in Sibirien“

       Vorbemerkungen zum Buch – „Sechzehn Jahre in Sibirien“

      Als im Jahre 1889 Kennan sein berühmt gewordenes Buch über Sibirien veröffentlichte, gellte ein Schrei der Entrüstung durch die ganze zivilisierte Welt über die Behandlung der politischen Gefangenen in den sibirischen Gefängnissen und Zwangsansiedlungen.

Grafik 30

      (Kennan, * 1845 † 1924, arbeitete sich aus dürftigen Verhältnissen zum höheren Telegraphenbeamten in Cincinnati empor und machte 1864 seine erste Forschungsreise nach Kamtschatka. Von 1865 bis 1868 nahm er an der amerikanischen Kabelexpedition nach Alaska und Sibirien teil und veröffentlichte nach seiner Rückkehr das ethnographisch interessante Buch: Tent life in Siberia (1870; deutsch: Zeltleben in Sibirien, Berlin 1890–1892).)

      Zum ersten Mal drangen die Stimmen der Gequälten aus jenen gottvergessenen Winkeln der Erde an die europäische Öffentlichkeit, und das Maß des Entsetzens über die offizielle russische Grausamkeit, die selbst nicht vor dem Weibe Halt machte, wurde zum Überlaufen gebracht. Der Zarismus wurde auf die Anklagebank gesetzt und verurteilt; für das infame russische Strafsystem fand man kaum noch Worte, so groß war der Abscheu vor allem, was damit zusammenhing.

      In Russland selbst änderte sich gar nichts, es blieb, wie es war, ja mit der Zeit sind wohl noch mancherlei Verschlimmerungen eingetreten.

      Und dennoch gibt es in Europa Staaten, die sich nicht scheuen, dem russischen System Henkerdienste zu leisten, unbekümmert darum, dass sie dadurch mit einer wahren Selbstverachtung der modernen Kultur das Grab graben helfen.

       Nun ist wiederum ein Buch über Sibirien erschienen, und zwar gleichzeitig in vier Sprachen, [Ist inzwischen noch ins Holländische, Italienische und Polnische übersetzt worden.] das die Beobachtungen Kennans nicht nur bestätigt, sondern – und darin liegt der Hauptwert der Darstellung – wesentlich erweitert und uns einen tiefen Blick in die Justiz- und Verwaltungsverhältnisse Russlands tun lässt; jeder Leser wird das Motto aus Dantes Hölle, das Kennan seinem „Sibirien“ vordruckte, das „Lasciate ogni speranza“, jetzt erst verständlich finden und sich überrascht fragen, ob ein Staat wie Russland, dessen Regierungsform und Praktiken einem asiatischen Barbarenstaat gleich zu achten sind, heute eine Bündnisfähigkeit im modernen westeuropäischen Sinne hat.

      Auf den folgenden Bogen erzählt ein russischer Student, Leo Deutsch, der wegen Beteiligung an terroristischen Bestrebungen in den achtziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts aus Russland flüchtete, wie er in Freiburg im

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