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liegt.“

      Unser Wanderweg, der gleichnamige Dingle-Way würde uns beginnend in der kleinen Stadt Tralee einmal im Uhrzeigersinn auf insgesamt 190 Kilometern Streckenlänge um die Halbinsel herumführen. Veranschlagt hatten wir für die ganze Tour acht Tagesetappen zwischen 10 und 29 Kilometern. Dass es am Ende etwas weniger werden würde, war dann doch dem teilweise sehr unfreundlichen Wetter und ein paar kleineren, gesundheitlichen Dingen geschuldet

      Wir hatten die Tour im Vorfeld über einen irischen Reiseanbieter komplett gebucht, der für uns alle Übernachtungen in landestypischen Bed-and-Breakfast-Pensionen (BnBs) geplant hatte und sich auch um den täglichen Weitertransport unseres Gepäcks kümmern würde.

      Wir selbst würden nur einen kleinen Tagesrucksack mit der notwendigen Verpflegung und der leider noch viel nötigeren Regenschutzkleidung mit uns führen. Alles andere würde jeden Abend im nächsten BnB auf uns warten. Für echte „Hardcore-Wanderer“ mag dieses sogenannte „Wandern ohne Gepäck“ vielleicht geschummelt wirken, für mich, der diese Art nun zum vierten Mal machen würde, ist es einfach Genuss pur. Es verbindet das Fernwandern mit dem Komfort einer garantierten Dusche und einem guten Frühstück, ohne dass man dafür zwanzig Kilogramm Gepäck mit sich herumschleppen muss. Vielleicht bin ich ja zu alt oder zu verwöhnt (wahrscheinlich sagen jetzt manche, die mich kennen „beides!"), aber ich mag es nun mal, nach einem langen und anstrengenden Wandertag eine gute Dusche und frische Kleidung vorzufinden und in einem richtigen Bett zu schlafen, bevor es nach einem ordentlichen Frühstück am nächsten Morgen auf die nächste Etappe geht. Wir hatten jedenfalls das Komplettpaket über einen Reiseveranstalter gebucht, mit dem wir schon zwei Jahre zuvor in Schottland den West-Highland-Way gelaufen waren und da damals alles absolut top gewesen war, hatten wir uns ihm auch dieses Mal wieder anvertraut (an dieser Stelle ein Dank an und auch etwas Werbung für Hillwalk Ltd, Galway).

      So saß ich also in meinem ICE und fuhr gen Süden. Ich hatte laut Fahrplan in München neun Minuten Zeit, um von Gleis 5 zu Gleis 14 zu kommen, wenn ich meine Regionalbahn nach Rosenheim noch erreichen wollte. Noch war ich aber zuversichtlich, dass unser Zugführer es schaffen würde, während der über dreistündigen Fahrt die paar Minuten wieder aufzuholen. Bereits kurz hinter Fulda waren wir fast wieder im Soll und ich war beruhigt.

      Ich war ja so naiv...

      Bis Augsburg hatten wir wieder fünf Minuten Verspätung und bis München wurden daraus dann insgesamt fünfzehn Minuten. Mein Anschlusszug war weg.

      Während ich also schnell Andy, der mich in Rosenheim am Bahnhof abholen wollte, über meine unfreiwillige Fahrplanänderung informierte, kam die Durchsage, dass meine Regionalbahn nun mit fünfzehn Minuten Verspätung abfahren würde. Ich bekam einen Anfall wutbedingter Schnappatmung, den ich mit aller Gewalt unterdrückte, packte mein Gepäck und rannte los. Ich sah noch die Rücklichter des ausfahrenden Zuges. So stand ich also wenig später doch wieder an der Fahrplanauskunft und suchte nach einer Möglichkeit, nach einer Reise von ein paar hundert Kilometern auch noch das letzte Stück zu bewältigen. Hätte ich geahnt, was noch kommen sollte, hätte ich mich von Andy auch direkt in München abholen lassen können.

      Aber der Reihe nach:

      Die nächste Regionalbahn in meine Richtung sollte in fünfzehn Minuten fahren, dafür würde ich aber an einer früheren Haltestelle aussteigen können. Ich dirigierte Andy also per Handy um (das war der Zeitpunkt, an der der erste dumme Spruch von ihm kam) und wartete. Nach nicht einmal zwei Minuten kam die Ansage, dass diese Bahn leider zehn Minuten Verspätung haben würde. Ich seufzte. Es gibt einfach diese Tage. Wenig später kam dann die Erweiterung auf fünfzehn und kurz darauf auf zwanzig Minuten Verspätung. Mein eigenes Seufzen ging im kollektiven Seufzen von einigen Dutzend anderen Reisenden um mich herum unter.

      Ich informierte meinen Abholer am Bahnhof über die erneute Verspätung (der Zeitpunkt seiner zweiten blöden Bemerkung a'la „willst du eigentlich überhaupt hier her kommen?“) und wartete weiter. Inzwischen fuhr der Folgezug meiner eigentlichen Regionalbahn ein. Da ich mir aber sehr genau vorstellen konnte, was er sagen würde, wenn ich ihn nun wieder zum Bahnhof in Rosenheim umleiten würde, sagte ich Andy lieber nichts davon und wartete weiter.

      Ausnahmsweise war dies an dem Tag sogar die richtige Entscheidung, denn kaum stand der Zug, kam auch schon die erste Verspätungsansage über fünfzehn Minuten durch. Ich grinste innerlich, froh darüber, wenigstens eins richtig gemacht zu haben.

      Endlich kam mein Zug eingefahren, ich stieg ein und zusammen mit mir warteten viele weitere, äußerst geduldige Reisende auf eine Abfahrt, die sich immer weiter verzögerte. Nach sage und schreibe 31 Minuten Standzeit im Bahnhof fuhren wir endlich los – ein kollektiver Seufzer der Erleichterung wanderte durch alle Abteile.

      Bereits kurz hinter dem zweiten Halt standen wir dann mitten im Nirgendwo einige Minuten, da die Strecke vor uns überlastet war.

      Am nächsten Halt kam dann die Durchsage, alle Reisenden, die zu den Zwischenhalten zwischen hier und Rosenheim wollten, sollten nun bitte in den Zug auf dem Nachbargleis umsteigen. Unser Zug würde auf Grund seiner massiven Verspätung (inzwischen über 45 Minuten) nun zu einem Expresszug umbenannt und ohne Halt direkt bis Rosenheim durchfahren. Zudem würde der andere Zug zuerst weiterfahren und somit wären wir schneller am Ziel.

      Im Nachhinein erscheint auch mir das äußerst unlogisch (kann man auf Gleisen überholen?), damals hatte mein aktiver Teil des Gehirns dank der bayrischen Landesbahn aber längst in Stand-by geschaltet.

      Folglich sprangen mehrere Dutzend Fahrgäste samt Gepäck aus unserem Zug, drängelten sich wie Vieh in den bereits übervollen Abteilen der anderen Bahn zusammen und schauten zu, wie unsere alte Bahn mit Vollgas wegfuhr.

      Inzwischen waren wir fast alle längst Zyniker geworden, denn kaum jemand schimpfte darüber, während der Großteil nur noch schallend lachte und von einer Real-Satire in Bestform sprach.

      Wenig später erreichte mich eine Nachricht von Andy: er wollte wissen, ob ich in dem Zug gesessen hätte, der gerade an ihm vorbeigerauscht war. Ich konnte ihn beruhigen und stand ein paar Minuten später endlich neben ihm am Bahnhof.

      Statt wie geplant um 17:50 Uhr war ich dann doch schon um 19:05 Uhr endlich da.

       Wir fuhren zu ihm, aßen zu Abend und dann wurde relativ schnell beschlossen, den Tag einfach abzuhaken und uns auf den kommenden Urlaub zu konzentrieren – denn es musste einfach besser als eine Fahrt mit der oberbayerischen Landesbahn werden.

      Anreise nach Tralee

      Im Vergleich zur Anreise mit der Bahn am Vortag war der Flug von München nach Cork schon beinahe langweilig einfach.

      Mit dem Auto zum Flughafen, ins Parkhaus, von da mit der S-Bahn in den Terminal und nach kurzer Suche standen wir vor den Aer-Lingus-Schaltern.

      Andy hatte uns am Vortag bereits online eingecheckt, so dass wir uns direkt an der Gepäckaufgabe anstellen konnten.

      Das Paar vor uns hatte offensichtlich einen ähnlichen Urlaub wie wir geplant – allerdings wohl eher in der „Hardcore-Variante“, da sie ihre Wanderschuhe bereits trugen und ihr ganzes Gepäck aus je einem überdimensionalen Rucksack bestand.

      Wir gaben unsere Reisetaschen auf, atmeten konsequent erleichtert auf als die Gepäck-Waage jedes Mal deutlich unter den erlaubten 20kg blieb und machten uns auf den Weg zur Sicherheitskontrolle.

      Glücklicher Weise wurde auch Susis Gepäck anstandslos angenommen, obwohl ich ihren Nachnamen bei der Flugbuchung falsch geschrieben hatte.

      Obwohl mir die Aer-Lingus-Servicehotline mehrfach telefonisch und auch schriftlich mitgeteilt hatte, dass ein einzelner falscher Buchstabe kein Problem wäre und ich deshalb keine Änderung der Buchung würde vornehmen müssen, blieb doch dieser nagende, kleine Restzweifel.

      Erst als sie (auf den falsch geschriebenen Nachnamen) ihre Bordkarte in der Hand hatte und somit wirklich sicher war, dass sie fliegen konnte, war ich fast beruhigt.

      Wir stellten uns an der Sicherheitskontrolle an, legten unser Handgepäck samt Portmonees, Handys und Gürteln

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