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      Jürgen Ludwig

      Fehlalarm

      Acht Kriminalgeschichten

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Mörderisches Manuskript

       DIE PRÄMIE

       Der Prinz auf dem weißen Pferd

       Seine letzte Rolle

       Der abergläubische Räuber

       DUMM GELAUFEN

       Fehlalarm

       Impressum neobooks

      Mörderisches Manuskript

      Cornelia ‚Conny’ Fuhrmann hatte sich den Sonnabend anders vorgestellt. Nachdem sie einen feuchtfröhlichen Abend in der Rockdisco ‚Dreams verbracht hatte, riss sie das Geklingel des Telefons aus dem Schlaf.

      Ohne zu wissen, wo sie sich in diesem Augenblick befand, tastete sie nach dem schwarzen Ungeheuer und krächzte: „Wer stört?“

      „Hannes hat sich beim Fußball spielen das Bein gebrochen und wir haben einen ominösen Fall.“

      „Toll. Ganz toll. Wieso dürfen Beamte vom Dauerdienst so einen mörderischen Sport treiben?“ Hannes Becher war für den Bereitschaftsdienst eingeteilt worden.

      Alles lamentieren nutzte nichts, Conny blieb keine andere Wahl, als sich mit Wechselduschen, tiefschwarzem Kaffee und einer Handvoll Aspirin einigermaßen frisch zu machen. Sie schlüpfte in die enge Lederhose, zog ein ungebügeltes T-Shirt über und schnürte ihre hohen, derben Lederschuhe.

      Gerade einmal vierzig Jahre alt hatte es Conny, wie sie allgemein genannt wurde, zur Hauptkommissarin gebracht und konnte auf eine Aufklärungsreihe verweisen, die andere Beamte, speziell die Herren der Schöpfung, bleich werden ließ. Wegen ihrer lässigen, zum Teil recht schnoddrigen Art galt sie nicht unbedingt als das, was man sich unter einer vorbildlichen Beamtin des gehobenen Dienstes vorstellte, aber Conny ging unbeeindruckt ihren Weg.

      Nachdem ihr Ex-Mann nach diversen sexuellen Exzessen, ganz im Gegensatz zu seiner so ehrwürdigen Herkunft, die gemeinsame Wohnung hatte verlassen müssen, war Conny wieder auf der Suche nach einem Lebenspartner, weshalb sie auch gerne ihre freien Wochenenden im ‚Dreams’ verbrachte.

      Sie hörte eine Autohupe, der neue Kollege hatte ihr mitgeteilt, dass er sie von Zuhause abholen wollte. Cornelia schüttelte den Kopf. Diese recht junge Beamte namens Holger von Bohlbach, ein Schlacks, der fast zwei Köpfe großer als sie war, zudem noch überzeugter Anzugträger, war für sie eine Reizfigur.

      Auf der Fahrt zum Schloss Bieberach, in dem ein Schreibseminar abgehalten wurde, teilte ihr der Assistent erste Details mit:

      „Der Schriftsteller Sven Overt hat als spezieller Gast eine Lesung seines neuen Buches ‚Das Geheimnis der Mönche’ veranstaltet. Als Besonderheit hat Overt darauf bestanden, dass alle Teilnehmer des Seminars in Kutten gekleidet waren.“

      Conny nickte. Sie hatte schon so einiges über den Exzentriker gelesen. Overt galt als Frauentyp, Liebling der Boulevardpresse, aber auch als sehr arrogant und allgemein schwierig. Sein kometenhafter Aufstieg hatte ihn zum Büchermillionär werden lassen.

      „Ja und? Was ist nun passiert?“ Trotz der bösen Blicke ihres Kollegen hatte Conny ein Zigarillo angezündet.

      „Nun liegt er tot unter einem Plakat von Bram Stokers ‚Dracula’. Ein Wachmann hat ihn bei seinem Rundgang entdeckt.“

      Wenig später stoppte das Fahrzeug, die beiden Beamten hatten das Ziel erreicht. Mehrere Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht säumten den Parkplatz.

      Ein uniformierter Beamter führte die beiden zu der Fundstelle, die bereits von den Kollegen der KTU frequentiert worden war. Der Gerichtsmediziner, dem ebenfalls die Hoffnung auf ein freies Wochenende zerstört worden war, grummelte herum: „Ich weiß, am besten gestern fertig und das Gutachten auf Ihrem Tisch. Die Todesart werden Sie selbst erkennen, Frau Fuhrmann.“

      Passend zu dem Plakat hatte der Täter dem Schriftsteller einen Holzpflock in die

      Herzgegend eingeschlagen.

      Conny Fuhrmann, die für ihren schwarzen Humor bekannt war, kommentierte:

      „Der Fall ist so gut wie gelöst. Ich kenne den Verantwortlichen. Van Helsing.“

      Der junge Beamte von Bohlbach, dessen Familie angeblich beste Kontakte zum Innenministerium haben sollte, nahm die Aussage für bare Münze.

      „Getrennt oder zusammen?“ Er hatte den Notizblock diensteifrig gezückt.

      „Was meinen Sie?“

      „Na, den Namen, Van Helsing. Wie schreibt er sich?“

      Conny Fuhrmann und die übrigen Kollegen brüllten vor Lachen los und deuteten auf das Plakat.

      Erst da begriff der Assistent, welche Peinlichkeit er begangen hatte.

      „Der Tod wird gegen 23 Uhr eingetreten sein, so viel konnte ich schon ermitteln. Offenbar hat er vorab einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen.“

      Nun begann der ermittlungstechnische Alltag für Fuhrmann und ihren Assistenten. Neben dem Seminarleiter und vierzehn Teilnehmern erhielt die Hauptkommissarin eine Liste von Gästen, die an dem Abend geladen worden waren. Vierzig an der Zahl.

      Die Befragungen, die sich bis in den Morgen hinzogen, ergaben zumindest einen Ansatz. Drei Personen hatten kurz nach dem vermutlichen Todeszeitpunkt recht eilig den Saal verlassen. Die Beschreibung hingegen war jedoch durchaus dürftig, denn sie trugen wie alle Teilnehmer Kutten.

      Nach ausführlicher Überprüfung der Gästeliste stieß Conny auf einen Namen, der ihr im Zusammenhang mit dem Ermordeten auffiel: Ina Gruhl. Sie hatte in einer Talkshow recht erbost über Overt gesprochen und ihn einen Blutsauger

      genannt. Weitere Ermittlungen ergaben, dass Frau Gruhl als Ghostwriterin für den

      Schriftsteller gearbeitet hatte und zudem dessen frühere Geliebte gewesen war. Offenbar hatte sie der Krimiautor, der so gerne im Rampenlicht gestanden hatte, mit einem Butterbrot abgespeist.

      Auch der Verleger Gerion Bastenhaupt, ein dicklicher kleinwüchsiger Herr, der das Schreibseminar nach besten Kräften unterstützte, hatte wohl noch eine Rechnung mit dem Toten offen gehabt. Overt hatte kurzfristig seine Verträge gekündigt und war zu einem Konkurrenzverlag gewechselt.

      Somit hatte Fuhrmann zwei Verdächtige auf ihrer Liste.

      Zu ihrem Erstaunen lieferte von Bohlbach eine weitere Person, die durchaus motiviert gewesen war, dem Schriftsteller einen Denkzettel zu verpassen.

      „Dieser Hans Demond, ein Literaturkritiker, der die neuen Bücher von Overt übel verrissen hat. Overt hat ihn als Retourkutsche öffentlich als homosexuell geoutet, sodass der Kritiker seinen äußerst lukrativen Arbeitsplatz bei einer betont konservativen Tageszeitung eingebüßt hat.“

      „Dann

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