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verband, wieder ein gänzlich anderes.

      Sie war vierzehn Jahre zuvor von ihrem Mann „allein gelassen“ worden als er starb und ich war sicher, dass sie ihn all die Jahre schmerzlich vermisste, auch wenn ihre Kinder und Enkel ihr Leben weiterhin ein gutes Stück weit erfüllten.

      Und so gönnte ich ihr, bei allem Schmerz über ihren Verlust, dass sie nun zumindest wieder mit ihrem geliebten Ehemann zusammen sein konnte.

      Kirchlich gelebte Religion war in unserer Familie nie ein wirkliches Thema, aber auf dem ein oder anderen Weg hatten es meine Eltern (und vielleicht der Konfirmandenunterricht – auch wenn ich das seinerzeit nie so richtig wahrhaben wollte) offenbar geschafft, mir einen gut verwurzelten Glauben mit einem religiös geprägten Weltbild zu vermitteln.

      Was mich aber am Tod meiner Großmutter emotional am meisten bewegte, war ein völlig anderer Aspekt. Mein inzwischen gesammeltes medizinisches Grundwissen führte mich dazu, die Umstände ihres Sterbens kritisch (vielleicht gar übertrieben kritisch) zu hinterfragen.

      Es zeigte sich aus den Schilderungen meiner Tante, dass Oma offenbar schon seit einigen Tagen vor ihrem Tod eine Leistungsschwäche beklagt hatte.

      Am Freitag vor dem Wochenende, an dem sie starb, hatte ihre Hausärztin sie noch zuhause aufgesucht, da sie über erhebliche Luftnot und Brustschmerzen klagte. Außer einer (aus meiner damaligen Sicht halbherzigen) Medikamentenverordnung hatte diese jedoch keine Maßnahmen getroffen.

      Weder war meine Oma der meiner Meinung nach erforderlichen, leitliniengerechten Diagnostik (EKG, Laboruntersuchung) zugeführt worden, noch hatte die Hausärztin die notwendige Krankenhauseinweisung veranlasst.

      Die mich daher hauptsächlich umtreibende Emotion war also eine Mischung aus Enttäuschung und in gewissem Maße Wut über die – von mir damals nicht anders bewertbare – mangelhafte Leistung dieser Hausärztin.

      Sie hatte dadurch meiner Oma gefühlt die Chance verwehrt, noch länger ein Teil des Lebens ihrer Kinder und Enkel zu sein und deren Aufwachsen weiter zu erleben.

      Das Gefühl, dass dies so nicht hätte passieren müssen, und noch mehr, dass meine Oma das „Opfer“ ihres ländlichen Wohnorts mit seiner schwächeren medizinischen Infrastruktur und Versorgungsqualität geworden war, beherrschte meine Bewertung des Geschehenen.

      Rückblickend litt darunter auch meine Objektivität.

      So relativierte ich nicht weiter, ob Oma Rosa, die zeitlebens eine starke Persönlichkeit war, (man könnte gar sagen, sie hatte einen massiven Dickschädel) vielleicht einfach durch ihren erklärten Willen eine Krankenhauseinweisung verhindert hatte und ihrer Hausärztin gar keine andere Option gelassen hatte.

      Dieser Gedanke fand in meiner aufstrebenden, medizinisch fachlich die Heilung verfolgenden Denke schlichtweg keinen Platz.

      Ich war sauer.

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