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eines Gesellschaftssystems zu demonstrieren, erzeugt diese Zwecksetzung potenziell Konflikte und ist somit ethisch verwerflich. Das gilt auch für die Erzeugung und den Erhalt der politischen Führungsrolle einer Nation etwa mittels SDI, Raumwaffen usw. Vor allem die bemannte Raumfahrt wird durch 2 Gruppen von transutilitären Zielen gerechtfertigt: die eine umfasst Zwecke, die zur politischen Kultur auf der Erde beitragen, etwa die Realisierung einer „polyzentrischen Weltordnung“, die „europäische Integration“ und Beiträge zur Ausbildung einer „nationaler Identität“.

      Eine polyzentrische Weltordnung bedeutet eine gerechte Weltordnung in der keine Nation gleich­rangig mit anderen ist, sondern "Gerechtigkeit" meint gerechtfertigte Ungleichheit; jede Nation hat ihre Stärken und Schwächen und ist auf einem bestimmten Gebiet gut. In ihr wetteifern die Natio­nen miteinander, jedoch ohne dass eine Nation X irgendeine Führungsrolle anstrebt, sondern eher eine Symbiose mit anderen eingeht. Also ist es nicht sinnvoll, nur eine Raumfahrtnation zu haben. Die zweite Gruppe umfasst Beiträge, die auf die Verwirklichung einer kosmischen Kultur abzielen; dazu zählen die „Erkundung des Universums“ und die dadurch bewirkte Erweiterung des menschli­chen Weltbildes, die „Verbesserung des allgemeinen technischen Standards“, sowie die „Besiedlung“ natürlichen und künstlichen Welten. Bemannte Raumfahrt ist allein schon als großtechnische Option sinnvoll. Während sie ein mögliches Mittel für die Verwirklichung der polyzentrischen Weltordnung ist, ist sie für die Verwirklichung der Besiedlung des Weltalls das einzige Mittel. Unabhängig von utilitären Faktoren wie die Wartung unbemannter Systeme oder die Gewinnung von Sonnenenergie im Raum (siehe Oberth, Barth, Koelle usw.) ist die Besiedlung künstlicher und/oder natürlicher Raumkörper als technischer Fernzweck anzusehen.

      Die Lufthülle der Erde bildet nur aus pragmatischen Gründen wie etwa der Strahlungsbelastung eine Grenze; durch bemannte Unternehmen lassen sich solche möglichen Barrieren erforschen und Erkenntnisse zur Möglichkeit ihrer Überwindung gewonnen. Das der Weltraum "menschenfeind­lich" ist, zählt nicht als Argument gegen dessen Besiedlung, denn selbst die Erde ist für einen Menschen ohne Technik "menschenfeindlich". Nur aus prinzipiellen, selbstauferlegten Gründen, die aus dem "Ethos der Kontinenz" folgen, würden Erkundungs- und Besiedlungsabsichten an der Erdhülle enden. Mit der impliziten Beschränkung auf utilitäre Zwecke geht ein zur Zeit mit großer Resonanz verkündetes Ethos der Selbstbescheidung einher; dieses fordert, dass sich der Mensch mit dem Stand der erreichten Technik zufrieden geben oder sogar z.T. eine Rückentwicklung in Kauf nehmen solle... Die in diesem Milieu vegetierende kontraproduktive "Ethik der Verantwortung" verlangt im Zwei­felsfall, sich gegen eine technische Innovation zu stellen. Für die bemannte Raumfahrt bedeutet das konkret, die Menschheit solle sich mit dem Lebensraum Erde zufriedengeben und nicht darüber hinausstreben(!)

      Hinter dieser angeblichen Menschenfeindlichkeit des Weltraums steht das destruktive Konti­nenz-Ethos, welches postuliert, das die Erde "menschenfreundlich" und ihm angepasst sei, und das Weltall im Umkehrschluss menschenfeindlich sei. Und damit spricht alles dafür, sich mit dem gegebenen Lebensraum zu bescheiden - das Kontinenz-Ethos wird damit zur Antithese der Omnipotenz. Allerdings ist die "lebensfreundliche Erde" ein Konstrukt; der Mensch ist tatsächlich am unange­passten, denn erst durch das teilweise Außerkraftsetzen evolutionärer Mechanismen durch zum Beispiel Wissenschaft, Technik, Medizin usw. hat sich der Mensch eine lebensfreundliche Um­welt hergestellt; das begann mit der Sesshaftigkeit, mit Ackerbau und Viehzucht. Daher an alle Ökos, Grünen, "Umweltschützer", Alternativ-Lebenden usw.: das Programm eines "Friedens mit der Natur" ist irreführend; primär bedroht die Umwelt, die "Natur" den Menschen und nicht umgekehrt - was aber nicht ausschließt, unnötigen oder zweckwidrigen Natur"verbrauch" zu vermeiden! Da für kein Lebewesen seine Umwelt weiträumig und langfristig stabil ist, muss auch der Mensch, wenn er denn überleben will, bereit sein, jeweils den Status quo seiner Naturbewältigung zu über­schreiten. Optimal ist ein Ethos der Transzendenz, denn es entspricht unserem Überlebensinteresse; nach ihm wird versucht, die "Natur" mit Umsicht und Maß permanent zu instrumentalisieren.

      Dagegen impliziert das Kontinenz-Ethos technische Degeneration und führt prinzipiell zum Aussterben. Dessen Kritik an der (bemannten) Raumfahrt und anderen großtechnischen Innovationen ist jedoch ein Luxus, den sich nur hochtechnische Nationen für kurze Zeit leisten können, denn erst kommt das Fressen und dann die Moral. Generell werden vorgegebene (Umwelt-)Grenzen durch utilitäre und transutilitäre Kulturerrungen­schaften überschritten; die irdische Lufthülle ist genauso wenig eine natürliche Barriere menschli­chen Lebensraums wie die Alpen oder der Atlantik...

      Die rein utilitäre Beurteilung der bemannten Raumfahrt ist zweifelhaft und greift zu kurz. Statt dessen müssen ihre Opponenten aufzeigen, dass die Realisierung bestimmte Zwecke verlangt oder es nahelegt, eine weitere Mitwirkung zu unterlassen. Wer nämlich zur Unterlassung einer Option auffordert, hat andere Gründe als jemand, der für deren Aufnahme argumentiert. Die "Ethik der Technik" fragt bei jeder technischen Neuerung nicht zuerst, ob der Nutzen die Kosten übersteigt, sondern zu welchem Zweck Maschinen und Geräte verwendet werden. Die Technik-Ethik fragt nach der Kulturfunktion der Technik; mag der wirtschaftliche Nutzen auch ein möglicher und wichtiger Aspekt der Kulturfunktion sein, geht diese aber nicht in der Nutzenfunktion auf. Spricht irgendjemand davon, welchen Nutzen die Entdeckung Amerikas hat oder vom Nutzen der Erfindung des Buchdrucks? Die Frage, ob wir uns bemannte Raumfahrt leisten können und sollen, lässt sich nicht mit utilitären Argumenten beantworten, denn genauso wenig gibt es utilitäre Rechtfertigungen für den Unterhalt von Orchestern, Museen oder für die Ausrüstung von Expeditionen oder für die Arbeit an (genialen) Erfindungen. Zwar leistet die bemannte Raumfahrt ihre Beiträge für die Realisierung bestimmter Zwecke, aber das machen andere technische und sonstige kulturellen Optionen auch; allerdings ist die Besiedlung von Raumkörpern nur durch sie zu realisieren.

      Würden nur utilitäre Gründe technische Errungenschaften rechtfertigen, gäbe es in unserer Ge­schichte keine gerechtfertigten Kulturoptionen. Das gilt auch für die zeitliche Variante, kulturelle Optionen zurückzustellen, bis gewisse Probleme gelöst sind, zum Beispiel die Welthungerkatastro­phe, das Waldsterben, und dann erst zum Mond usw. zu fliegen. Aber Raumfahrt löst sowohl direkt als auch indirekt zum Beispiel Hungerprobleme über Satelliten. Raumfahrt-Großprojekte wie die ISS und andere technische Großprojekte wie der Bau und der Be­trieb etwa von Teilchenbeschleunigern wirken friedensschaffend und -erhaltend in dem Sinn, dass Nationen zusammenwachsen und sich gegenseitig respektieren und vertrauen und dadurch zusam­menwachsen und z.B. politisch-kulturelle Barrieren abgebaut werden. Im Übrigen ist es unvorstellbar, großtechnische Optionen bis zum Tag X nur als Potenzial aufzuspa­ren, denn "Können" lässt sich nicht konservieren. Ließe man also in der Argumentation um Raumfahrt als kulturelle Option nur utilitäre Argumente zu, würde man die Menschheit auf eine Großherde möglicherweise zufriedener, grunzender Affen reduzieren, die allerdings wohl vor geraumer Zeit an Selbstbescheidung zugrunde gegangen wären. Skeptiker und Kritiker vom Sinn, Nutzen und überhaupt von der Idee der bemannten Raumfahrt zu überzeugen, kann und wird kaum bis gar nicht gelingen, denn das ist Ansichtssache, ist eine Glaubensfrage. Da geht es um (irrationale) Prinzipien.

      Und dennoch - was treibt Menschen an, sich mit dem Weltraum auseinanderzusetzen? Da gibt es sehr viele und sehr unterschiedliche Antworten. Den Befürwortern bleibt nur, den Appetit anzure­gen und Begeisterung zu wecken, am besten die Beweis- und Argumentationslage umzukehren. Hilfreich könnte es auch sein, Ziele vorsichtiger und realistischer zu formulieren (bis dann die tech­nologische Singularität kommt und alles schneller und vor allem anders wird). Der Weltraum sollte weiter erkundet werden, um zu erforschen, zu verstehen und zu vereinen. Seine Erforschung spricht den kulturellen Imperativ an, der darin besteht, unsere Erfahrungsgrenzen auszuweiten, weiter voranzugehen und zu lernen, die Öffentlichkeit zu inspirieren und zu bilden, damit sich diese engagiert. Der wissenschaftliche Imperativ besteht darin, Wissen zu vermehren und zu verstehen, was uns im Universum umgibt, Antworten auf fundamentale Fragen über unseren Ursprünge und Ziele zu fin­den und menschliche Erfahrungen und technologischen Fortschritt zu bewahren und fortzusetzen. Der politische Imperativ der (bemannten) Raumfahrt ist der, globalen Unternehmungen ohne nationale Grenzen den Weg zu bereiten. Weiterhin geht es um die vereinte Nutzung der Möglichkeiten, die der interplanetare und später der interstellare Raum bieten.

      Raumfahrt fasziniert eine breite Bevölkerung, sie gilt als

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