Скачать книгу

      

      Titel

      Andreas Bernrieder

IHP Last Hope: Epicinium

      Impressum

      Texte: © 2020, Andreas Bernrieder

       Umschlaggestaltung: © Idee: Andreas Bernrieder, gestaltet durch shinji2603 auf fiverr.com

       Verlag: Andreas Bernrieder

       Augartenstraße 112,

       68165 Mannheim

       [email protected]

       Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

      Vorwort

      Herzlich Willkommen zum ersten Band der IHP Last Hope Reihe!

      Nach Jahren der Arbeit (mal mehr, mal weniger aktiv) habe ich dieses erste Buch abgeschlossen und widme mich nun der Fortsetzung (IHP Last Hope: Reditus), sowie anderen Buchprojekten.

       Den Lesern dieses Buches möchte ich empfehlen zunächst die beiden Anhänge zu lesen, oder zumindest zu überfliegen, um ein Gefühl für die Welt der Last Hope zu bekommen.

       Danke an meine Freunde, Familie und an viele Serien, Bücher und Filme, die mir immer wieder Inspirationen gegeben haben.

      Disclaimer:

      Dieses Buch setzt sich auseinander mit und zeigt Mobbing, Verlustängste, mutwillige Gewalt und Selbstverletzungen.

       Die Darstellung ist stilistisch überspitzt.

       Falls diese Themen dich belasten, oder betreffen ist diese Geschichte vielleicht nicht für dich geeignet.

       Falls du Probleme in diesem Bereich hast suche bitte professionelle Hilfe, z.B. unter www.nummergegenkummer.de

      Prolog

      Es war der achte Jahrestag des Anschlags. Die Acht war für manche eine Heilige Zahl, für andere eine Spirituelle und für wieder andere schlicht eine Glückszahl. Doch für alle war dieser achte Jahrestag die Erinnerung an eine Tragödie. Für Betroffene war es die Erinnerung an eine nicht geheilte Wunde, die mal mehr, mal weniger schmerzte. Der Jahrestag war zu einer Zeremonie geworden, bei der sie versuchten, ihrem Schmerz Ausdruck zu verleihen. Die Andacht würde am Nachmittag beginnen, zum selben Zeitpunkt wie die Geiselnahme vor acht Jahren. Die Schulen würden den ersten Tag nach den Ferien frühzeitig beenden, damit die Kinder mit ihren Familien trauern konnten.

      In einer kleinen Wohnung in den Sozialvierteln bereiteten sich zwei Schwestern auf diesen wichtigen Tag vor. Heute ging es für beide darum nicht aufzufallen, keinen falschen Schritt zu machen. Die ältere, eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, einem kräftigen, anmutig wirkenden Körper und dunklen, grünen Augen trieb ihre Schwester zur Eile an. Sie wollten lange vor den anderen Schülern in den Klassenzimmern sein. Beide trugen ein schwarzes Trauerkleid. Sie waren schlicht, ohne schmückende Ornamente, die Aufmerksamkeit erregen konnten, bis auf die zwei schmalen Streifen, die mit rotem Stoff auf die linke Schulter genäht waren. Endlich war auch die Jüngere fertig. In ihrem Kleid, dass schon deutliche Abnutzungsspuren zeigte, wirkte sie noch zerbrechlicher als das ganze Jahr über. Schweigend sahen die Schwestern sich an, bevor sie sich lange umarmten, sich gegenseitig Kraft für den restlichen Tag spendeten.

      Gemeinsam verließen sie die Wohnung, gingen sie die Straße hinab zur nächsten Bahnstation und warteten. Alleine stiegen sie schließlich in unterschiedliche Bahnen, die Köpfe gesenkt, um nicht erkannt zu werden, auf dem Weg in das nächste Kapitel ihres Lebens.

      Ein neues Jahr

      Naomi Orinama blickte auf das beeindruckende Gebäude der Akademie der Sicherheit. Es war mehr ein Gebäudekomplex als ein einzelnes Gebäude. Die einzelnen Gebäudecluster waren von weitläufigen Grünflächen umgeben, auf denen trotz der frühen Stunde bereits Studenten unterwegs waren.

      Die meisten trugen normale Alltagskleidung, jedoch waren vereinzelt auch schwarze Trauerklamotten, wie Naomi sie trug, zu sehen. Gegenüber der Bahnstation, an der Naomi ausstieg lag der Hauptgebäudekomplex mit den Büros der Verwaltung, der Dozenten und der Angestellten. Ihr Ziel war ein großer Gebäudeblock, der zur Linken versetzt lag. Dort wurden die Studenten der Sekundarstufe Vier, die Naomi ab diesem Jahr besuchen würde, ausgebildet. Letztes Jahr noch hatten ihre Schritte zu dem Gebäude der Sekundarstufe Zwei geführt, aber durch wochen- und monatelanges Lernen hatte sie sich das nötige Wissen angeeignet, um nicht nur die Abschlussprüfungen dieser Stufe zu bestehen, sondern in den folgenden Ferien auch die Prüfungen der Stufe drei abzulegen. Jetzt würde sie die jüngste Studentin der neuen Stufe sein.

      Ein Sonderfall, eine Anomalie. Aber würde sie daraus einen Vorteil schöpfen können? Naomi hoffte es. Sie hoffte, dass ihre neuen Mitschüler ihre Leistung honorieren würden, dass sie Naomi in ihre Mitte aufnehmen würden. Stopp. So durfte sie gar nicht denken. Tief in ihrem Inneren wusste sie, wie es wahrscheinlich werden würde. So wie es letztes Jahr gewesen war, im Jahr davor und in allen Jahren davor, seit dem Anschlag. Der größte Vorteil, den das Überspringen der dritten Stufe bringen würde, war, dass Misa eine Stufe weit entfernt war. Ein leichtes Gefühl der Verbitterung, der Trauer, beschlich sie, wie jedes Mal, wenn sie an ihre ehemalige beste Freundin, ihre letzte Freundin dachte. Und wie jedes Mal schob sie es beiseite, verdrängte es, um den Schmerz zu entgehen.

      Naomi war jetzt am Hauptgebäude vorbei. Die gewaltigen Deckenstrahler der Last Hope sorgten für einen gleichmäßigen Schatten um das gesamte Gebäude, der seine Position nur nachts änderte, wenn die Beleuchtung heruntergefahren wurde, um einen Tageszyklus der alten Erde zu imitieren. Wegen diesen Bedingungen waren dort schattenliebende Gewächse gepflanzt worden. Naomi betrachtete sie eingehend im Vorbeigehen, um einen Vorwand zu haben ihr Gesicht von der ihr entgegenlaufenden Gruppe abzuwenden. Sie spürte ihre Blicke, konnte aber nicht sagen, ob das an ihrer Person oder ausnahmsweise nur an ihrer Kleidung lag.

      Sie trug heute ein schwarzes Kleid der Trauer. Ein Kleid zu Gedenken der Toten in ihrer Familie. Zwei Streifen in einem dunklen Weinrot zierten ihre linke Schulter. Ein Streifen für ihre Schwester, ein Streifen für ihren Vater. Naomi überlegte, ob die vorbeiziehenden Studenten wussten wer sie war. Würden sie es ablehnen, dass sie dieses Kleid trug? Es war ihr Recht. Auch sie hatte Familie verloren. Diese Gedanken währten nur wenige Momente und als die Gruppe sie passiert hatte, richtete Naomi ihren Blick wieder auf ihr Ziel. Sie war nur noch wenige Hundert Meter entfernt und konnte jetzt über den Vorplatz die Front des Gebäudes sehen. Sie war in einer Mischung aus antikem, und modernen Stil gehalten mit prachtvollen Säulen, die das etwas vorgelagerte Dach stützten. Dahingegen wurde der weiße Gebäudekorpus von großen Fenstern durchbrochen. Darin waren Szenen des studentischen Lebens zu sehen. Naomi versuchte zu erkennen, welche eine Simulation der virtuellen Fenster waren und welche Fenster ihre echte Funktion ausübten. In der dritten Etage entdeckte sie ein falsches. Es wirkte auf den ersten Blick wie echt. Man sah eine Vorlesung, wahrscheinlich über Militärtaktik, aber das war nicht eindeutig zu erkennen. Aber der Umstand, dass die ersten Vorlesungen erst in 90 Minuten beginnen würden zerbrach die Illusion.

      Naomi durchquerte den Vorhof und betrat das Gebäude. Im Inneren folgte es demselben einfachen Bauplan, wie jedes andere auf dem Campus, sodass sie sich schnell zurechtfand. Eine Treppe hoch, durch einen langen Gang und sie stand vor ihrem neuen Kursraum. Etwas zögernd griff sie nach der geschlossenen Tür. Würde sie die Erste sein? Langsam zog sie die Tür auf und betrat den Raum. Ja. Sie war die Erste. Als Naomi die Türschwelle überschritten hatte aktivierte sich die Raumbeleuchtung, sowie die digitalen Fenster. Momentan waren sie auf die einfache Außenansicht eingestellt, sodass sie die Grünanlagen und die spärlichen Studentengruppen beobachten konnte. Der Raum war, wie das ganz Gebäude Standard und bot 60 Plätze auf 10 Reihen. Dem Betreuungsschlüssel nach würde der Kurs nur etwa die Hälfte der Plätze belegen, was bedeutete, dass es noch viele andere dieser Vorlesungsräume im Gebäude geben musste, um allen Studenten der vierten Jahrgangsstufe Platz zu bieten. Naomi ließ sich auf der Fensterseite des Raums in der ersten Reihe nieder. Erfahrungsgemäß würden hier die wenigsten sitzen wollen, also nahm sie niemanden den Platz weg.

      In

Скачать книгу