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Leserin oder Leser werden es nicht glauben, aber nach diesem Gespräch mit Frau Blicknachvorn hat Frau Altgedient wieder Mut gefasst und zuversichtlich in die Zukunft geblickt.

      Markus Rücksichtslos: „Wie überwinde ich das Altwerden?“

       Wirft man einen Blick zurück in das vergangene Leben von Markus Rücksichtslos, der 70 Jahre alt geworden war, so lässt sich hervorheben: Er hatte sich vom ehemaligen kaufmännischen Angestellten in einer Baufirma zu einem selbständigen Immobilienhändler hochgearbeitet. Sein Talent zur Rücksichtslosigkeit war ihm dabei sehr behilflich gewesen. So konnte er beruflich zum mehrfachen Millionär aufsteigen. Er wurde dadurch zu einem Vertreter der VGKB- („Viel-Geld-Keine-Bildung“) Generation. Dies ermöglichte ihm und seiner Frau Isabella ein gemeinsames Leben im Luxus zu führen.

       Mit seinem Geld war es ihm, der er selbst aus kleinen wirtschaftlichen Verhältnissen, der Unterschicht, stammte, möglich, sich den Zugang bis in die oberste Gesellschaftsschicht zu erkaufen. Was ihm allerdings fehlte, war eine fundierte Bildung. Er verfügte über keine Allgemeinbildung. Somit vermochte er auch nicht, im Sinne des Philosophen Immanuel Kant (1724 – 1804) zu handeln: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Bildung allerdings kann man sich nicht erkaufen, sondern Bildung muss man sich aneignen. Und das ist immer mit Anstrengungen verbunden.

       Wovor Markus Rücksichtslos schon immer Angst hatte, war zu altern und in Verbindung damit krank zu werden. Daher unternahm er alles, um dem Alterungsprozess entgegenzuwirken. Als sich bei ihm Erektionsstörungen bemerkbar machten und es im Bett nicht mehr so hochtourig für ihn ablief, die sexuelle Schwäche für ihn einem erfüllten Liebesleben im Weg stand, da entschied er sich dafür, mit Präparaten aus der Apotheke nachzuhelfen. Sie entfalteten die von ihm herbeigesehnte „Stützfunktion“. [31]

       Bei Gelenkschmerzen, altersbedingten Schlafstörungen, bei Rückenschmerzen, Bauchschmerzen, bei Gesichtsrötungen: Immer kaufte er sich für viel Geld die angepriesenen Wirkstoffe gegen seine aktuellen körperlichen Beschwerden zusammen und verband es stets mit dem Wunsch, ja nicht hinfällig zu werden.

       Doch es kam der Tag, an dem er, als er gedankenlos in seinem Haus leichtfüßig von Stufe zu Stufe auf der eingebauten Wendeltreppe nach unten hüpfte und sich dabei in einem juvenilen Gefühlszustand befand, plötzlich nach unten stürzte und sich dadurch mehrere Knochenbrüche zuzog. Schlagartig wurde ihm bewusst: Für meinen Jugendlichkeitswahn wurden mir Grenzen aufgezeigt! Der einzige Ausweg für den Rentner Rücksichtslos, aus dieser unerwarteten Situation herauszukommen, bestand darin, dass er sich erschossen hat.

      Helene Seelenfried: „Wie kann ich mir im Alter meine Gesundheit erhalten?“

       Diese 65jährige Rentnerin hatte nur den einen Herzenswunsch, nämlich gesund zu bleiben. Dafür war sie bereit, Geld, Geduld und Zeit zu investieren. In Verbindung damit vertraute sie auf den Werbespruch „Das Beste für Fitness, Wellness und Gesundheit von Experten“ sowie auf die in Verbindung mit der Werbung angebotenen Übungsgeräte. Frau Seelenfried, die Bewohnerin des Wohnstiftes „Feierabend“ war, hätte allerdings sofort erkennen müssen, dass diese Gerätschaften nicht für ihre „Fitness“ geeignet waren. Denn der Begriff „Fitness“ (Eignung) ist im Wesentlichen gleichbedeutend mit Fortpflanzungserfolg. Und in dem Alter, in dem sich Frau Seelenfried befand, waren ihre Geschlechtsdrüsen, ihre Eierstöcke, nicht mehr aktiv.

       Der Einfluss der Werbung für Trainingsgeräte auf ihre Psyche war allerdings so groß, dass die Mitmenschin höheren Alters, Frau Seelenfried, sofort begann, sich die technische Gerätschaft zuschicken zu lassen. Aufgrund ihrer begrenzten räumlichen Wohnverhältnisse im Wohnstift „Feierabend“ ergaben sich für sie verständlicherweise Probleme zur Lagerung der „gesundheitsfördernden technischen Heimtrainer“. Jedoch, nach und nach trudelten ein: Eine Vibrationsplatte aktiv („Effektives Ganzkörpertraining für Figur und Wohlbefinden“), ein Laufband aktiv „Vital Komfort“ mit praktischem Tablet- und Zeitschriftenhalter, ein Heimtrainer X-Bike aktiv mit Expanderbändern („Ihr Ganzkörpertrainer für maximale Trainingsvielfalt“), ein Ergometer („Training nach Puls- und Wattvorgabe“) sowie ein faltbarer und Platz sparender Heimtrainer X-Bike („Training auf kleinstem Raum“). [32]

       Entgegen den Hinweisen und Bedenken ihrer altersgemäßen Artgenossinen und Artgenossen sowie entgegen den Einwänden des medizinischen Betreuungspersonals vom Wohnstift „Feierabend“ begann Frau Seelenfried sofort mit dem umfangreichen, multitechnischen Wellness-Programm. Es blieb nicht ohne Folgen. Nicht nur, dass die Anschaffung der technischen Geräte ihre Ersparnisse völlig aufgebraucht hatte, sondern es zeigten sich für die Spätjugendliche schon sehr bald gesundheitliche Schäden aufgrund des ungewohnten Trainingsprogrammes und aufgrund ihres Alters sowie ihrer körperlichen Beschaffenheit.

       Der Heimleiter vom Wohnstift „Feierabend“, Bruno Allezeit, zeigte nur wenig Verständnis für das unvernünftige Verhalten seiner Wohnstift-Bewohnerin. Schon William Feather, der von 1889 bis 1981 gelebt hatte und amerikanischer Verleger mit Sitz in Cleveland, Ohio, gewesen ist, hatte erkannt: „Hinter der Werbung steht vielfach die Überlegung, dass jeder Mensch eigentlich zwei Persönlichkeiten in sich vereint: eine, die er ist, und eine, der er sein will.“

      Wilhelm Kontaktfreudig: „Wie kann ich eine dauerhafte Verbindung zu meinen Mitmenschen pflegen?“

       Der sehnlichste Wunsch des Pensionärs Wilhelm Kontaktfreudig (75 Jahre alt) bestand darin, ständig erreichbar zu sein. Denn seine Vorliebe war die verbale Kommunikation. Er entschied sich daher für den Kauf eines Smartphones. Obwohl aus dem Verwandten-, Freundes- und Bekanntenkreis warnende Hinweise auftraten („Die ständige Nutzung eines Smartphones geht nicht nur auf den Geist, sondern auch auf das körperliche Befinden.“), ließ sich der Ruheständler Kontaktfreudig nicht beirren. Er legte sich ein Smartphone zu.

       Die freundliche und dem älteren Kunden aufgeschlossen zugewandte Verkäuferin im Smartphone Shop empfahl Herrn Kontaktfreudig eindringlich einen bewussten Umgang mit dem Gerät, indem sie hervorhob: „Reflektieren Sie Ihre persönliche Smartphone-Nutzung, stellen Sie eigene Regeln für sich auf, um eine gewisse „Smartphone-Hygiene“ zu erreichen. Das bedeutet, dass Sie das Gerät konsequent aus dem Schlafzimmer verbannen oder für sich Smartphone freie Zeiten festlegen. Denn der ständige, unkontrollierte Gebrauch eines Smartphones kann der Gesundheit schaden.“ [33]

       Es lohnt sich darüber nachzudenken, welche Auswirkungen die übermäßige Nutzung eines Smartphones hat. Ein Smartphone kann süchtig machen. Wenn man ständig auf das Smartphone schaut, treten irgendwann Nackenschmerzen auf. Durch den psychischen Druck, ständig erreichbar sein zu müssen, kann ein Smartphone großen Stress erzeugen. Durch den ständigen Einsatz der Daumen beginnen diese und ihre Gelenke zu schmerzen. Durch Verschleiß können sich auch bei jungen Menschen die Sehnenscheiden im Daumenbereich entzünden. Man spricht deshalb vom „Whatsapp-Daumen“.

       Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass allein schon die Anwesenheit eines Smartphones die Konzentration des Probanden senkt. Die lästigen Ohrgeräusche („Tinnitus“) treten bei langjährigen Smartphone-Nutzern offenbar häufiger auf als bei der übrigen Bevölkerung. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass blaues LED-Licht, das häufig auf Smartphones, Tablets und Laptop-Monitoren leuchtet, die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmt. Dieses Hormon reguliert den Schlaf-wach-Rhythmus.

       Auch für Wilhelm Kontaktfreudig gilt und darauf weist ihn die freundliche Verkäuferin im Smartphone-Shop hin: „Wer abends im Bett noch mal auf sein Smartphone schaut, hat erwiesenermaßen mehr Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen.“ Das ist auch ein Grund dafür, dass der Seenager (Senior Teenager) Wilhelm Kontaktfreudig sein Smartphone-Verhalten kritisch hinterfragen sollte.

       Nebenbei bemerkt: Das schönste Kompliment, dass man heutzutage einem Mitmenschen gegenüber machen

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