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Gelegenheit wurde auch die erste Niete in die Kielplatte des neuen Schulschiffes der Armada, das den Namen LIBERDAD tragen würde, gesetzt. Aus der Gerüchteküche der Marine stammt die Version, dass dieser traditionsgemäße silberne Niet-Bolzen höchstpersönlich vom damaligen Regierungschef General Juan D. Perón eingeschlagen wurde. Als einige Jahre später (1955) Perón von den Streitmächten gestürzt wurde, ließ die Marine die berüchtigte Niete sofort vom noch im Bau befindlichen Schiff entfernen um sie durch eine „normale Niete“ zu ersetzen. Die LIBERTAD (Freiheit) sollte nicht weiter mit diesem, an den Tyrann (Perón) erinnernden Schandfleck belastet sein.

      Als der Entwurf des Schulschiffes fertig gestellt war und auf der Helling die ersten Bauarbeiten begannen, war die Schiffswerft Rio Santiago noch längst nicht vollendet. Wie der Jahresbericht zur Eröffnung des Parlaments im Mai 1955 erläutert, hatte die bebaute Fläche bereits 66.000 Quadratmeter erreicht, und der Bau des eigenen Kraftwerks, mit einer Kapazität von 10.500 kW, näherte sich seiner Vollendung. Auf der Werft arbeiteten seinerzeit schon 1.500 Werktätige.

      Mit der Werft wuchs auch der Rumpf des Schiffes und endlich, am 30. Mai 1956, kam der Tag des Stapellaufs. In einer doppelten Zeremonie, bei der auch die Kiellegung des Passagierschiffes „CIUDAD DE PARANA“ stattfand, wurde die Fregatte zu Wasser gelassen – bisher die größte Einheit, die je auf einer argentinischen Werft gebaut worden war. Der damalige Marineminister, Konteradmiral Teodoro Hartung, würdigte in seiner Laudatio jene Persönlichkeiten, die die Entstehung dieser Werft ermöglicht hatten, so dass Argentinien jetzt imstande sei, seine eigenen Kriegs- und Handelsschiffe bauen zu können. Die erfolgreiche Weiterentwicklung der Rio-Santiago-Werft ist grundsätzlich der Fähigkeit und der Hingabe des Kapitäns zur See Enrique R. A. Carranza zu verdanken.

      Das Schiff A. R. A. LIBERTAD

      Den ursprünglichen Entwurfsplänen der LIBERTAD lag eine Viermast-Schooner-Brigg zugrunde, und als solche wurde das Schiff auch erstmals gebaut. Aber schon 1957, als einige Offiziere des deutschen Schulschiffes „PAMIR“ zu Besuch auf der Werft waren, entschloss man sich, auf Grund der einschlägigen Erfahrungen dieser Seemänner, den Neubau auf eine Fregatte umzutakeln.

      Das Schicksal hatte es aber gewollt, dass diese bereitwilligen Offiziere nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren würden. Als die PAMIR sich auf ihrer Heimreise von Buenos Aires befand, wurde sie in den Nacht zum 22. September 1957 von einem Hurrikan, der über den Mittelatlantik jagte, überrascht. Die Laderäume waren mit Getreide gefüllt, und an Bord befanden sich neben der Stammbesatzung 40 junge Offiziersanwärter.

      Der Sturm erfasste den Großsegler mit solcher Wucht und Schnelligkeit, dass er hart auf die Seite gelegt wurde, die Ladung überging und das Wasser durch die Aufbauten eindrang. Die PAMIR versank binnen weniger Minuten und nahm den größten Teil der Besatzung mit in die Tiefe. Nur sechs junge Leute konnten später von herbeigeeilten Schiffen geborgen werden.

      

      Zurück zur LIBERTAD. Die Takelage einer Fregatte bedingt zwar einen größeren Personalaufwand, aber das ist gerade bei einem Segelschulschiff eine günstige Voraussetzung, weil dadurch die Ausbildungsmöglichkeiten erheblich gesteigert werden. Wenn ein solches Schiff entworfen wird, muss man nicht vorrangig an kompliziertes Lavieren oder hohe Geschwindigkeit denken, sondern eher an die Seetüchtigkeit, Sicherheit und last but not least an die Schönheit. All dieses ist beim Entwurf der LIBERTAD schließlich völlig gelungen!

      Nicht nur groß, sondern auch beeindruckend in seiner Art, gehört das argentinische Vollschiff zu den größten und auch stolzen Segelschulschiffen in der internationalen Windjammer-Flotte.

      Der Rumpf der Fregatte LIBERTAD besteht aus genieteten Stahlplatten, die Oberdeck-Beplankung ist aus Teakholz, und für die Innenausstattungen sind reichlich andere Edelhölzer verwendet worden.

      Besonders prunkvoll ist der Kapitänsbereich ausgestattet, der die ganze Breite des Schiffshecks einnimmt.

      Empfangsraum des Kommandanten

      Neben der eigentlichen Kapitänskajüte befindet sich der große Arbeits- und Empfangsraum des Kommandanten. Kostbare Gemälde und Trophäen aller Art schmücken diesen eindrucksvollen Raum, wo manch hochrangiger Besuch vom Kapitän empfangen wird. Eine gesonderte Pantry steht zu diesem Zweck zur Verfügung. Sonst aber ist das Schiff, das im Laufe der Jahre andauernd renoviert wird, hochmodern eingerichtet: vollklimatisierte Wohn- und Aufenthaltsbereiche, Badezimmer mit Duschen, großzügige Offiziersmesse mit Bar, ein komplett eingerichteter Operationsraum sowie ein Zahnarztzimmer, Satellitennavigator, elektronische Ortungssysteme, und ausreichende Feuerlösch- und Rettungsvorrichtungen tragen zur Sicherheit auf See bei. Der voll ausgestattete Funkraum verbindet das Schiff mit der ganzen Welt.

      Auf ihrer ersten Reise in 1963, hatte die LIBERTAD noch keine Galionsfigur am Bug. Diese wurde erst von dem spanischen, in Buenos Aires lebenden Bildhauer Carlos García González geschaffen und im darauffolgenden Jahr angebracht.

      Die Figur stellt die Freiheit dar, verkörpert durch eine Frau die eine Jakobiner- (phrygische) Mütze trägt, und die Republik Argentinien in Frieden und Freundschaft symbolisieren soll. Die Augen in dem zierlichen Frauenantlitz schauen auf den Horizont, so wie es die Marinetradition bestimmt, um dem Schiff eine gute Fahrt zu sichern.

      Der Bildhauer schnitzte die Figur aus paraguayischem Zedernholz (cedrela tubiflora) und verwendete dafür einen 6 Meter langen Stamm mit 70 Zentimeter Durchmesser. Modell für die Figur, stand die Frau des Künstlers, die allerdings starb, bevor die Glücksbringerin am Bug angebracht werden konnte. Der damalige Kommandant des Schiffes erlaubte dem Künstler jedoch, den Namen seiner Frau auf der Figur zu verewigen. So ist in einer der Falten des Gewandes der Galionsfigur die Inschrift „A Nike“ (an Nike – der Kosename der Frau) zu lesen. Die goldbedeckte Galionsfigur erhielt ihre Meerwasser-Taufe am 4.April 1964, außerhalb vom Rio de la Plata, auf dem Weg nach Santos. Zwei Tage später bestand sie die erste Sturmprobe, als der Bug bei kräftiger See mehrmals in die Wogen tauchte.

      Neben der vorgesehenen praktischen Ausbildung an Bord, gibt es auf dem Schulschiff zwei Unterrichtsräume, um den jungen Seekadetten noch den letzten theoretischen Schliff zu geben. Die Fähnriche zur See, wie die auszubildenden Marineoffiziere genannt werden, haben ihre eigene Messe, in der sogar ein Klavier zur Unterhaltung steht. Dieser Bereich, sowie auch die Unterkunftsräume der Kadetten, liegen traditionsgemäß mittschiffs, weshalb die Fähnriche in der englischen Sprache als „midshipmen“ benannt werden. Im argentinischen Marine-Jargon nennt man sie „Michis“ (ausgesprochen: Mitschis).

      Das Schiff verdrängt voll beladen 3.765 Tonnen; im leichten Ladezustand, 2.740 Tonnen. Es ist 91,75 m lang (80 Meter zwischen den Perpendikeln, mit einem 7,75 m langen Überhang vorn und einem 4 m langen Überhang hinten). Die größte Breite beträgt 14,31 m, die Konstruktionsbreite 13,80 m, die mittlere Seitenhöhe 11 m und der Tiefgang 6,60 m.

      Die Besatzung besteht aus 24 Offizieren, etwa 120 Seekadetten und einer 187-Mann-Stammcrew. Wenn man dazu die Kadetten anderer Länder und weitere Gäste, die auf den meisten Ausbildungsreisen auf dem Schiff mitfahren, zählt, ergibt sich die beträchtliche Anzahl von rund 350 Mann an Bord. Alle erhalten täglich ihre frischen Brötchen neben der normalen Verpflegung, die Uniformen werden gereinigt und gebügelt, für genügend Badewasser wird gesorgt und – darüber hinaus – für alles was zum täglichen Gebrauch benötigt wird. Dementsprechend ist das Schiff mit einer geräumigen Kombüse, Bäckerei, Reinigungsanlage,

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