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      LUNATA

Die Wildente

      Die Wildente

      Schauspiel in fünf Akten

      © 1884 Henrik Ibsen

      Originaltitel Vildanden

      Aus dem Norwegischen von Karl Strecker

      Umschlagbild Moritz Müller

      © Lunata Berlin 2020

      Inhalt

       Personen

       Erster Akt

       Zweiter Akt

       Dritter Akt

       Vierter Akt

       Fünfter Akt

      Personen

      Werle, Großkaufmann, Hüttenbesitzer usw.

      Gregers, sein Sohn

       Der alte Ekdal

      Hjalmar Ekdal, des Alten Sohn, Photograph

      Gina, Hjalmars Frau

      Hedwig, ihre Tochter, 14 Jahr alt

      Frau Sörby, Haushälterin bei Werle

      Relling, Arzt

      Molvig, gewesener Theologe

      Gråberg, Buchhalter

      Pettersen, Diener bei Werle

      Jensen, Lohndiener

      Ein beleibter Herr von bleicher Gesichtsfarbe

       Ein Herr mit einer Glatze

      Ein kurzsichtiger Herr

      Sechs andere Herren, Gäste Werles

       Mehrere Lohndiener

       Der erste Akt spielt in Werles Hause, die vier andern bei Hjalmar Ekdal.

      Erster Akt

       In Werles Haus.

       Reich und bequem eingerichtetes Arbeitszimmer; Bücherschränke und Polstermöbel; Schreibtisch mit Dokumenten und Protokollen; mitten im Zimmer brennende Lampen mit grünen Schirmen, so daß ein gedämpftes Licht im Zimmer herrscht. Offene Flügeltür mit zurückgeschlagener Portiere an der Hinterwand. Durch diese Tür blickt man in ein großes, elegantes Zimmer, das durch Lampen und Armleuchter hell erleuchtet ist. Vorn rechts im Arbeitszimmer führt eine kleine Tapetentür in die Kontore. Vorn links ein Kamin, worin Kohlen glühen; weiter nach hinten eine Doppeltür, die in den Speisesaal führt.

       Pettersen, in Livree, und Jensen, im Frack machen im Arbeitszimmer Ordnung. In dem größeren Zimmer bewegen sich zwei, drei andere Lohndiener, räumen auf und machen noch mehr Licht. Aus dem Speisesaal tönt das Summen der Unterhaltung und vielstimmiges Lachen; man klopft mit einem Messer ans Glas; Ruhe tritt ein; ein Toast wird gehalten; Bravorufe, darauf wieder das Summen des Gesprächs.

      Pettersen zündet eine Lampe auf dem Kamin an und setzt den Schirm darüber. Sie, Jensen, hören Se man bloß mal; nu steht der Alte auf und red't 'nen länglichen Tomast auf Frau Sörby.

      Jensen schiebt einen Lehnstuhl vor. Ist das vielleicht wahr, was die Leute sagen, daß mit die beiden was los is?

      Pettersen. Weiß der Deubel.

      Jensen. Er soll ja in frühere Jahre ein doller Bengel gewesen sein.

      Pettersen. Das' woll möglich.

      Jensen. Das Diner, das gibt er ja woll für seinen Sohn.

      Pettersen. Ja. Der Sohn ist seit gestern wieder da.

      Jensen. Ich hab' gar nich mal gewußt, daß Herr Werle 'n Sohn hat.

      Pettersen. Jawoll, – er hat 'n Sohn. Aber der kommt nie da oben vom Höjdalswerk weg. In die ganzen Jahre, wo ich hier diene, is er nie zu Haus' gewesen.

      Ein Lohndiener in der Tür zum andern Zimmer. Sie, Pettersen, da is so'n alter Kunde, der –

      Pettersen brummend. Deubel noch mal, wer will denn jetzt hier 'rein?

       Der alte Ekdal wird im Zimmer rechts sichtbar. Er trägt einen fadenscheinigen Radmantel mit hohem Kragen; wollene Fausthandschuhe; in der Hand hält er einen Stock und eine Pelzmütze; unter dem Arm ein Paket in Packpapier. Rotbraune, schmutzige Perücke und einen kleinen grauen Schnurrbart.

      Pettersen geht ihm entgegen. Herrjeh! – Was wollen Sie denn hier?

      Ekdal in der Tür. Muß dringend aufs Kontor, Pettersen.

      Pettersen. Das Kontor ist schon 'ne Stunde zu, un –

      Ekdal. Hab's schon unten gehört, Freundchen! Aber Gråberg ist noch drin. Seien Sie nett, Pettersen, und lassen Sie mich durch die Tür da 'rein. Zeigt auf die Tapetentür. Bin schon mal den Weg gegangen.

      Pettersen. Na, meinswegen! Öffnet ihm die Tür. Aber passen Sie ja auf, daß Sie auch den richtigen Weg wieder 'runter kommen. Wir haben Gäste.

      Ekdal. Weiß schon – hm! Danke, Pettersenchen! Alter guter Freund. Danke schön. Brummt leise: Schafskopf! Ab ins Kontor, Pettersen schließt die Tür hinter ihm.

      Jensen. Gehört der auch mit zu die Kontorleute?

      Pettersen. Nee, das is man bloß so einer, der aus 'm Hause schreibt, wenn sie 'ne Aushilfe brauchen. Aber das war früher mal 'n verdammt feinen Kerl, der alte Ekdal.

      Jensen. Ja, er sah auch aus nach so was.

      Pettersen. Na ja! Der is doch auch Leutnant gewesen!

      Jensen. Deubel auch, – Leutnant!

      Pettersen. Jawoll ja. Dann schmiß er sich auf 'n Holzhandel oder was Ähnliches. Sie sagen, er hat Werle mal düchtig 'reingelegt. Die beiden hatten nämlich damals das Höjdalswerk zusammen, verstehn Sie. O, den alten Ekdal, den kenn' ich 'n bischen fein. Wir trinken so manchen Bittern und manche Buddel Bayrisch zusammen – bei Madam Eriksen.

      Jensen. Na, bei dem is es mit 'm Spendieren doch woll man bloß nur so so?

      Pettersen. Herrjeh, Jensen, – Sie können sich doch woll denken, daß ich der Spendierer bin. Ich mein' doch, man soll schangtil mit Leute sein, denen 's mal besser gegangen is.

      Jensen. Hat er denn Bankrott gemacht?

      Pettersen. Nee, es war woll noch viel schlimmer. Er hat Festung gekriegt.

      Jensen. Festung!

      Pettersen. Kann auch Zuchthaus gewesen sein – horcht.

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