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die Regelschule besuchen; noch ist ungewiss, wie es mit Autisten in der Schule weitergehen soll.

      Junge Erwachsene mit Autismus haben es schwer, in der Berufswelt bunt Fuß zu fassen, es traut ihnen niemand etwas zu. Ohne viel Unterstützung durch hochgradige, mutige Fachleute geht gar nichts. Noch gibt es keine guten, bunten Berufsausbildungen für sie. Doch ohne Zukunftsperspektive lohnt es sich für junge autistische Leute nicht, nach Arbeit zu suchen. Gut, wer mutige, kommunikative Eltern hat, die nicht aufgeben und nach Arbeitsmöglichkeiten suchen. Noch nichts begreifend, beginnen sie, jubelnd gut gemeint, bei privaten Geschäftsleuten eine Stelle zu suchen. Zu jung, um genügend Erfahrung zu haben, stehen sie dann ohnmächtig da, wenn es nicht gut kommt. Pingelige Arbeitgeber haben in puncto Kompliziertheit autistischen Verhaltens noch Mühe, lockende Angebote zu machen.

      Von sich aus in eine Institution für Behinderte zu gehen, kommt für die Eltern nicht infrage, sie sind noch nicht bereit dazu. Komisch ist, dass angeblich nur Fachleute wissen, was gut ist für Autisten. Institutionsleitungen nehmen Autisten nicht so gern, weil sie viel Aufmerksamkeit benötigen. Es muss hart gekämpft werden, schon nur für einen Platz in einer Beschäftigungsgruppe. Normal wäre, dass Autisten eine Arbeit machen könnten, die ihnen zusagt. Ohnmächtig ist, dass vieles nicht bezahlt wird von dem, was Autisten brauchen würden.

      Noch ist der nobel, wer sich um kluge Autisten kümmert, Honigschlecken ist die Arbeit mit ihnen nicht. Lobenderweise gibt es aber immer mehr unkomplizierte Mitmenschen, die gut denken über Autisten und für sie kämpfen. Das sind Lichtblicke.

      Selbstmotivation

      Liebe Karin1,

      du hast mich gefragt, ob ich einen guten Rat wüsste, wie sich deine kranken Menschen wieder selber motivieren können.

      Ich bin Autist und sage dir, es ist schwierig, wenn wir so speziell sind. Wir sind sonderbar und werden vielmals nicht verstanden. Ich hatte auch depressive Phasen. Da war ich noch jünger. Es gab nicht viel, was ich damals konnte. So gab es meine Mutter, die sicher viel dazu beigetragen hat, dass ich da rausgekommen bin. Es gibt aber noch heute Momente, in denen es mir Mühe macht, alles zu ertragen und auszuhalten. Was ich immer sage, und was ich selber auch immer wieder üben muss, ist den Willen aufzubringen, diesen Zustand zu ändern. Glücklich zu sein und sich zu freuen.

      Es gibt da eine Sache, die ich auch mache: Das Positive an mir sehen. Also, ich sehe gut aus, habe tolle Haare und ich bin Autor. Das stellt mich unheimlich auf die Beine. Macht das auch. Schaut euch an, und sagt zu euch vor dem Spiegel: ”ich habe schöne Beine“, ”ich kann ganz toll schreiben“ oder ”meine Ohren sind optimal angewachsen“. Nicht weit suchen. Das müsst ihr immer wieder machen, jeden Tag. Ihr findet ganz schnell viele positive Werte an euch. Es können auch immer wieder die Gleichen sein. So lernt ihr euch selber lieben. Das solltet ihr wirklich jeden Tag machen, und dankbar sein dafür. So dreht euer Unterbewusstsein von negativ auf positiv. Das ist der erste Schritt.

      Gebt euch Zeit dafür. Gebt euch durch Gebete, oder etwas, was euch viel bedeutet, Halt. Ich habe das Universum und die Engel. Die sind für mich Seelenbalsam. Ich kommuniziere viel mit ihnen, und sage danke, dass sie mich führen. Ihr müsst Vertrauen finden in das Leben. So baut ihr eure Ängste ab. Sicher ist das ein Prozess, und der dauert etwas. Auch die schlechten Momente solltet ihr nicht werten, sonst würde auch ich nicht mehr leben wollen, denn ich ecke jeden Tag irgendwo an.

      Es ist auch gut, wenn ihr euren Tagesablauf strukturiert. So wisst ihr genau, ich arbeite eine gewisse Zeit, die ich versuche einzuhalten, und dann erst kommt die Pause. Verlangt Motivation von euren Betreuern, das zu schaffen, und zwar genau in diesem Moment, an dem ihr aufgeben wollt. Ich habe das auch jahrelang geübt, und tue es immer noch.

      Genauso wie ihr in der Natur Frieden findet. Beobachtet die Vögel, die Blumen. Ruht euch unter einem Baum aus, tankt Energie. Verbindet euch mit dem Einfachen im Leben. Stellt auch keine Ansprüche an das Leben, und akzeptiert eure momentane Krankheit, als sei sie ein guter Kollege, der euch etwas belästigt, sich aber wieder anders verhalten wird, wenn ihr ihn so akzeptiert, wie er ist. Genießt das Leben immer einen kleinen Schritt mehr, und akzeptiert eure Näpfchen der dunkleren Seite. Sie werden dann schneller wieder hell und klar.

      Ich wünsche euch das Selbstvertrauen eines dürstenden Kamels in der Wüste, dass es eine Oase mit Wasser finden wird.

      Mit den leuchtvollen Farben des Regenbogenlichtes grüße ich euch zuversichtlich und motiviert.

      Dominic Müller

      Die Diagnose

      (Erika Müller)

      Ich wurde in all den Jahren so viele Male gefragt, wie ich denn gemerkt hätte, dass mit Dominic etwas nicht stimmt.

      Die Schwangerschaft verlief problemlos und im Austrittsbericht des diensthabenden Arztes im Krankenhaus stand: Spontangeburt, gesunder Knabe. Dominic weinte schon im Krankenhaus viel. Sie brachten ihn abends, so gegen elf, regelmäßig zu mir ins Bett, weil er nicht schlafen wollte. Ich kann mich auch erinnern, dass eine Freundin zu mir sagte, sie hätte noch nie ein so schönes Baby gesehen. Vielleicht drückte schon damals seine Einzigartigkeit durch.

      Zu Hause war es anstrengend, denn Dominic schlief nicht besser als im Krankenhaus. Er bekam auch ein extrem juckendes Ekzem an seinen Wangen, die er sich nachts so blutig kratzte, dass ich ihm Fäustlinge nähte, die ich zum Schlafen über seine Hände zog. Wenn Babys weinen, versucht man ja oft, ihnen den Schnuller in den Mund zu stecken. Bei Dominic löste das oft Brechreiz aus, und die ganze Nahrung kam im hohen Bogen retour. Es grauste ihn sicher schon damals vor diesem Silikonzeugs im Mund.

      Auffällig wurde er für mich in dieser Situation: Wir saßen am Tisch beim Essen, Dominic neben uns im Kindersitz. Immer wenn ich zu ihm sprach, reagierte er nicht. Das fiel mir immer mehr auf, und ich vermutete, dass er nicht hörte. Dominic war damals etwa dreizehn Monate alt. Wenn ich etwas über Autismus gewusst hätte, wären mir auch andere auffällige Verhaltensweisen von ihm eher bewusst geworden. Er stopfte sich alles in den Mund – angefangen von Blumenerde, über Hydrokugeln, Styroporkugeln vom Kinderstaubsauger, Sand bis hin zu Steinen – einfach alles, was er so finden konnte. Auffallend war auch sein Zehenspitzengang, sobald er richtig laufen konnte. Das tat er auch erst mit fünfzehn Monaten. Er schlürfte tagelang Meerwasser, bis er Durchfall bekam. Spazierte am Strand tagelang hin und her. Wenn der Fernseher lief, ging er mit dem Gesicht ganz nah an den Bildschirm ran. Er kniete am Salontisch und bewegte sein Spielzeugauto hin und her, völlig konzentriert auf die sich drehenden Räder. Manchmal, wenn es an der Haustür klingelte und Dominic die Person sah, warf er sich rückwärts zu Boden und klopfte mit seinem Schädel auf den Untergrund. Beruhigen konnte man ihn in dieser Situation sehr schlecht. Sprachlich kommunizierte er einzelne Wörter wie Mama, Papa, ogi, ugi, agi und acht. Das fiel aber nach kurzer Zeit wieder weg.

      Aufgrund unserer Vermutung, dass unser Sohn nicht hören könnte, nahmen wir Kontakt mit dem Kinderarzt auf, der uns einen Termin bei einer Psychologin im Kinderspital Bern vermittelte. Er meinte, dass es auch eine Entwicklungsverzögerung sein könnte. Jungs seien ja manchmal etwas später als das weibliche Geschlecht. In Bern wurde die Psychologin jedoch auch nicht fündig und es wurde ein Hörtest gemacht. Dominic reagierte dabei auch nicht großartig, und der Professor tadelte uns, dass man das als Eltern eigentlich schon früher hätte merken müssen. Dominic wurde dann ein Schlafsirup verabreicht und daraufhin an ein Messgerät angeschlossen, das attestierte, dass Dominic zu hundert Prozent hörte. Das Schlussgespräch blieb der Arzt uns bis heute schuldig.

      Da jetzt guter Rat teuer war und man nicht wusste, was los war, verschrieb die Psychologin für Dominic Früherziehung. Dabei kommt eine Fachperson zu dem Kind nach Hause und versucht spielerisch herauszufinden, wo die Ursache liegen könnte. Bei Dominic zeigte diese Maßnahme wenig bis keinen Erfolg. Vielmals zog die Frau entmutigt von dannen, bis sie eines Tages, Dominic war inzwischen zweieinhalb Jahre alt, den Ausdruck Autismus fallen ließ und die Vermutung in den Raum stellte, dass unser Sohn eventuell solche Züge haben könnte. Ich wurde aufmerksam, denn endlich gab es

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