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      Die Wirtschaftslehre befasst sich damit, wie Gruppen und Einzelpersonen entscheiden und warum sie bestimmte Dinge in bestimmten Mengen wählen. Wirtschaftswissenschaftler haben sehr viel Zeit darauf verwendet zu analysieren, wie Gruppen Entscheidungen treffen; aber weil das Entscheidungsverhalten von Gruppen normalerweise dem Entscheidungsverhalten von Einzelpersonen sehr ähnlich ist, konzentriere ich mich in diesem Kapitel auf Einzelpersonen.

      Um es nicht zu kompliziert zu machen, konzentriert sich meine Erklärung des individuellen Entscheidungsverhaltens auf das Konsumentenverhalten, weil die meisten Entscheidungen, die Menschen täglich treffen, Güter und Dienste betreffen, die sie konsumieren wollen. Wir sind laufend gezwungen zu entscheiden, weil unsere Bedürfnisse fast immer unsere Mittel übersteigen. Begrenzte Ressourcen oder Knappheit sind das zentrale Thema nicht nur in den Wirtschaftswissenschaften, sondern auch in der Ökologie und in der Biologie. Das Kernthema der Evolutionslehre von Darwin sind Tiere und Pflanzen, die um begrenzte Ressourcen konkurrieren, um die größtmögliche Zahl von Nachkommen zu produzieren. Die Wirtschaftslehre betrachtet den Menschen, wie er unter begrenzten Möglichkeiten wählt, um sein Glück zu maximieren.

      Menschen mögen komplizierte Wesen sein, die sich manchmal recht rätselhaft verhalten, aber die meisten sind normalerweise ziemlich vorhersagbar. Deshalb können wir sehr viel lernen, wenn wir ihr Entscheidungsverhalten studieren; wenn wir die Entscheidungen verstehen, die Menschen in der Vergangenheit getroffen haben, verstehen wir sehr wahrscheinlich auch die Entscheidungen, die sie in der Zukunft treffen werden.

      Das künftige Entscheidungsverhalten zu verstehen (und sogar vorherzusagen) ist sehr wichtig, weil größere Umwälzungen in der wirtschaftlichen Umgebung normalerweise die Folge von Millionen kleiner einzelner Entscheidungen sind, die sich zu einem größeren Trend summieren. Beispielsweise haben die Umstände, unter denen Millionen von Einzelpersonen entscheiden, ob sie einen Arbeitsplatz suchen oder sich fortbilden sollen, zusammengenommen größere Auswirkungen auf die Arbeitslosenquote. Und wie sich diese Einzelpersonen über die Verwendung ihres Einkommens entscheiden, das heißt, ob sie es ausgeben oder sparen, beeinflusst die Höhe der Zinssätze und ob das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und der gesamte wirtschaftliche Output – über die Beeinflussung der Produktionsentscheidungen vor allem seitens der Unternehmen – wachsen oder schrumpfen. (Das BIP wird in Kapitel 14 behandelt.)

      Um vorherzusagen, wie eigennützige Einzelpersonen Entscheidungen treffen, haben Wirtschaftswissenschaftler ein (allerdings nicht ganz unumstrittenes) Modell des menschlichen Verhaltens entwickelt. Dieses Modell geht von der Rationalität und der Möglichkeit der Berechnung der oft feinen Unterschiede zwischen möglichen Entscheidungen in Bezug auf das individuelle Glück (welches indes nicht einfach zu operationalisieren ist) aus. Es besteht aus drei Prozessstufen:

      1 Bewerten Sie, wie viel Glück jede Möglichkeit Ihnen bringen kann.

      2 Untersuchen Sie die Beschränkungen und Kompromisse, die Ihre Möglichkeiten begrenzen.

      3 Wählen Sie die Möglichkeit, die Ihr gesamtes Glück maximiert.

      Dieses Modell beschreibt zwar nicht alle Aspekte des menschlichen Entscheidungsverhaltens, es ermöglicht aber für viele Situationen vergleichsweise genaue Vorhersagen in Bezug auf das menschliche Verhalten. Doch viele stellen diese Erklärung menschlichen Verhaltens infrage. Hier drei häufig genannte Einwände:

       Handeln Menschen wirklich so eigennützig? Werden Menschen nicht oft durch das motiviert, was für andere am besten ist?

       Kennen Menschen wirklich jederzeit alle ihre Möglichkeiten? Wie können sie rational zwischen neuen Dingen wählen, die sie vorher noch niemals ausprobiert haben?

       Können Menschen wirklich frei Entscheidungen treffen? Sind sie nicht durch gesetzliche, moralische und soziale Standards eingeschränkt?

      In den folgenden Abschnitten dieses Kapitels gehe ich näher auf das dreistufige wirtschaftliche Entscheidungsmodell ein und beantworte diese Einwände.

      Wirtschaftswissenschaftler gehen vielfach davon aus, dass Menschen aus einem freien Willen heraus entscheiden und handeln. Im Standardmodell verhalten sich Menschen vollkommen rational und können für sich selbst entscheiden. Das führt zu der Frage, was die Menschen motiviert, und weiter, was die Menschen aus ihrem freien Willen heraus tun werden.

      Kurz: Wirtschaftswissenschaftler nehmen in der Regel an, dass das Grundmotiv für das Verhalten der meisten Menschen der Wunsch ist, glücklich zu sein. Aus dieser Annahme folgt, dass Menschen Entscheidungen so treffen, dass sie unter den gegebenen Umständen so glücklich wie möglich werden. In diesem Abschnitt beschreibe ich, wie die Suche nach Glück das Konsumentenverhalten beeinflusst.

      Wenn im Folgenden von den Wirtschaftswissenschaftlern die Rede ist, ist dies eine (sprachliche) Vereinfachung. Genauer ausgedrückt, wird lediglich die Mehrheitsposition in den Wirtschaftswissenschaften dargelegt, die sich auf ein individualistisches Weltbild bezieht und demzufolge von individueller Glücksmaximierung ausgeht (sogenannter neoklassischer Modellansatz).

       Der Nutzen als Maßstab für das Glück

      Wenn Menschen die Dinge wählen, die ihnen das größte Glück bringen, müssen sie irgendwie messen können, wie viel Glück die einzelnen Möglichkeiten bringen. Deshalb nehmen Wirtschaftswissenschaftler an, dass Menschen eine Befriedigung oder ein Vergnügen aus den Dingen ziehen, die das Leben bietet. Sonnenuntergänge sind schön. Eis essen ist schön. Freundschaft ist schön. Und ich fahre gerne schnell mit dem Auto.

      Wirtschaftswissenschaftler nehmen an, dass man alle möglichen Dinge aus dem menschlichen Erfahrungsbereich mit einem gemeinsamen Maß des Glücks oder der Befriedigung messen kann, das als Nutzen bezeichnet wird – wenngleich es in der Praxis nicht einfach ist, Glück beziehungsweise Nutzen zu messen. Dinge, die Sie mögen, haben einen hohen Nutzen, während Dinge, die Sie gering schätzen, nur einen geringen oder sogar einen negativen Nutzen haben. Und Dinge, die Sie verabscheuen (wie Giftmüll oder Nahrungsmittel, auf die Sie allergisch reagieren), haben einen negativen Nutzen. Der Nutzen dient als gemeinsamer Nenner, der es ermöglicht, sehr unterschiedliche Dinge vernünftig zu vergleichen.

      Der Begriff des Nutzens ist sehr umfassend. Für einen Hedonisten kann Nutzen das körperliche Vergnügen sein, das er bei der Ausführung diverser Dinge hat. Aber für eine auf sittliche Werte ausgerichtete Person kann Nutzen etwas sein, das die moralische Befriedigung vermittelt, in einer gegebenen Situation das Richtige zu tun. Für das wirtschaftswissenschaftliche Standardmodell ist es wichtig anzunehmen, dass Menschen den Nutzen verschiedener möglicher Aktivitäten feststellen und vergleichen können.

       Altruismus und Großzügigkeit berücksichtigen

      Doch nach Ansicht eines Wirtschaftswissenschaftlers kann man den Altruismus, also den Wunsch, anderen zu helfen, als eine persönliche Präferenz auffassen. Die Mutter,

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