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Die Lippen formen lautlos die Worte «Blablabla.» Die Frau in seinem Arm kichert. Er legt auf. Sie schmiegt ihren Kopf an ihn. Und wird diese Situation vergessen haben, wenn sie in drei Jahren einen Anruf von ihm bekommt: «Hoi Schatz, ich schlaf hütt znacht bim Roli ...»

      Einsteig-Strategien

      Obacht beim Einsteigen! Immer gut darauf achten, wer vor einem steht: Schneeweisse Tussijacke geht gut (die mit Fell an der Kapuze). Schwarze Banker-Nylon-Regenjacke auch. Schwierig wirds bei Altherren-Trenchcoats, verlöcherten Gam­mel-Schlüttli und – wie ich seit heute weiss – bei Wildlederjacken. Denn wer solches trägt, gehört zu jenen Pendlern, die einem das Einsteigen zur Hölle machen.

      Aber der Reihe nach: Der Zug fährt ein. Hält an. Die Türen öffnen sich. Menschen drängen heraus und hinein. Dann gehts für die Untenfahrer unten rein, die Obenfahrer gehen die Treppe hoch. Die Unentschiedenen stehen im Weg. Selbst wählt man die Treppe nach oben, weil der Pendlerblick vom Perron aus messerscharf erkannt hat, dass es dort noch die meisten freien Plätze hat.

      Allerdings hat man die Rechnung nicht ­gemacht mit besagten Altherren-Trenchcoats, Gammelschlüttli und Wildlederjacken dieser Welt. Sie zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass sie sich im Schneckentempo vor einem die Treppe hochschleppen. S-C-H-R-I-T-T für Schritt. S-T-U-F-E für Stufe. «Lauf mal!», will man schreien. «Tempo, Tempo!» Und tuts dann doch nicht. Verklemmt sich das entnervte Schnauben. Stattdessen trottet man hinter der Wildlederjacke her und sieht, oben angekommen, dass die Mitpendler von der anderen Seite her schneller waren. Fast alle Plätze sind besetzt. Also setzt man sich mit der Wildlederjacke in ein Abteil. Und schüttet, ganz aus Versehen – kurz vor Effretikon den Starbuckskaffee auf sein Knie. Upps, sorry!

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      visavis #34

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      visavis #69

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      visavis #6

      Türengel auf Reisen

      Wer kennt das? Atemlos durch die Unterführung hetzen. Noch zehn Sekunden. Wusch-Wusch-Wusch an Feierabendgesichtern vorbei. Noch fünf Sekunden. Mit grossen Schritten die Treppe hoch. Noch zwei Sekunden. Zwei Stufen aufs Mal. Null Sekunden. Und wahrscheinlich hätte man den Zug jetzt verpasst, wenn da nicht dieser eine Mensch aus der Kategorie «Lieber Mitpassagier» wäre, der den Türknopf drückt. Oder noch besser: gleich aufs Trittbrett steht. Solche Menschen haben ein lobendes Wort verdient. Und einen schmückenden Titel: Türengel. Mein Türengel am letzten Donnerstag war ein ganz Besonderer. Er hielt nämlich nicht nur mir die Tür auf, sondern – knapp vor Abfahrt – einfach allen, die angehastet kamen. Und kaum waren wir alle glücklich im Wageninnern, sagte er: «Du, häsch mer 2.80, das i chan uf Oerlike fahre.» Öhm ... Ausser Atem wie ich war, hab ich dankbar in der Manteltasche gekramt. Dass er sich in der S-Bahn gar kein Ticket kaufen kann, hab ich erst viel später kapiert. Egal. Der Trick mit der Tür ist bestechend. Türengel müssen belohnt werden, auch wenn sie streng riechen. Wir alle sollten ein bisschen Türengel sein. Im Sinne der pendlerischen Nächstenliebe. Das hab ich mir vorgenommen, als ich einen Tag später auf die Abfahrt wartete. Ein schlacksiger Jüngling mit Baseballcap und Riesenkopfhörern rannte die Treppe hoch. Ich drückte auf den Türknopf und stellte mich aufs Trittbrett. Er stieg ein. Schaute mich an. Grinste: «Und jetzt wotsch Schtutz, gäll ... Das känni!»

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