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dadurch wieder in die «Pinguin-Sünde» ein, wird ein Fisch, beginnt zu träumen und zieht hinaus in die Wasser des Meeres.

      Der andere Höhepunkt ist der Anblick des neu gelegten Eies. Alle Beobachter erzählen, mit welcher Erregung und welchem Erstaunen beide Eltern das Ei begrüßen; wie sie es hin- und herrollen und von allen Seiten betrachten und sich gar nicht genug daran tun können. Keimt in ihnen etwas herauf, das sich ahnend mit dem vergleichen lässt, was Rudolf Steiner einmal über die Gestalt des Eies geäußert hat? Er sagte:

      Das Ei ist nichts anderes, als das wirkliche Abbild des Kosmos … und die Philosophen sollten nicht spekulieren, wie die drei Dimensionen des Raumes sind, denn wenn man nur richtig weiß, wo man hinzuschauen hat, so kann man überall die Weltenrätsel anschaulich dargestellt finden. Dass die eine Weltenachse länger ist als die beiden anderen, dafür ist ein anschaulicher Beweis das Hühnerei; seine Grenzen, die Eierschalen, sind ein wirkliches Bild unseres Raumes.15

      Vielleicht wacht eine Ahnung dieses Wissens im Empfinden der Pinguin-Eltern auf. Sie erdämmern sich diese Anschauung. Dadurch aber entzündet sich in ihnen die Kraft, dieses Ei nun mit aller Hinneigung und instinktiver Pflege auszubrüten, da es ihnen dieses tiefe Erlebnis vermittelt hat. Obwohl sie so bedauernswert und lächerlich aussehen, verbirgt sich die Größe und Tragik allen Daseins unter diesem Narrenkleid. Sie sind schon Menschenvorfahren, die Pinguine, nur ist bei ihnen alles verzerrt und verschoben. Denn jede Tragödie hat auch ihr Satyrspiel; und so hat das Menschenwerden im Pinguindasein seine Clownerie.

      Vom Sinn der Pinguinexistenz

      Wenn noch immer in Brehms Tierleben zu lesen ist, dass man nicht viel Aufhebens von dem Nutzen machen kann, den die Pinguine den Menschen bringen, dann ist das eine sehr armselige Art der Betrachtung. Denn die Frage lautet vielmehr: Was ist der wahre Sinn ihrer Existenz?

      Sofort aber muss man dann daran denken, dass diese Gruppe von Vögeln einen Kontinent bewohnen, der völlig menschenleer geblieben ist. An den Randgebieten der Arktis lebt noch der Eskimo. Die Antarktis aber, vom Meer umgeben, ist eine völlig menschenleere Landschaft. Die Lebensbedingungen sind so unwirtlich und bedrohlich, dass Menschen nur unter größten Opfern einige Zeit dort existieren können. Der Pinguin aber hat den Schritt gewagt, die dunkle Einsamkeit und Kälte der Antarktis mit seinem Dasein zu durchdringen. Das allein ist eine Jahr für Jahr sich neu vollziehende Heldentat. Besonders die Adelie- und Kaiserpinguine besiedeln die schnee- und eisbedeckten Hochflächen des Südpols. Tragen sie damit nicht ein Stück Erdenschicksal in diesen so verlassenen Bereich des Erdgestirns? Und wenn die Pinguine, nach vollzogenem Brutgeschäft, wieder ins Meer zurückgehen, dann schwimmen sie hinaus nach allen Seiten; zu den Falklandinseln bei Südamerika, zum Kap von Südafrika, nach Neuseeland, nach Tasmanien und bilden so eine lebendige Verbindung zu den von Menschen bewohnten Gebieten. Die Pinguine binden den antarktischen Kontinent an die übrigen Erdgebiete, indem sie jährliche Botschafter zwischen beiden sind. Das sind keine Staatsverträge und territorialen Ansprüche, die sie verbreiten. Sie tragen die Kunde vom Dasein des Menschen auf Erden in die polaren Regionen.

      Vielleicht wird eine nähere Kenntnis der wenigen Gattungen existierender Pinguine es einmal ermöglichen, sie den verschiedenen Arten der Menschenrassen zuzuordnen, sodass sie dadurch ein Schattenbild der ganzen Menschheit darstellen, das auf dem und um den antarktischen Kontinent herum existiert. Sie, die in vielen Zügen den Menschen karikiert wiederholen und nachahmen, tragen sein Bild in die äußersten Grenzen des Erdendaseins hinein.

      Einstmals war die ganze Vogelwelt ein gewaltiges Geistwesen, das brütend über den Wassern schwebte. Die meisten Vogelgeschlechter können deshalb noch heute ihre Flügel ausbreiten und himmelwärts fliegen. Andere aber mussten dem Flug entsagen und sich der Erde und dem Wasser verschreiben. Die Pinguine sind die Affen der Vögel. Auch sie hatten einst Flügel, aber sie stürzten zu schnell in die Verhärtung hinunter und verloren dabei die Kunst des Fliegens. Stattdessen erwarben sie sich das Schwimmen, und nun ziehen sie jährlich zweimal vom Wasser zum Land und zurück und verkünden dem nächtlichen Südpol das Lied vom Menschen. Es ist ein rauher Gesang; mehr dem Schrei des Esels gleich als dem Lied der Vögel. Sie krächzen und quaken und prusten und bellen – und dennoch ist es ein Laut, der aus dem Innern in die furchtbare Stille der Polarnacht tönt und ihr zuruft: Die Erde ist beseelt.

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