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      Die Schweizer Popmusik ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und seit einigen Jahren feiern jüngere Musikerinnen und Musiker auch international Erfolge, etwa Sophie Hunger, Bonaparte und Valeska Steiner von Boy. Und seit Ende der Neunzigerjahre hat sich eine kreative Umgebung entfaltet, zu der neben den Musikern auch Clubs, Festivals, Labels, Radiostationen, Szenenmagazine und anderes mehr gehören.

      Und doch gelten Popmusiker in der Schweiz noch immer als Amateure. Dass ihre Erfolge Resultat harter Arbeit, einem breiten Networking und auch jahrelanger Förderung sind, wird kaum wahrgenommen.

      «Time Is Now» thematisiert diese Situation mit Hilfe von Geschichten und Analysen und will das Bewusstsein für die Vielfalt, die Professionalität, aber auch für die Herausforderungen der Popszene fördern.

      Pop Music Culture

      Eine Reihe des Migros-Kulturprozent

      Band 1

       www.popmusicculture.ch

      Time

      Is

      Now

      Popmusik in der

      Schweiz heute

      Herausgegeben von Hedy Graber, Dominik Landwehr und Philipp Schnyder von Wartensee im Auftrag des Migros-Kulturprozent

      Beiträge von Christoph Fellmann, Hedy Graber, Carole Gröflin, Ane Hebeisen, Martina Kammermann, Hanspeter Künzler, Dominik Landwehr, Lena Rittmeyer, Adrian Schräder, Christophe Schenk, Philipp Schnyder und Renzo Wellinger

      Gespräche mit Brandy Butler, Fabian Chiquet, Joy Frempong und Marcel Blatti (Oy), Jimi Jules und Tobias Jundt (Bonaparte)

      Limmat Verlag

      Zürich

      Inhaltsverzeichnis

       E­di­­to­­ri­­al

       Die neue Folk­lo­re

       Aus­flug in die Ba­sis­­gi­tar­­ren­­de­mo­­kra­­tie

       Mu­si­ker sein

       «Es bräuch­­te etwas mehr Selbst­­be­­wuss­t­sein in der Schweiz». Bran­dy But­ler, Fa­bian Chi­quet und Ji­mi Jules im Ge­spräch

       Hal­lo Lei­den­schaft!

       Eine kur­ze Ge­schich­te der Pop­mu­sik im Ra­dio

       Kaufst du noch?

       Oder streamst du schon? Die neue Me­dien­zentra­le Smart­phone

       Clips, Klicks Cash

       Musik­vi­deos und ih­re Tan­tie­men

       Via Ber­lin

       «Man muss Tag und Nacht dran sein!» Joy Frem­pong, Mar­cel Blatti und Tobias Jundt im Ge­spräch

       Live Is Life

       Das Konzertland Schweiz

       Sophies Liebling hebt ab

       Auf Tour mit Faber

       Welscher Sonderfall?

       Die Musik­szene der Roman­die

       Rappen am Rand

       Spurensuche in der Hip-Hop-Szene

       London calling

       Alle Wege führen nach London – bloss wie?

       Treffpunkt m4music

       Zahlen und Fakten

       Glossar

       Literatur

       Biografien

       Impressum

      E­di­­to­­ri­­al

      Bestandesaufnahme zur Popmusik in der Schweiz.

      Von Hedy Graber, Dominik Landwehr und Philipp Schnyder von Wartensee

      Popmusik ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Sie tönt aus dem Kinderzimmer, dröhnt vom Pausenplatz und hat die Altersheime erreicht. Sie füllt Stadien, Lifte, Autos, Kopfhörer, Clubs, Wohnzimmer, Shops, Übungsräume. Wir hören Englisch, Mundart oder Bum-Tz-Bum-Tz. Wenn sie nicht schon da ist, tragen wir sie mit dem Smartphone hin. Erstaunlicherweise lieben wir sie immer noch.

      Wir bewundern Beyoncé auf Youtube, hören Bob Dylan auf Vinyl und kaufen Tickets fürs Montreux Jazz Festival. Derweil heisst der Deutschschweizer Star der Gegenwart Bligg. Er ist zum Musikprofi geworden in einer Zeit, die inhaltlich wenig, aber technisch viel Neues gebracht hat. Die digitale Revolution hat in Form von MP3, illegalen Tauschbörsen wie Napster und Streamingdiensten die Popmusik als erste Kultursparte durchgeschüttelt und entmaterialisiert. So ist die Innovation der Musik treu geblieben, auch wenn keine neuen Akkorde und identitätsstiftenden Frisuren erfunden worden sind. Den Ton gibt heute nicht mehr das kritische Musikgenie, sondern das verknüpfende Internet an. Und das Netz ist noch nicht fertig gewoben.

      Vor zwanzig Jahren haben wir beim Migros-Kulturprozent begonnen, das Popmusikfestival m4music auszuhecken. Es sollte ähnlich dem Internet ein Treffpunkt sein, der Grenzen überwindet, Wissen verbreitet, zum Networking einlädt und Bands eine Plattform bietet. Wir haben bei ausländischen Festivals spioniert, Brücken in die Romandie geschlagen und 1998 das erste «M for Music» in Zürich auf die Beine gestellt. Inzwischen ist m4music zum Zentrum unserer Förderaktivitäten im Bereich Pop geworden. Wichtigstes Ziel damals wie heute: die fortschreitende Professionalisierung der Schweizer Popmusikszene mit Projekten und Finanzierungsbeiträgen zu unterstützen. Einige Themen haben uns immer besonders interessiert: der Wandel, den die Musik durch das Internet erfährt, die Förderung von Strukturen bei den Indielabels oder der Zugang zu neuem Publikum dank Videoclips und dem Vermittler Swiss Music Export. Dieses Interesse spiegelt sich auch in der vorliegenden Publikation «Time Is Now», die wir nicht nur als handfestes Buch veröffentlicht haben, sondern auch als frei zugängliche Website.

      Obwohl Popmusik auch in der Schweiz im Leben so vieler Menschen eine wichtige Rolle spielt, existieren zum Thema erstaunlich wenig Publikationen mit hiesigem Absender. Das hat uns motiviert, einige der führenden Popmusikjournalistinnen und -journalisten anzufragen, ausgewählte Themen zu beleuchten und dabei folgende Fragen im Hinterkopf zu behalten: Wie ist der Zustand der Schweizer Popmusikszene? Was zeichnet sie aus? Wo liegen Potenziale und Chancen? Was braucht es, damit sich diese entwickeln können und besser wahrgenommen werden?

      Die Leserin oder der Leser vermisst vielleicht den

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