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dadurch begünstigt, dass das Spielfeld heutzutage ebener ist als je zuvor. Lange Zeit stellte die Diskrepanz der Zugänglichkeit von Informationen zwischen institutionellen Investoren und Privatanlegern eine gewaltige Hürde dar. Privatanleger wussten im Allgemeinen nicht, wo oder wie man an die erforderlichen Angaben herankommt.

      Heute können dank strengerer Publizitätspflichten und dank des technischen Fortschritts alle Anleger in beispiellosem Maße auf Informationen und Ressourcen zugreifen. Es gibt leistungsfähige kostenlose Werkzeuge, um Aktien zu identifizieren, zu durchleuchten und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen. Allerdings muss man lernen, wie man sie richtig verwendet. Und da kommt unser Buch ins Spiel – ein Rahmen, um unter den Tausenden an der Börse notierten Unternehmen Gelegenheiten zu identifizieren.

      Um unsere Methoden erfolgreich anzuwenden, muss man sie, während man mit echten Anlageentscheidungen Erfahrungen sammelt, feinabstimmen. Im Laufe der Zeit werden Sie Ihren ganz eigenen Stil und Ihre ganz eigene Methode entwickeln, die unweigerlich von Ihrem Berufs- und Privatleben beeinflusst wird. Zu tollen Aktienideen wird man oft von Beobachtungen im Alltag oder von Passionen angeregt. Letztlich werden sich in Ihrem Portfolio wahrscheinlich Ihre Bildung, Ihre Branchenkenntnisse, Ihre sonstigen Interessen und Ihre Hobbys niederschlagen. Haben Sie Erfahrungen in einer bestimmten Branche? Gibt es ein Thema, einen Sektor oder einen Trend, das oder der Sie fasziniert?

      Das ist natürlich erst der Anfang eines kontinuierlichen Prozesses. Der Weg, zum erfolgreichen Anleger zu werden, ist keineswegs leicht. Um den nächsten Schritt zu machen, brauchen Sie Fleiß, Sorgfalt, Urteilsvermögen und analytische Fähigkeiten. Außerdem müssen Sie von Anfang an damit leben können, dass Sie Fehler machen werden. Konzentrieren Sie sich mehr darauf, Ihren Prozess zu verbessern, als auf Ihre Ergebnisse. Sogar Profis ziehen häufig aus ihren Verlierern mehr wertvolle Lehren als aus ihren Gewinnern.

      In einer Welt, in der das passive Investing grassiert, lohnt es sich, sich erneut genauer mit den Vorteilen der aktiven Geldanlage zu befassen. Die passive Geldanlage ist genau das, wonach sie klingt – man fährt, was immer auch geschieht, die gleiche Performance wie der Markt beziehungsweise der betreffende Sektor ein. Vielen reicht dieses Anlageziel und deshalb hat sich die passive Geldanlage dauerhaft etabliert. Ein großer Anteil der Anleger strebt allerdings überdurchschnittliche Renditen an und dafür bedarf es eines aktiven Ansatzes.

      Der passive Ansatz behandelt gute und schlechte Aktien gleich, indem er Kapital in einen Indexfonds oder Sektor-ETF investiert. Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass eine bessere Methode Gewinner in den Blick nehmen und Verlierer meiden müsste, um Renditen über dem Marktdurchschnitt zu erzielen. Beispielsweise wäre man, als aufgrund des E-Commerce Ladengeschäfte zu verschwinden begannen, mit einem an den S&P 500 gebundenen ETF in einem Sektor mit Underperformance investiert geblieben. Also warum sollten Sie nicht Ihre naturgegebene Neugier und Intelligenz sowie die Werkzeuge aus unserem Buch verwenden, um mehr zu erreichen?

      Bevor wir loslegen, noch ein paar Einschränkungen: Wir haben zwar versucht, aus der hochkomplexen Welt der Geldanlage das Nötigste herauszudestillieren, aber wir können sie nur bis zu einem bestimmten Grad vereinfachen. Sie werden im Laufe des Buches einige grundlegende Begriffe und Konzepte nachschlagen oder auffrischen müssen, zum Beispiel die Grundlagen der Bilanzierung und Finanzmathematik. Richtige Geldanlage ist ein ernsthaftes Unterfangen und erfordert echtes Engagement. Wir glauben allerdings, dass die potenziellen Belohnungen der Mühe wert sind.

       DER AUFBAU DIESES BUCHES

      Unser Buch besteht aus fünf Kapiteln, die den fünf Schritten unseres Rahmens entsprechen. Dabei verwenden wir stets Beispiele aus der wirklichen Welt, um die betreffenden Konzepte mit Leben zu füllen.

       Der fünfstufige Rahmen

      I.Ideenfindung

      II.Die besten Ideen identifizieren

      III. Geschäftliche und finanzielle Due Diligence

      IV. Bewertung und Katalysatoren

      V.Anlageentscheidung und Portfoliomanagement

      Unsere zentrale Fallstudie bezieht sich auf Delphi Automotive, einen Zulieferer der Automobilindustrie, aus dem im Dezember 2017 durch eine steuerfreie Ausgliederung zwei getrennte Unternehmen hervorgegangen sind, die heute separat an der Börse gehandelt werden, als Aptiv (APTV) und als Delphi Technologies (DLPH).2

      Wir befassen uns das ganze Buch hindurch mit der Chance, die der Börsengang (IPO = Initial Public Offering) von Delphi Automotive im November 2011 darstellte. Bis zum Zeitpunkt der Konzernspaltung im Jahr 2017 hatte man, wenn man von Anfang an in das Unternehmen investiert hatte, sein Geld fast verfünffacht. Wir verwenden unseren Rahmen, um Sie in der Zeit zurückzuführen und Sie anschaulich durch den Prozess zu geleiten, der einem geholfen hätte, diese Aktie zu entdecken, zu analysieren, zu bewerten und sich über sie zu freuen.

      Delphi ist ein Lehrbuchbeispiel für eine Chance durch Sanierung (Restrukturierung) und Turnaround. Bevor das Unternehmen im Jahr 2005 Insolvenz beantragte, hatte es ein fragmentiertes Geschäftsmodell, eine nicht wettbewerbsfähige Kostenstruktur und belastende Verbindlichkeiten. Delphi nutzte das Insolvenzverfahren, um seine Produktlinien zu rationalisieren, nicht konkurrenzfähige Abteilungen zu verkaufen und die Fertigung in Niedriglohnländer auszulagern. Die Hauptaktionäre von Delphi – Silver Point Capital und Elliott Management – spielten bei dem Turnaround eine entscheidende Rolle. Sie arbeiteten zusammen mit dem CEO Rod O’Neal und dem Führungsteam des Konzerns an der Transformation des Konzerns. Die rekonfigurierte Strategie des erneuerten Delphi-Konzerns konzentrierte sich auf Technologie und die drei Kernthemen „Sicherheit, Umwelt und Vernetzung“.

      Nach der Insolvenz wies Delphi ein konzentriertes Produktportfolio, eine weltweit wettbewerbsfähige Kostenstruktur und eine aufpolierte Bilanz auf.

      Unter anderem stellten die Hauptaktionäre im Rahmen ihres Wertschöpfungsplans einen Verwaltungsrat von Weltrang zusammen, der Vorstandsvorsitzende börsennotierter Gesellschaften, altgediente Vertreter der Autoindustrie und überaus erfahrene Fachleute für bestimmte Gebiete umfasste (zum Beispiel Technologie, Personalwesen, Kapitalmärkte, Fusionen und Übernahmen). Jack Krol, der ehemalige Vorstands- und Verwaltungsratsvorsitzende von DuPont, wurde zum Verwaltungsratsvorsitzenden ernannt und spielte eine entscheidende Rolle. Dass er zuvor ein führendes Verwaltungsratsmitglied von Tyco International gewesen war, wo er den erfolgreichen Konzernumbau beaufsichtigt hatte, war bei der Entscheidung der Großaktionäre, ihn in den Verwaltungsrat zu holen, ein wichtiger Faktor gewesen. Er und seine Verwaltungsratskollegen arbeiteten konstruktiv mit der Geschäftsleitung zusammen, um eine Strategie zu entwickeln, die die Kapitalallokation, die Vorbereitung des Börsengangs und die Kommunikation mit den Investoren umfasste.

      Auch ging Delphi mit wettbewerbsfähigeren Besteuerungsgrundlagen aus der Insolvenz hervor, weil es damals im Vereinigten Königreich steuerpflichtig war. Dazu kamen langfristiger und kurzfristiger Rückenwind, ein ausgebauter „Burggraben“, eine bessere finanzielle Verfassung und eine verlockende Bewertung – summa summarum hatten Anleger auf mehrfache Weise etwas zu gewinnen. Natürlich mussten auch viele Risiken bedacht werden. Man musste bloß wissen, wonach man suchen musste … und wie man das macht.

      Ende 2011 ging Delphi zu einem Aktienkurs von 22 Dollar an die Börse. Die neue Strategie erwies sich in den Jahren danach als nachhaltig und bestand auch noch lange nachdem O’Neal im Jahr 2015 die Zügel an seinen Finanzvorstand Kevin Clark übergab. In dieser Zeit gab es zahlreiche strategische Initiativen, die einen erheblichen Shareholder Value schöpften, und sie gipfelten in der steuerfreien Ausgliederung der Antriebsstrang-Sparte Powertrain Systems im Jahr 2017.

      Ende 2017, kurz vor der Aufspaltung von Delphi, wurde die Aktie für mehr als 100 Dollar gehandelt. Anleger, die die Chance bei Delphis Börsengang beim Schopf gepackt hatten, wurden mit einem Ertrag von 375 Prozent belohnt. Das war eine durchschnittliche Jahresrendite von 30 Prozent, während der S&P 500 nur 13 Prozent abgeworfen hatte.

      Unser Ansatz der Aktienauswahl in fünf Schritten soll Ihnen helfen, die nächste Delphi Automotive zu

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