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in den Klöstern – leichteren Zugang zu Bildung, während verheiratete Frauen meist mit der Versorgung ihrer Familie voll in Anspruch genommen waren. Beginen arbeiteten unter anderem als Lehrerinnen, Wäscherinnen, Bäckerinnen oder als Mägde. Sie übernahmen auch Handarbeiten aller Art. Manche Konvente brachten es zu erheblichem Reichtum und damit auch zu Ansehen. Über die Handwerks- und Lehrberufe hinaus engagierten sich Beginen unter anderem in der Krankenpflege und Sterbebegleitung, als Hebammen und Erzieherinnen.

      Die Zahl der Beginenkonvente nahm stetig zu, sodass die Frauenvereinigungen immer mehr Einfluss auf Kultur und Gesellschaft gewannen. Die Beginenbewegung breitete sich im 13. Jahrhundert über ganz West- und Mitteleuropa aus. Im Kölner Raum siedelten sich im ausgehenden 13. Jahrhundert und in den Jahrzehnten danach besonders viele Beginengemeinschaften an: insgesamt an die 170. Die größten Beginenanlagen waren in Holland und Belgien zu finden. 1216 wurde die eigenständige religiöse Lebensform der Beginen vom Papst anerkannt. Allerdings wurde ihnen die Anerkennung als laienreligiöser Stand – und damit auch das Predigen – aufgrund von verschiedenen Vorwürfen (z. B. ketzerische Lehrtätigkeit) bereits im Jahre 1311 wieder entzogen. Auch den Zünften waren die Beginen aufgrund ihrer gewerblichen Tätigkeiten und damit der deutlich erfahrbaren wirtschaftlichen Konkurrenz ein Dorn im Auge. In der Folge wurden die Beginen immer mehr zurückgedrängt und die Zahl ihrer Wohn- und Lebensgemeinschaften nahm merklich ab. In und nach der Reformationszeit wurden die meisten Beginenkonvente (zum Teil gewaltsam) aufgelöst.

      Nonnen hatten nach der kirchlichen Standesordnung einen höheren Stellenwert inne als verheiratete Frauen oder Witwen. Das weithin hohe Ansehen des Ordensstandes und die Sorge um das eigene Seelenheil sowie das von nahestehenden Angehörigen lockte nicht wenige Adelige in einen Männer- bzw. Frauenorden. Durch großzügige Schenkungen sicherten sich viele Adelige daher schon frühzeitig einen Platz in einer Klosteranlage – spätestens für ihren Lebensabend.

      Beträchtlicher Grundbesitz und die damit verbundenen Abgaben der Pächter boten so manchem Kloster ein relativ angenehmes Leben. Somit waren es nicht immer religiöse Motive, die ausschlaggebend für einen Ordenseintritt waren. Für Frauen bedeutete ein Ordenseintritt mitunter die einzige Chance, eine höhere Bildung zu erlangen; nur innerhalb eines Klosters gab es für Frauen ein entsprechendes Angebot. Und zudem bot das Kloster die Möglichkeit, einer unfreiwilligen Verheiratung zu entkommen.

      Die Ehe diente in erster Linie dazu, die Sexualität „in geordnete Bahnen zu lenken“ und für Nachwuchs zu sorgen. Der Mann besaß wie selbstverständlich das Recht auf den Körper seiner Ehefrau, was für diese in vielen Fällen leider auch Gefügigkeit und sexuelle Ausbeutung bedeutete. Die generelle Minderbewertung von Frauen zeigte sich auch im rechtlichen Bereich: Jede Frau war zunächst Eigentum ihres Vaters, später – falls verheiratet – ihres Ehegatten. Als Witwe unterstand sie in der Rechtsprechung ihren Söhnen. Diese patriarchale, durchaus selbstverständlich hingenommene Familienordnung wurde im Mittelalter durch keinerlei Emanzipationsbestrebungen hinterfragt. Sie wurde überwiegend als gottgewollt angesehen und ertragen.

      Die für das Mittelalter typischen Standesunterschiede zwischen Adeligen und Nichtadeligen blieben selbst in den Klöstern über Jahrzehnte gewahrt. Auch Hildegard nahm in ihrer ersten Klostergründung auf dem Rupertsberg nur adelige Nonnen auf. Diese Praxis geriet im Laufe der Zeit in Gegensatz zu neueren Ordensphilosophien und wurde als konservativ bzw. nicht dem Evangelium entsprechend kritisiert und allmählich aufgegeben.

       Klöster – Zentren der Bildung und Kultur

      Die mittelalterlichen Klöster, Stifte und Kathedralschulen waren anerkannte Zentren der Kultur. In den Klosterbibliotheken wurde das gesamte Schriftgut der Zeit gesammelt und in den Schreibstuben wurden bedeutende Werke in mühsamer Arbeit abgeschrieben. Dazu gehörten unter anderem die Bibel mit den jeweiligen Kommentaren, liturgische Bücher, Heiligenviten, die Schriften der Kirchenväter sowie wissenschaftliche Traktate und Enzyklopädien.

      Auch die Geschichtsschreibung stellte eine wichtige Tätigkeit in den klösterlichen Schreibstuben dar. Von den Klöstern ging eine starke missionarische Kraft aus. Dem hl. Bernhard von Clairvaux (1090–1153), einem der angesehensten geistlichen Autoritäten des Mittelalters, werden zum Beispiel 68 Klostergründungen zugeschrieben.

      Eine weitere Aufgabe der Klöster – neben Bildung, Seelsorge und Erziehung – tat sich in der Betreuung von alten, schwachen und kranken Menschen auf. Zu diesem Zweck war den Klöstern normalerweise ein eigenes Hospital oder Armenhaus angegliedert. In vielen Fällen standen auch eigene Kräutergärten und Aderlass-Kammern für die medizinische Versorgung bereit. Nicht selten machten Aussätzige außerhalb der Klostermauern mit einer Rassel klappernd auf ihr Elend aufmerksam und warteten auf Almosen.

      Pilgern und Reisenden standen innerhalb der Klosteranlage eigene Gästehäuser zur Verfügung. In der benediktinischen Grundregel stand das Erweisen von Barmherzigkeit gegenüber Kranken und Hilfesuchenden als Ideal und zugleich als wichtigste Pflicht jeglichen Ordenslebens fest. Sie galt sowohl für die medizinische Versorgung von Kranken und Leidenden als auch für alle anderen Formen menschlicher Zuwendung gegenüber Hilfsbedürftigen.

       Die ersten Universitäten

      Der Zusammenschluss von Kloster- und Domschulen – vielfach auch privaten Gelehrtenschulen – führte zur Gründung der ersten Universitäten. Diese entstanden in Italien (Bologna 1088) und in Frankreich (Paris 1257). Durch die Vermittlung islamischer Gelehrter gelangten die griechische Philosophie und Medizin über Spanien an die neuen Lehrstätten. Die damals vorherrschenden theologischen und philosophischen Strömungen waren geprägt durch Persönlichkeiten wie Anselm von Canterbury († 1117), Hugo von St. Viktor (1096–1141), Abaelard (1079–1142), Petrus Venerabilis (1092–1156) und Bernhard von Clairvaux (1090–1153).

      Diese pflegten ein vorwiegend auf Transzendenz ausgerichtetes Denken. Im Gegensatz dazu ist Hildegard von Bingen von einer großen Liebe allem Geschaffenen gegenüber in der (alltäglichen Lebens-)Welt geprägt. Das dürfte wohl auch dazu beigetragen haben, dass ihre Schriften kaum öffentliche Beachtung fanden, obwohl Hildegard als Person bei bedeutenden Zeitgenossen in hohem Ansehen stand. Ihre theologischen Werke blieben fast 800 Jahre lang unbeachtet und wurden erst in unserer Zeit wiederentdeckt.

      Ab dem späten 13. Jahrhundert erhielt das mystische Erleben einen wichtigen Platz in Theologie und Kirche. Meister Eckhart, Johannes Tauler, Heinrich Seuse und Frauen wie Mechthild von Magdeburg, Gertrud von Helfta, Marguerite Porète und Mechthild von Hackeborn zogen mit ihrer ausgesprochen persönlichen Gottesbeziehung die Bewunderung des Volkes auf sich. Bis ins kleinste Detail schilderten die Mystikerinnen, die häufig ein Leben in Askese und Zurückgezogenheit führten, beispielsweise ihre visionäre Hochzeit bzw. ihre erotische Vereinigung mit Christus. Diese Form von Frömmigkeit und spiritueller Literatur bezeichnet man als Minne- oder Brautmystik. Die Handschriften, die überwiegend aus Ekstasen und Verzückungen heraus entstanden, unterscheiden sich grundlegend von den tendenziell nüchtereren Texten der weltoffenen, lebensfrohen und politisch engagierten Äbtissin vom Rupertsberg.

       Das Leben der heiligen Hildegard

       Visionen und Klostereintritt

       „Von meiner Kindheit an, als meine Gebeine, Nerven und Adern noch nicht erstarkt waren, erfreue ich mich der Gabe dieser Schau in meine Seele bis zur gegenwärtigen Stunde … Und meine Seele steigt, wie Gott will, in dieser Schau bis in die Höhe des Firmamentes und die verschiedenen Sphären empor …“ 3

      Hildegard von Bingen erblickt 1098 in Bermersheim bei Alzey in Rheinhessen das Licht der Welt. Sie ist das jüngste von 10 Kindern einer adeligen Familie. Ihre Eltern Hildebert und Mechthild entstammen dem fränkischen Hochadel. Schon im frühen Kindesalter entdecken die Eltern an Hildegard eine Besonderheit: Das kleine Mädchen lässt durch ungewöhnliche Äußerungen erkennen, dass es in seinem Inneren „wundersame Dinge“ hört und sieht. Als Hildegard bemerkt, dass ihr vorsichtiges

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