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und sie hatte nichts Besseres zu tun, als ihn anzumaulen. Tina nahm sich fest vor, ihn mal wieder richtig zu verwöhnen. Ein schönes Abendessen bei Kerzenschein und eine gute Flasche Champagner im Bett waren längst überfällig. Damit sollte sie allerdings bis nach Sophies Abreise warten. Bei einem Candle-Light-Dinner zu dritt würde ihr Mann sicher nicht in Stimmung kommen. Sophie! Wo steckte sie nur? Stefan hatte ihr ganz schön zugesetzt. Sie musste schon genug unter der Trennung leiden. Wahrscheinlich war sie irgendwo am Wasser. Tina spazierte durch den alten Obstgarten und stieg den Deich hinauf. Keine 20 Meter weiter stand Sophie und warf für Pelle einen Ball ins Meer. Erleichtert lief Tina zu ihr hin. »Hier bist du!«

      Sophies Augen waren rot und verweint. »Soll ich lieber nach Hause fahren?«

      »Nein!«, Tina nahm ihre Hand. »Bitte bleib! Es ist wirklich schön, eine Freundin hier zu haben. Ich werde nur dafür sorgen müssen, dass du Stefan nicht mehr begegnest.«

      Sophie lächelte ein bisschen. »Du musst mir glauben, dass ich fest vorhatte, nett und freundlich zu ihm zu sein. Ohne die Geschichte heute Morgen hätten wir vielleicht tatsächlich eine Chance gehabt.«

      »Die habt ihr doch immer noch. Hör zu, Stefan hat in Lübeck zu tun und er weiß auch noch gar nicht, ob er es heute nach Hause schafft. Du solltest dich entspannen. Warum machst du mit Pelle nicht einen langen Spaziergang? Ihr seid doch hier, um Urlaub zu machen.«

      Sophie seufzte. »Wahrscheinlich hast du recht. Wir könnten uns das Hünengrab ansehen oder den Kitern zuschauen. Oder noch besser, ich erkundige mich mal nach Kursen. Da ist doch diese Surfschule?«

      Tina hatte plötzlich einen schlimmen Verdacht. »Sophie, wenn du da irgendwelche Fragen stellst oder die polizeilichen Ermittlungen behinderst, wirst du dir großen Ärger einhandeln. Das ist dir hoffentlich klar?«

      Sophie sah sie erstaunt an. »Welche Ermittlungen denn? Sie ist ertrunken, sagt dein Mann. Und er ist der Profi. So, wie es aussieht, ist der Fall doch bereits abgeschlossen. Außerdem hat Stefan mich doch auf die Idee gebracht. Es war doch sein Vorschlag, dass ich mir einen Kerl oder ein Hobby suchen soll.«

      Tinas Unbehagen wuchs. Sophie schien ihr neues Hobby bereits gefunden zu haben. Sie würde ein bisschen Detektiv spielen.

      Hanjo stellte das schmutzige Geschirr auf ein Tablett. Nur Clara und dieser unangenehme Kalle saßen noch beim letzten Schluck Kaffee in der Ecke. Die Stimmung bei den Gästen war heute Mittag sehr bedrückt gewesen. Wie sollte es auch anders sein? Schließlich hatten viele Sarah gekannt und waren geschockt, von ihrem Tod zu hören. Broder hatte ihn informiert und ein paar Fragen gestellt. Ben hatte richtig entschieden, die Kurse zu verlegen. Hanjo brachte das Tablett in die Küche. Er sollte lieber gleich die Tische abwischen. Freya hatte immer erst die Gaststube wieder hergerichtet, bevor sie sich um den Abwasch gekümmert hatte. Die Gäste müssen immer eine gemütliche und saubere Atmosphäre genießen können, hatte sie immer gesagt. Manchmal war sie ihm damit auf die Nerven gegangen, aber seit sie nicht mehr da war, befolgte er ihr Gebot liebevoll. Wie schön waren doch die vielen Jahre, die sie gemeinsam in dem kleinen Bistro gewerkelt hatten. Freya war die Seele des Bistros gewesen. Es ohne sie zu führen, kostete seine ganze Kraft. Zum Glück kümmerten sich die beiden Jungs um die Surfschule. Sonst würde wohl alles den Bach runter gehen. Die Glocke bimmelte. Ein Gast. Hanjo ging langsam in die Gaststube. Clara und Kalle saßen immer noch am Ecktisch. Sie waren in ihr Gespräch vertieft. Nein, sie stritten sich leise, wunderte sich Hanjo. Plötzlich stand ein brauner Labrador vor ihm. Der Hund leckte ihm kurz die Hand und kümmerte sich dann um die Krümel, die auf dem Boden lagen. Sein hübsches Frauchen setzte sich an einen Tisch. »Sie haben aber einen netten Hund. Er übernimmt das Staubsaugen für mich.« Hanjo lächelte und klopfte Pelles Rücken.

      »Ja, das macht er sehr gern! Er säubert ruck, zuck den gesamten Boden und wenn er darf, macht er in der Küche weiter.«

      Was für ein nettes Mädchen, dachte er. Warum kam sie ihm nur bekannt vor? Hanjo erinnerte sich plötzlich. Sie war am Morgen auch am Strand gewesen. Davor hatte er sie noch nie gesehen, da war er sich sicher. »Was darf ich Ihnen denn bringen?«

      »Eine starke Tasse Kaffee wäre wundervoll!«

      Sie hatte eine angenehme Stimme.

      »Und da ist noch was.«

      Hanjo sah sie erwartungsvoll an.

      »Es ist mir ein bisschen peinlich. Ich weiß von der ertrunkenen Frau und da ist es wahrscheinlich nicht der passende Moment, aber ich habe nicht so lange Urlaub.«

      »Worum geht es denn?«

      »Ich würde gerne einen Kite-Schnupperkurs machen, falls das im Moment überhaupt möglich ist.«

      Hanjo nickte und atmete tief durch. »Ja, ein furchtbarer Unfall. Natürlich sind wir alle sehr betroffen. Heute finden deshalb auch keine Kurse statt. Sarah war eine der Favoritinnen bei den Deutschen Meisterschaften. Olli, einer unserer Surflehrer, hat ihr beim Training geholfen. Ich glaube, er mochte sie sehr. Furchtbar, so was! Morgen wird aber alles wieder normal weitergehen. So schrecklich die Sache auch ist, wir sind trotzdem auf Schüler angewiesen. Der schnöde Mammon eben.« Sie nickte verständnisvoll. »Hinter dem Bistro steht so ein Gartenhäuschen. Es ist gewissermaßen das Büro der beiden Surflehrer. Ben müsste da sein. Er kann Ihnen sagen, ob noch ein Platz frei ist.«

      »Vielleicht ist es doch besser, ich warte bis morgen!«

      »Aber nein, das ist völlig in Ordnung! Und nun hole ich Ihren Kaffee.«

      Hanjo ging in die Küche. Er war erleichtert, dass sich noch Gäste für die Schule interessierten. Er schenkte eine Tasse voll und legte einen Keks dazu. Es waren nicht mehr viele Kekse da. Freyas Vorräte neigten sich dem Ende zu. Bald würde er welche kaufen müssen. Er musste nach vorne blicken. Was geschehen war, war geschehen und wenn er jetzt aufgab, würde er nie wieder glücklich werden.

      Sophie zahlte ihren Kaffee und verließ das Bistro. Pelle trottete zufrieden neben ihr her und leckte sich noch immer das Maul. »Du bist ein Fresssack!«, lachte sie. »Wie viel hat dein neuer Freund dir eigentlich ins Maul gestopft?« Sophie klopfte ihm den Rücken und steuerte das Gartenhaus an. Selbst wenn sie gar nicht vorgehabt hätte zu schnüffeln, wären ihr die Informationen nur so zugeflogen. Sie wusste jetzt, dass die Tote Sarah hieß und eine erfolgreiche Sportlerin gewesen war. Es konnte nicht schwer sein, auch den Nachnamen herauszubekommen. Noch interessanter war die Tatsache, dass dieser Olli sie angeblich sehr gemocht hatte. »Weißt du, Pelle, ich werde das Schicksal entscheiden lassen. Ich melde mich einfach nur zum Schnupperkurs an und halte Augen und Ohren offen. Wenn ich zufällig etwas erfahren sollte, dann ist es doch nur meine Pflicht, am Ball zu bleiben«, überlegte Sophie laut. Pelle hörte gar nicht mehr zu. Er rannte begeistert einem Kaninchen hinterher. Sophie erreichte die Hütte in dem Moment, als ein unverschämt gut aussehender Typ vor die Tür trat. Er trug ein Kiteboard unter dem Arm und erfüllte alle Klischees: braun gebrannt, blonde Locken, lässige Shorts. Ein Surfer wie aus einem Werbespot. Sophie konzentrierte sich auf ihren eigentlichen Plan. »Hey, bist du Ben?«

      »Ja.« Ben warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Seine Augen waren unbeschreiblich türkis und erinnerten sie an einen Swimmingpool.

      »Hallo! Ich bin Sophie. Ich wollte mich für den Schnupperkurs anmelden. Ich hatte die Hoffnung, ich könnte heute noch durchstarten, aber der nette Herr aus dem Bistro meinte …«

      »Morgen um 10!«, fiel Ben ihr schroff ins Wort und ging mit dem Board auf einen der Schuppen zu. Sophie schnappte nach Luft. Wie sollte sie jetzt weiter vorgehen? Pelle kam ihr zur Hilfe. Er rannte zu Ben und sprang an ihm hoch.

      »Hey, wer bist denn du? Du wirfst mich ja noch um!«

      »Das ist Pelle und er kann nicht sprechen«, konterte sie eine Spur zu zickig.

      »Nicht?« Ben grinste verschmitzt. »Hat dein Frauchen einen schlechten Tag?«

      »Nein, Frauchen ist total gut gelaunt! Bis morgen!«

      »Hey, jetzt warte doch! Sorry, ich wollte nicht unhöflich sein, aber wir sind hier

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