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wurde, weil er Kokain im Wert von einigen Millionen vernichtet hat, das von seinen eigenen Angestellten ins Land geschmuggelt worden war. Wahrscheinlich waren diese russischen Gangster seine Mörder, die ihn deswegen in der Elbphilharmonie zur Schau stellten, weil er von dort auf die Elbe blickte, wo wiederum im letzten Jahr eine kleinere Lieferung in den Fluss geworfen wurde, und zwar von seinem Cousin Tim Holler. Entweder weil Markus ihm das befohlen hatte oder weil er die Polizei fürchtete, die nach dem gerade erfolgten Unfall unweigerlich an Bord kommen würde. Habe ich das so weit richtig verstanden?“

      Brock lächelte. „Ich hätte es kaum besser ausdrücken können.“

      „Gut. Kommen wir zu den Russen. Sie wussten nur, dass Markus das Rauschgift an sich genommen hatte, aber nicht, was damit passiert war. Sie haben ihn gefoltert, um das zu erfahren, weil sie nie auf die Idee gekommen wären, dass jemand Millionenwerte in den Fluss schüttet. Wahrscheinlich hat er die Vernichtung zugegeben, doch das haben sie ihm nicht geglaubt. Vor Wut haben sie ihn umgebracht und dann seine Wohnung nach dem Kokain durchsucht. Dieser Kneipenbesitzer war für sie nur ein Zeuge, der zu viel gesehen hatte. Also musste auch er ausgeschaltet werden. Richtig?“

      Brock nickte. „Absolut!“

      „Schön“, fuhr sie fort. „Wir wissen inzwischen, was wirklich mit den Drogen passiert ist, und wir wissen, dass Tim Holler wahrscheinlich ein Mittäter bei dem Drogenschmuggel ist.“

      „Ich denke, er ist dafür verantwortlich“, warf Brock ein.

      „Habt ihr eigentlich daran gedacht, die Kollegen vom Rauchgift-Dezernat einzuweihen?“

      Alle sahen sich etwas betreten an.

      „Wir untersuchen zunächst zwei Morde“, kam die etwas lahme Erklärung von Brock.

      „Also nicht!“, stellte Birgit Kollmann fest. „Das solltet ihr schleunigst nachholen. Eine Frage habe ich noch. Wer war der Mann im Boot, der am Sonntagmorgen die Elbphilharmonie beobachtet hat?“

      „Das wissen wir noch nicht“, sagte Spengler. „Immerhin haben wir herausgefunden, wem das Boot gehört.“

      „Uns fehlen dennoch Beweise“, fügte Brock hinzu.

      Hauptkommissarin Kollmann grinste breit. „In der Beziehung kann ich behilflich sein.“

      Sie klappte den Aktendeckel auf und entnahm ihm einige Papiere. „Ich habe hier die Telefonverbindungsnachweise von Tim Holler, dem Lagerhaus, der Elbklause und der Gebäudereinigung Jennisew.“

      Sie hob den Blick zur Decke. „Es gab dort oben jemanden, der sich sehr eingesetzt hat, um den Fall aufzuklären.“

      Sie nahm weitere Papiere aus dem Ordner. „Hier ist ein besonderer Leckerbissen. Durchsuchungsbeschlüsse für das Lager im Hafen und für die Räume der Gebäudereinigung. Das sollte Ihnen helfen, ein paar Beweise zu sichern – hoffe ich jedenfalls.“

      Brock war mehr als überrascht. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Ich denke, das wird reichen“, sagte er langsam. „Jetzt haben wir eine Menge zu tun.“

      *

      Maria Berghoff klappte das Märchenbuch leise zu. Wie immer war ihr Sohn Erik bei seiner aktuellen Lieblingsgeschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen eingeschlafen. Das Ende hatte er noch nie gehört. Sie überlegte, ob sie zur Abwechslung mal mittendrin anfangen sollte. Sie wusste ja selber kaum noch, wie die Geschichte ausging.

      Sie betrachtete ihren kleinen Liebling in seinem Schlafanzug mit den kleinen Pandabären, in seinem Arm sein Plüschtier, das kaum noch erkennen ließ, worum es sich einst gehandelt hatte.

      Was sie gleich mit ihrem Mann besprechen wollte, würde auch Eriks Zukunft betreffen. Manche Entscheidungen veränderten das ganze Leben.

      Sie stand von der Bettkante auf, löschte das Licht und ging in die Küche. Aus einem Schrank nahm sie zwei Gläser und aus dem Kühlschrank eine Flasche Grauburgunder, den ihr Mann sehr mochte. Da die Weißweinflaschen heutzutage meistens mit einem Schraubverschluss ausgestattet waren, hatte sie kein Problem, die Flasche zu öffnen. Als es noch richtige Korken gab, war das wesentlich schwieriger gewesen.

      Kurt saß im Wohnzimmer und las das Abendblatt.

      „Es ist noch warm draußen“, sagte sie. „Ich hätte Lust, auf dem Balkon noch ein Glas Wein zu trinken.

      Kurt ließ die Zeitung sinken. „Gute Idee.“

      Sie setzten sich auf die Gartenstühle, und ihr Mann goss den fast honigfarbenen Wein in die Gläser.

      Sie stießen an und schwiegen eine Weile, um die laue Abendluft zu genießen.

      „Ich hatte ein langes Gespräch mit meinem Vater“, begann Maria.

      Kurt sah sie interessiert an. „Was wollte er denn?“

      „Er macht sich Sorgen wegen der Nachfolge. Seit Markus tot ist, denkt er über nichts anderes nach. Er möchte rechtzeitig jemanden an seiner Seite haben, der das Geschäft übernehmen kann, wenn es so weit ist. Er hat sogar daran gedacht, einen Geschäftsführer von außerhalb zu holen, doch so richtig gefällt ihm dieser Gedanke natürlich nicht. Er hatte alles darauf ausgerichtet, dass Markus seine Nachfolge antritt.“

      „Was ist mit seinem Neffen Tim oder mit Daniel?“

      Maria lächelte schwach. „Mein Vater hält Daniel für völlig unfähig. Der Junge hat keine ausreichende Bildung und interessiert sich nur für Computerspiele. Tim hat zwar Ahnung vom Geschäft, aber …“

      „Anton vertraut ihm nicht“, beendete Kurt Berghoff den Satz.

      Seine Frau nickte. „Er würde ihm die Leitung der Reederei nie anvertrauen.“

      Kurt überlegte kurz. „Was ist mit einem Verkauf?“

      Maria sah ihn fast entrüstet an. „Ein Unternehmen, das eine solch lange Zeit in Familienbesitz ist?“

      „Was will er dann tun?“

      Seine Frau nahm einen langen Schluck. „Er hat an uns gedacht!“, platzte sie heraus.

      Kurt sah sie erstaunt an. „Ich bin überrascht. Ich dachte, mir vertraut er auch nicht, nachdem er meinen juristischen Rat nicht mehr braucht.“

      „Es stimmt, er war am Anfang nicht von dir begeistert, aber das hat sich inzwischen geändert. Meiner Ansicht nach hält er viel von dir. Er hat deinen Aufstieg in der Kanzlei verfolgt, auch wenn er nie etwas dazu gesagt hat. Das ist eben nicht seine Art.“

      „Ich verstehe doch nichts von Schiffen!“

      „In der Firma gibt es Fachleute, die damit Erfahrung haben. Dir traut er aber zu, ein Unternehmen zu führen, und nur darauf kommt es ihm an. Er möchte, dass alles in der Familie bleibt – und dazu gehörst du nun mal.“

      Kurt nahm einen Schluck Wein, und dachte lange nach.

      „Was ist mit der Kanzlei?“, fragte er schließlich.

      „Du bist einer von fünf Partnern, und dein Name steht im Briefkopf an letzter Stelle. Wäre es nicht besser, wenn du alleiniger Chef einer Firma wärest? Mein Vater würde dir selbstverständlich auch die Mehrheit der Anteile übertragen.“

      „Mir? Nicht dir?“

      Maria schüttelte den Kopf. „In dieser Beziehung hat er sich ganz klar ausgedrückt. Wenn jemand ein solches Unternehmen erfolgreich leiten will, sollte es ihm auch gehören.“

      „Darüber muss ich ein paar Tage nachdenken.“

      8. Kapitel

      Es schien wieder ein schöner sommerlicher Tag zu werden. Nur wenige Wolken glitten langsam über den weitgehend blauen Himmel.

      Cornelius Brock genoss die wärmende Sonne an diesem Freitagmorgen. Eine Woche war seit

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