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Spengler sich hinter das Steuer des Autos gesetzt hatte, fuhr ein bulliger SUV auf den Parkplatz, höher, breiter und länger als ihr älteres Golf-Modell vom Polizei-Fuhrpark.

      „Warten Sie“, befahl Brock.

      Ein einzelner Mann stieg aus dem Fahrzeug. Er war zwischen vierzig und fünfzig, besaß volles, doch schon leicht ergrautes Haar und trug einen dreiteiligen Anzug von merkwürdigem gesprenkeltem Aussehen.

      „Wie nennt man wohl diese Farbe?“, kam dazu ein erstaunter Kommentar von Brock.

      Spengler grinste. „Möwenschiss?“

      Jetzt grinste auch Brock. „Wir warten, bis er wieder herauskommt. Dann folgen wir ihm. Ich möchte gern wissen, wer das ist. Er sieht nicht wie der normale Besucher eines Lagerschuppens aus.“

      Es dauerte nur zehn Minuten, bis der SUV wieder vom Parkplatz fuhr. Spengler hatte ihren eigenen Wagen inzwischen auf die Straße gefahren. Sie standen jetzt in einer unauffälligen Lücke zwischen anderen Fahrzeugen.

      „Halten Sie Abstand. Ich möchte nicht, dass der Typ uns entdeckt.“

      Spengler nickte und wartete, bis der SUV ein ganzes Stück entfernt war, ehe er losfuhr. Es wurde eine lange Fahrt, die sie an der Hafencity vorbei durch die Innenstadt in Richtung Altona führte.

      „Ich glaube, ich weiß, wer das ist und wohin er will“, sagte Spengler, als sie die Reeperbahn passierten.

      Es dauerte nicht mehr lange, bis der SUV in eine Toreinfahrt einbog. Hinter ihm schloss sich sofort das breite Rolltor.

      Die beiden Beamten betrachteten das Firmenschild neben der Toreinfahrt: „Gebäudereinigung Igor Jennisew“.

      Brock sah seinen Assistenten respektvoll an. „Meine kleinen grauen Zellen laufen jetzt auf Hochtouren.“

      *

      „Haben wir ein Problem?“, fragte Fiete, nachdem Tim Holler ihn wieder ins Büro gerufen hatte.

      Tim saß gedankenverloren hinter seinem Schreibtisch und blickte gegen die Wand, an der ein Kalender vom Vorjahr hing, angestaubt und verblichen.

      „Da hast du verdammt recht“, sagte er schließlich.

      „Was hat Igor denn gewollt?“

      „Er will den Rest der Lieferung. Wir hätten ihm fest zugesagt, alles pünktlich zu liefern, und jetzt hat er nur die Hälfte bekommen. Er war stinksauer und hat mir erhebliche Konsequenzen angedroht, weil er gegenüber seinen Abnehmern verpflichtet ist zu liefern.“

      Er machte eine kurze Pause. „Wir haben zehn Tage Zeit.“

      „Wie sollen wir das schaffen?“, regte sich Fiete auf. „Das ist völlig unmöglich. Von einem anderen Lieferanten hier zu kaufen können wir uns nicht leisten. Ich habe unsere Konten geprüft. Das ist nicht drin.“

      Tim nahm einen kleinen Terminkalender vom Schreibtisch und studierte ihn sorgfältig. „Unser nächstes Schiff legt in drei Tagen in Cartagena ab. Wenn du dich sofort um einen Flug nach Kolumbien kümmerst, kannst du es schaffen, rechtzeitig dort zu sein. Dann passt du selber auf die Fracht auf. Ich rufe inzwischen unseren Lieferanten an und bitte ihn, fünfzig Kilo in Cartagena bereitzustellen. Ich hoffe, dass wir die Summe aufbringen können.“

      Fiete nickte. „Dafür müsste es reichen. Wenn Igor uns bezahlt hat, haben wir wieder etwas Luft.“

      „Das Schiff ist die Orion. Sie hat Obst geladen, hauptsächlich Bananen. Ich kenne den Kapitän ganz gut. Er wird keine Schwierigkeiten machen, wenn du unerwartet an Bord gehst. Ich rufe ihn an. Er muss trotzdem nicht wissen, was du transportierst. Die Mannschaft darf natürlich nichts erfahren.“

      „Ist klar, Chef.“

      „Dann kümmere dich um deinen Flug. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

      Fiete ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. „Was für Konsequenzen hat Igor eigentlich angedroht?“

      Tim blickte ihn düster an.

      „Er hat gesagt, wenn er die Ware nicht rechtzeitig bekommt, würden wir ebenfalls die Gelegenheit bekommen, eine schöne Aussicht auf die Elbe zu genießen.“

      Fiete starrte Tim Holler an, etwas blass um die Nase.

      „Dabei hat er gelächelt“, ergänzte Tim.

      Fiete schloss leise die Tür.

      *

      Kommissaranwärter Spengler saß immer noch vor seinem Monitor, als Cornelius Brock von seinem Besuch bei Birgit Kollmann zurückkehrte.

      „Wollen Sie nicht bald Feierabend machen?“

      Spengler hob den Kopf. „Sie sind ja auch noch hier.“

      Brock setzte sich. „PPK hat darauf herumgeritten, dass wir bloß keinen Fehler machen. Ihr sitzen die großen Bosse im Nacken. Die Medien sind inzwischen groß eingestiegen, auch wenn sie den Namen des Opfers noch nicht veröffentlicht haben. Immerhin haben wir Glück, da sie die beiden Morde noch nicht in Zusammenhang gebracht haben. Doch das wird nicht so bleiben.“

      „Man könnte fast Mitleid mit den oberen Etagen haben. Aber immerhin werden sie dafür gut bezahlt, dass sie manchmal selbst den Kopf hinhalten müssen und nicht alles auf die Untergebenen abwälzen können.“

      Brock äußerte sich nicht zu den ketzerischen Ansichten seines Assistenten, obwohl er wusste, dass Spengler recht hatte.

      „Was haben Sie noch gefunden?“

      „Zunächst habe ich diesen Fiete gesucht. Er heißt eigentlich Fritz Borowski und ist für uns kein Unbekannter. Mit anderen Worten, er hat ein umfangreiches Strafregister.“

      Spengler drehte den Bildschirm zur Seite. „Erster Diebstahl mit zwölf Jahren, zwei Jahre später der nächste. Von der Schule geflogen, asoziales Elternhaus, Heim, Pflegeeltern, die ganze Palette. Dann Postdiebstahl und Scheckkartenbetrug – Bewährungsstrafe. Mit neunzehn diverse Fälle von Bankautomaten-Manipulation und erster Urlaub in Santa Fu.“

      Damit spielte Spengler auf das Gefängnis Fuhlsbüttel an, das im Volksmund Santa Fu genannt wurde.

      „Beindruckende Karriere“, kommentierte Brock.

      „Kaum war er wieder draußen“, fuhr Spengler fort, „hat er seinen Geschäftszweig um Zuhälterei erweitert. Nach zwei Fällen von schwerer Körperverletzung hat er seine zweite und deutlich längere Haft angetreten. Seit einigen Jahren, also seit er bei Holler angestellt ist, gibt es keine weiteren Einträge in seiner Akte. Mit Drogen hatte er bisher nichts zu tun.“

      „Man arbeitet sich hoch.“ Brock lächelte gequält. „Beweisen können wir derzeit nichts. Ich werde versuchen, Genehmigungen für die Prüfung seiner Telefonlisten, Bankverbindungen und Bewegungsprofile zu bekommen.“

      Spengler nickte. „Außerdem habe ich mir die Gebäudereinigung von Igor Jennisew angesehen. Er ist in Moskau geboren und lebt seit gut zehn Jahren in Hamburg. Seine Firma besteht fast ebenso lange. Er hat nur wenige Angestellte und vergibt viele Aufträge an Subunternehmen. Seine Akte ist relativ sauber. Es gab eine Anklage wegen verbotener Preisabsprachen, doch das wurde außergerichtlich beigelegt. Sein Management besteht aus zwei Personen, die ebenfalls russischer Herkunft sind: Sergei Iwanow und Wladimir Rostrow. Sie stammen auch aus Moskau und kamen einige Jahre nach Jennisew nach Hamburg. Alle drei haben eine gültige Aufenthaltserlaubnis, haben aber keine Anträge auf die deutsche Staatsbürgerschaft gestellt.“

      „Ich vermute mal, dass wir die beiden schon kennengelernt haben.“

      „Ich bin sogar sicher.“

      Spengler betätigte ein paar Tasten, und auf dem Schirm erschienen nacheinander zwei Fotos.

      „Das sind sie!“, rief Brock.

      „Ich

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