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in denen ich an die Gerechtigkeit unserer Justiz glaube“, sagte Rudi dazu in unserem Dienstzimmer.

      Ich nippte an meinem Kaffee.

      „Dafür sind Gerighauser und Subotitsch relativ glimpflich davongekommen.“

      „So läuft das eben“, meinte Rudi. „Ein Sieg für das Recht ist es allemal!“

      ENDE

      Der Legionär

      Thriller von Alfred Bekker

      ERSTER TEIL

      1993

      "Haben Sie schon mal jemanden getötet?"

      Der Mann, der mich das fragte, hatte mir zuvor gesagt, dass er einen Job für mich hätte. Es musste ein ziemlich mieser Job sein. Also genau von der Sorte, die man Leuten wie mir für gewöhnlich anbietet. Aber daran war ich gewöhnt und es wunderte mich schon lange nicht mehr. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Job so mies war.

      Ich saß in dem preiswerten und etwas heruntergekommenen Cafe vor meinem Frühstück und sah den blassen, grauhaarigen Mann mit der dicken Brille an, als wäre er ein Außerirdischer. Sein Gesicht blieb völlig unbewegt. Er setzte sich zu mir, ohne dass ich ihn dazu aufgefordert hätte. "Was ist?", fragte er kühl. "Hat Sie meine Frage derart aus der Fassung gebracht?"

      "Nein."

      "Das hätte mich bei einem ehemaligen Fremdenlegionär auch gewundert."

      Ich hob die Augenbrauen. "Ach, ja?"

      Er musterte mich kritisch. "Sie sehen nicht gut aus. Etwas heruntergekommen, würde ich sagen."

      "Was geht Sie das an?"

      "Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet."

      "Woher wissen Sie, dass ich bei der Legion war? Woher wissen Sie überhaupt, dass ich hier sitze und frühstücke?"

      Er lächelte. Es war ein stilles, kaltes Lächeln.

      Und dann sah er mich mit einem undeutbaren Blick durch die flaschendicken Gläser an, die er auf der Nase trug.

      "Ich weiß es eben", sagte er. "Ich weiß alles über Sie. Ich weiß Ihren Namen. Den, der in Ihrem Pass steht. Und ich weiß auch den, mit dem Sie geboren wurden. Gegenwärtig leben Sie in der Wohnung einer gewissen Tina Jörgensen. Hübsches Mädchen. Die Kleine ist Serviererin, nicht wahr? Fast ein bisschen über Ihrem Niveau."

      Ich kniff die Augen zusammen. Der Bissen, den ich gerade im Mund hatte, blieb mir um ein Haar im Hals stecken. Ich entschied, das der Spaß jetzt vorbei war.

      "Wer sind Sie?", fragte ich.

      "Stellen Sie mir so eine Frage nie wieder", erklärte der Graue schnell. "Es hat einfach keinen Sinn. Ich werde nicht antworten." Ich sah auf seine Lippen. Sie bewegten sich kaum. Er hätte Bauchredner werden sollen!, dachte ich. Talent hätte er jedenfalls gehabt. Ich trank meinen Kaffee aus, nahm die Papierserviette und wischte mir den Mund ab.

      "Was wollen Sie?"

      Er antwortete mir nicht direkt. Das schien so zu seinen Eigenarten zu hören, soviel hatte ich schon mitgekriegt.

      "Ich hatte Sie gefragt, ob Sie schon einmal jemanden getötet haben."

      "Sie wissen doch sonst alles von mir. Warum nicht auch das?"

      "Sie sollten mir vertrauen."

      "Ach, wirklich?"

      "Sie haben die Chance, eine Menge Geld zu verdienen oder dazustehen wie ein Idiot", erwiderte er mir. "Die Wahl liegt ganz bei Ihnen.“

      Ich atmete tief durch und beschloss, das Spiel erst einmal mitzuspielen. Es war einfach zu interessant, um es nicht zu tun. Wie ein Idiot stand ich nämlich jetzt schon da. Wer sich von einer Serviererin aushalten lässt, ist bestenfalls ein Idiot, vermutlich etwas viel Schlimmeres. Oder die Serviererin ist eine Idiotin. Kommt ganz auf den Standpunkt an. Jedenfalls war ich abgebrannt genug, um die Ohren zu spitzen.

      "Okay", sagte ich also. "Ich habe bereits einen Menschen getötet. Zufrieden?"

      Sein Gesicht blieb regungslos.

      "Ich nehme an, es hat Ihnen nicht allzuviel ausgemacht."

      "Es war im Tschad. Gewissermaßen Notwehr."

      "Bei der Sache, die ich mit Ihnen vorhabe, geht es gewissermaßen auch um Notwehr."

      "Ach..."

      "Haben Sie eine Waffe?"

      "Brauchen Sie einen Killer? Ich bin keiner."

      Er war nicht der erste, der mir so ein Angebot machte. Bis jetzt hatte ich solche Sachen immer abgelehnt. Manchmal fragte ich mich, warum eigentlich. Es gibt Leute, die leben ganz gut davon, obwohl die Billiglohn-Konkurrenz aus dem ehemaligen Ostblock in dieser Branche angeblich schon die Preise verdorben haben soll. Und so mancher, der sich darauf eingelassen hatte, fand sich am Ende selbst als Fischfutter in irgendeinem Kanal wieder. "Ich nehme an, unsere Unterhaltung ist damit zu Ende", meinte ich. "Ich bin kein Killer." Ich grinste. "Nehmen Sie sich einen Profi. Schnell, effektiv und neuerdings auch recht erschwinglich, sofern Sie keine besonderen Ansprüche stellen."

      Er schüttelte den Kopf.

      "Die Sache

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