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Herrn Tannous unterhalten.“

      „Reza ist im Moment geschäftlich unterwegs. Genaueres kann ich Ihnen nicht sagen. Sie müssen sich also gedulden.“

      „Haben Sie den .22er Revolver, den Ihnen meine Kollegen in Rademachers Wohnung abgenommen haben, von Tannous?“

      Sie sah mich verdutzt an. „Wie kommen Sie denn darauf?“

      „Ist doch ziemlich naheliegend. Die .45er mit der Rademacher umgebracht wurde und Ihr .22er wurden beide während einer nie wirklich geklärten Schießerei im Club ‚El Abraxas’ benutzt, wie unsere Ballistiker herausgefunden haben.“

      „Ihre Kollegen haben mir das mindestens schon zehn Mal unter die Nase gehalten, aber ich habe weder mit der Schießerei etwas zu tun, noch weiß ich überhaupt, worum es da ging!“

      „Aber Sie kennen die einzige Person, die damals angezeigt wurde ziemlich gut: Reza Tannous! Ich kann da ehrlich gesagt nicht an einen Zufall glauben, Frau Wistanow. Und jetzt heraus mit der Sprache: Woher kam die Waffe?“

      „Ich möchte, dass mein Anwalt dabei ist“, sagte sie schließlich nach einer etwas längeren Pause.

      „Das können Sie haben. Ich schlage vor, wir fahren zur Präsidium.“

      „Wollen Sie das ganze Theater wirklich von vorne beginnen?“, fragte sie. „Morgen bin ich erneut draußen und Sie haben nicht das Geringste in der Hand gegen mich oder Reza.“

      „Packen Sie einfach aus, dass ist auch für Sie das Beste“, sagte ich.

      „Ihr Kollege Carnavaro hat in dieser Hinsicht schon bei mir auf Granit gebissen.“

      „Ich zähle jetzt einfach mal zwei und zwei zusammen. Herr Tannous werden Verbindungen zum Drogenhandel nachgesagt.“

      „Herr Tannous ist ein Geschäftsmann, Herr...

      „...Kubinke!“

      „Diesmal wäre ich durchaus noch selbst darauf gekommen.“

      „Tannous hat Sie auf Rademacher angesetzt.“

      „Wer sagt das?“

      „Ich will wissen, warum! Sollten Sie irgendwelches Beweismaterial verschwinden lassen, als Sie in Rademachers Wohnung aufgegriffen wurden?“

      „Hören Sie auf!“

      „Rademacher soll Kriminelle erpresst haben. Vielleicht hatte er auch etwas gegen Tannous in der Hand.“

      „Das ist Unsinn!“

      „Dann kam es zum Streit und er hat seine Erpresser aus dem Weg geräumt – oder räumen lassen!“

      „Herr Kubinke, das sind nur haltlose Verdächtigungen! Sie haben noch nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl!“

      „Aber den bekommen wir, nachdem wir Sie hier angetroffen haben“, mischte sich Rudi ein. „Ich werde mal mit dem Präsidium telefonieren.“

      „Warten Sie!“, rief Christine. Sie atmete tief durch und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Ich werde Ihnen einiges erklären“, versprach Sie. „Aber wenn Reza zurückkommt und hier alles von Ihren Leuten durchwühlt wurde, bekomme ich großen Ärger!“

      „Dann reden Sie!“

      „Ich weiß, dass Sie das mir jetzt nicht glauben werden, aber meine Beziehung zu Thorben Rademacher war tatsächlich eine Liebesbeziehung.“

      „Anscheinend verstehen unterschiedliche Leute darunter durchaus etwas Unterschiedliches“, stellte ich fest.

      „Und wir lernen gerne noch was dazu“, ergänzte Rudi.

      „Ich meine es ernst“, sagte sie.

      Wenn jemand das so betonen muss, wie es in diesem Augenblick Frau Wistanow gerade tat, dann ist das meistens ein bedenkliches Zeichen. Bedenklich im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt der entsprechenden Aussage, meine ich damit.

      „Fahren Sie einfach fort“, verlangte ich.

      „Wir haben uns in einer Bar kennengelernt und es hat gleich gefunkt. Für ein paar Monate waren wir ein Herz und eine Seele. Thorben war ziemlich niedergeschlagen, als man gegen ihn wegen Erpressung von Informanten und dergleichen ermittelte und er schließlich sogar die Dienststelle wechseln musste.“

      „Kann ich mir vorstellen.“

      „Er war von ganzer Seele Polizist! Dass wir Streit miteinander hatten, habe ich Ihnen ja gesagt. Wir trennten uns. Ich behielt aber noch einen Haustürschlüssel. Irgendwie schob ich es immer wieder vor mir her, ihn zurückzugeben. Es waren auch noch ein paar private Sachen bei ihm in der Wohnung, die ich eigentlich hätte abholen müssen, aber ich scheute mich, diesen endgültigen Schlussstrich zu ziehen.“

      „Und dann sind Sie gleich zu Reza Tannous übergelaufen? Erzählen Sie uns keinen Mist. Wir können den Security Service hier im Haus dazu befragen, seit wann Sie eine Chip Card für die Wohnung von Herrn Tannous besitzen.“

      Sie schwieg einige Augenblicke lang.

      „Was wollen Sie mir eigentlich vorwerfen? Ich habe diese Chip Card vor zwei Wochen bekommen. Da können Sie gerne den Wachdienst befragen.“

      „Das werden wir!“, versprach ich. „Verlassen Sie sich darauf!“

      19

      Die Wohnungsdurchsuchung bei Reza Tannous wurde richterlich genehmigt. Der Verdacht, dass sich die Tatwaffe vielleicht in Reza Tannous' Wohnung befand, erschien schwerwiegend genug, um eine derartige Maßnahme durchzuführen. Die Kollegen Annemarie O’Hara und Fred LaRocca trafen etwas später in Tannous’ Wohnung ein und reichten den schriftlichen Befehl nach. Außerdem halfen sie uns dabei, Tannous’ Traumetage auf den Kopf zu stellen.

      Christine Wistanow bestand darauf, ihren Anwalt anzurufen.

      Als wir beinahe fertig waren, erschien Karlheinz Bandella zusammen mit Reza Tannous, der von Bandella wohl inzwischen verständigt worden war.

      Reza Tannous – ein großer, breitschultriger Mann mit Kinnbart und dunklem Teint – war tiefrot angelaufen. Es war ihm anzusehen, wie sehr er sich beherrschen musste, um nicht seinen Gefühlen mit den Fäusten freien Lauf zu lassen.

      „Mein Mandant wird gar nichts zur Sache sagen und protestiert gegen die Durchsuchung!“, sagte Karlheinz Bandella.

      Schließlich waren wir fertig. Jeden Winkel der Wohnung hatten wir durchsucht.

      Selbst Wände waren abgeklopft und auf Hohlräume untersucht worden. Aber wir hatten

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