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      Udo Jakobi zuckte mit den breiten Schultern und hob die Augenbrauen. „Also, wenn Sie mich so fragen...“

      „Ja?“

      „Ich habe das einfach nur angenommen.“

      „Hm.“

      „Durch die Art, wie er mit ihm redete.“

      „Okay.“

      „Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe...“

      „Doch, doch... Fahren Sie ruhig fort, Herr Jakobi.“

      „Jedenfalls verließ er kurz nach dem Anruf das Lokal und verschwand draußen in der Dunkelheit.“

      „Sie haben nichts mehr gesehen oder gehört?“

      „Nein. Wenn es dunkel ist, spiegeln die Scheiben. Man sieht fast nichts.“

      „Mehr können Sie uns nicht sagen?“

      Er schüttelte den Kopf.

      „Nein, tut mir Leid.“

      Ich wechselte einen kurzen Blick mit Rudi. Wir kennen uns gut genug, um zu wissen, was der andre denkt. Manchmal muss es gar nicht mehr ausgesprochen werden.

      „Wir danken sehr für Ihre Auskünfte“, erklärte Rudi schließlich.

      Udo Jakobi schluckte. „Hoffentlich konnte ich Ihnen weiterhelfen.“

      „Wird sich zeigen“, sagte ich.

      „Na, dann....“

      „Weiß man vorher nie“, sagte ich.

      Udo Jakobi runzelte die Stirn.

      „Ich verliere ungern Stammkunden auf diese Weise. Dass er ein Bulle – ich wollte sagen: ein Polizist - war, habe ich übrigens erst in den Nachrichten gehört.“

      „Meine Kollegen suchen die Umgebung nach Hinweisen ab“, sagte Rebecca Düpree.

      „Ich hoffe, die finden etwas“, antwortete ich. „Wenn man den Tatort nicht kennt, stochert man mit seinen Ermittlungen ziemlich im Nebel herum.“

      Wir erhoben uns. Ich wandte mich noch einmal an Udo Jakobi, der ziemlich nervös wirkte und sich die schwitzigen Hände an seiner Schürze abwischte. „Eine Frage noch...“

      „Ja?“

      „Sie meinten, dass er jemanden hier erwartet hat.“

      „Genau.“

      „Hat er sich zuvor mal mit jemandem hier getroffen oder war er immer allein, wenn er seine Fishburger aß?“

      „Er war eigentlich immer allein.“

      „Eigentlich?“

      „Zumindest, wenn ich dabei war, aber ich muss gestehen, dass zwar meine Imbiss 24 Stunden geöffnet hat, aber ich nicht rund um die Uhr hinter dem Tresen stehen kann.“

      „Könnten wir Ihre Angestellten dazu befragen?“

      „Sicher.“

      Es stellte sich heraus, dass Jakobi insgesamt fünf feste Angestellte hatte, dazu drei Aushilfskräfte, die stundenweise engagiert wurden. Von den fest Angestellten fehlte eine und von den Aushilfskräften zwei Personen, deren Arbeitszeiten in der Imbiss erst später begannen.

      Eine als Aushilfskraft angestellte junge Frau mit offenkundig asiatischen Wurzeln namens Jessica Liao wollte gesehen haben, dass sich Rademacher einmal mit einem Mann um die dreißig und einmal mit einer Blondine getroffen hatte. Die Blondine war auch noch einem anderen Angestellten aufgefallen, der Mann hingegen nicht.

      „Der Mann, mit dem er sich traf, war ziemlich groß, schlaksig und hatte gelocktes, dunkles Haar“, berichtete uns Jessica Liao. „Er wurde wohl eingeladen. Jedenfalls ist er mir schon deswegen in Erinnerung geblieben, weil er vier Fishburger geschafft hat.“

      „Haben Sie einen Namen oder irgendetwas von dem Gespräch der beiden mitbekommen?“, fragte ich.

      Jessica Liao schüttelte den Kopf und strich eine Strähne ihrer schulterlangen, blauschwarzen Haare aus Gesicht. „Nein, tut mir leid. Aber es gab Streit zwischen den beiden, woraufhin der Mann mit dem gelockten Haar wutentbrannt hinausgelaufen ist. Er hätte mich fast umgerannt. Ach, übrigens, er trug ein Goldkettchen mit einem Kreuz auf der Brust.“

      „Bis wann sind Sie hier in Udo's Imbiss?“

      „Heute bis fünf Uhr am Nachmittag.“

      „Dann wird vorher noch einer unserer Kollegen hier vorbeikommen und mit Ihnen zusammen ein Phantombild anfertigen. Er heißt Herr Prewitt.“

      „Glauben Sie, dass dieser Lockenkopf den Mann umgebracht hat?“

      „Er ist bislang nur ein Zeuge. Jeder, der in den letzten Tagen und Wochen mit dem Opfer zu tun hatte, kann uns vielleicht wertvolle Informationen darüber geben, wer einen Grund gehabt haben könnte, Rademacher umzubringen.“

      „Und was können Sie uns über die Frau sagen?“, fragte Rudi.

      Die junge Frau wandte den Blick in Rudis Richtung. Mit einer beiläufigen Bewegung strich sie sich das blauschwarze Haar zurück und klemmte eine Strähne hinter das Ohr.

      „Ich glaube, die beiden hatten was miteinander – so wie die sich angesehen haben“, lautete die Meinung von Jessica Liao. „Ihr Blond war nicht echt, die Brüste auch nicht und ich nehme an, sie hat sich auch die Lippen machen lassen. Ich frage mich, was sie mit ihrem Körper angestellt hat, dass Sie das in dem Alter schon nötig hatte!“

      „Wie alt würden Sie sie schätzen?“, fragte Rudi.

      „Mitte zwanzig. Sie war so groß wie ich, also unter 1,70 m. Unter ihrem Mantel trug sie ein ziemlich edles, aber knappes Kleid. Irgendwie passte sie überhaupt nicht hier her. Dementsprechend war auch ihr Appetit. Sie hat eine Tasse Kaffee genommen, aber der war ihr wohl auch nicht recht. Jedenfalls hat sie ihn stehen lassen. Ach ja, am Arm, da trug sie ein Armband, das mir sofort aufgefallen ist.“

      „So?“

      „Es war geformt wie zwei kleine Schlangen, die sich um das Handgelenk winden. Sah schon aus wie was ganz Besonderes.“

      „Unser Zeichner Herr Prewitt wird auch von ihr ein Bild anfertigen“, kündigte ich ihr an.

      Über Funk meldete sich einer der uniformierten Beamten der Berliner Polizei vom Hafenbecken aus bei Rebecca Düpree.

      „Wir haben hier vielleicht etwas gefunden.“

      9

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