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Michelangelo war, genau wie Leonardo, ein “universeller” Künstler: Maler, Baumeister, Bildhauer und Dichter. Er war der Hauptmeister der italienischen Hochrenaissance und Wegbereiter des Manierismus. Seine Vorliebe galt der als Ausdruck der Leidenschaft angesehenen Skulptur. Nach Landschaften sucht man bei ihm vergeblich. Alles, was den Menschen ausmacht, seine Gefühle, Leidenschaften, seinen Intellekt, wollte Michelangelo durch den nackten Körper zum Ausdruck bringen, den er kaum einmal in einer Ruhestellung, ohne Bewegung zeigte. Die Malkunst war für ihn nur ein anderes, leichter zu handhabendes Mittel, um das in künstlerische Worte zu fassen, was seine Seele bewegte. So gestaltete er, der sich selbst in erster Linie als Bildhauer sah, ein Deckengemälde, wie es lyrischer und epischer in der gesamten Geschichte der Malkunst nicht zu finden ist: die Decke der Sixtinischen Kapelle. Über die riesige Fläche von 1000 m² entfaltete er hier seine ganze Genialität. Als er die Arbeit im Auftrag von Papst Klemens VII. (1478 bis 1534) aufnahm, war er gerade mal 34 Jahre alt. In seinem letzten Gemälde, dem Jüngsten Gericht an der Wand der Sixtinischen Kapelle, ließ er seinen eigenen Qualen freien Lauf. Was bedeuteten künstlerische Gesetze und Konventionen im Vergleich zu dem Schmerz, der in seinem Inneren tobte und ein Ventil brauchte? Kein Wunder, dass seine Zeitgenossen den Ausdruck terribilità auf seinen Stil anwandten. Seine Figuren entführen uns in Gefilde der Phantasie, die weit über das hinausgehen, was wir normalerweise mit ihrem Namen verbinden.

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In die Porträts der Frida Kahlo sind sowohl ihr Leben als auch ihr Wirken selbst eingeflossen. Genau diese Mischung zieht den Betrachter in ihren Bann. Kahlos Werk läuft wie der Film ihres Lebens vor dem Auge des Betrachters ab, und nur selten lässt sich in Bilderrahmen mehr über Künstler erfahren, als es bei ihren Werken der Fall ist. Mit achtzehn Jahren veränderte ein Busunglück, das ihr lebenslange Schmerzen verursachen sollte, ihr Dasein. Doch harte Arbeit und ihre Verbissenheit halfen bei der Entwicklung ihres künstlerischen Talents. Ihr malerischer und schriftlicher Nachlass stellen den mutigen Lebensbericht einer Frau dar, die auch an der Seite des berühmten Diego Rivera fortwährend auf der Suche nach sich selbst war.

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John Constable ist der erste englische Landschaftsmaler, der den Holländern in nichts nachsteht. Er übernimmt zwar einiges von Rubens Landschaften, doch sein eigentliches Vorbild ist Gainsborough. Constable bringt einen frischen Wind in die Malerei, zum einen, was die Technik, zum anderen, was das Gefühl anbelangt. Mit Ausnahme der Franzosen war Constable der erste Landschaftsmaler, der es als wichtigste Aufgabe erachtete, zunächst in einer einzigen Sitzung in der Natur eine erste Skizze anzufertigen. Diese Idee ist der Keim für die Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei – ja vielleicht sogar der modernen Malerei überhaupt. Es ist diese spontane Momentaufnahme, das flüchtigste, persönlichste und am wenigsten reproduzierbare Element, das dem zukünftigen Bild seine Seele gibt. Beim späteren gemächlichen Arbeiten an der Leinwand kann die Absicht des Künstlers nur darin bestehen, diese erste Skizze zu bereichern und zu vervollkommnen, ohne jedoch die jungfräuliche Frische zu verlieren. Diesen zwei Prozessen widmete sich Constable mit dem Ziel, die Fülle des Lebens in den ländlichen Gegenden zu entdecken.

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Whistler taucht zu einem entscheidenden Zeitpunkt der Kunstgeschichte auf und übernimmt die Rolle eines Vorläufers. Den Impressionisten gleich hat er den Willen, seine Ideen durchzusetzen. In einer ersten Schaffensphase wird der Künstler vom Realismus Courbets und vom Japonismus beeinflusst. Whistler findet mit den Nocturnes und der Cremorne Gardens-Serie zu künstlerischer Eigenständigkeit, und stellt sich dem Akademismus entgegen. Das Portrait seiner Mutter nennt er Arrangement in Grau und Schwarz, was für seine ästhetischen Theorien sehr bezeichnend ist. Wenn er die Lustgärten von Cremorne darstellt, so nicht, um identifizierbare Personen darauf abzubilden, sondern um eine Stimmung zu erfassen. Die Ufernebel der Themse, bleiche Lichter, Fabrikschlote haben es ihm angetan. Während dieses Zeitabschnitts schockiert er seine Zeitgenossen mit seinen abstrakt anmutenden Bildern. Die Portraits (Ganzfiguren) beherrschen seine nächste Phase, in der er Berühmtheit erlangt. Die portraitierten Personen werden in ihrer natürlichen Umgebung dargestellt, was ihnen eine merkwürdige Präsenz verleiht. Oscar Wilde (1854 bis 1900) lässt sich von den Portraits zur Niederschrift des Bildnis des Dorian Gray inspirieren. Seine Launen, seine Eleganz und seine Persönlichkeit geben Anlass zu Neugierde und Bewunderung. Enger Freund von Mallarmé (1842 bis 1898), bewundert von Marcel Proust (1871 bis 1922), provozierender Dandy, empfindlicher Weltmann, anspruchsvoller Künstler: Whistler war ein wagemutiger Erneuerer.

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J.M.W. Turner wurde 1775 in Covent Garden als Sohn eines Barbiers geboren und starb 1851 in Chelsea. Es bedarf der Erfahrung eines Spezialisten, Gemälde auszusuchen,um ein Werk über diesen Maler zu verfassen, denn mit einem Gesamtwerk von über 19000 Gemälden und Zeichnungen kann Turner als ein äußerst produktiver Maler bezeichnet werden. Sein Name wird einerseits mit einer gewissen Vorstellung der Romantik in den Landschaften und einer bewundernswerten Gewandtheit in der Ausführung seiner Seegemälde verbunden. Andererseits erinnert er aber auch an einen Vorreiter im Umgang mit Farben: an Goethes Theorie der Farben. Man braucht das Talent des großen englischen Kritikers John Ruskin, um Turners Malerei zu interpretieren. Mit Gemälden wie dem Brand des Ober– und Unterhauses, seiner ergreifenden Sicht des Schlachtfeldes von Waterloo und vielen anderen gibt Turner aber auch einen Zeitzeugenbericht ab. Seine Werke werden in zahlreichen Museen ausgestellt, z.B. im British Museum in London sowie in New York, Washington und Los Angeles.

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Toulouse-Lautrec begann noch während seines Studiums das Pariser Nachtleben zu erkunden; es sollte ihm zur wichtigsten Quelle der Inspiration werden und schließlich auch zur Beeinträchtigung seiner Gesundheit führen. Das Paris der 1890er Jahre mit seinen schillernden Charakteren kann man nur durch die Augen Lautrecs wahrnehmen. Die erste bedeutende Persönlichkeit des Pariser Nachtlebens, der Lautrec begegnete, war der berühmte Cabaretsänger Aristide Bruant (1851 bis 1925), ein Mann, der Lautrec ganz wesentlich darin unterstützte, seine eigene künstlerische Vision zu entwickeln. In den 1890er Jahren inspirierten Lautrec zahlreiche Bühnenkünstler: die auf dem berühmten Plakat des Moulin Rouge zu sehenden Tänzerinnen La Goulue und Jane Avril oder Loïe Fuller, die Sängerinnen May Belfort, Yvette Guilbert und Marcelle Lender sowie die Schauspielerin Réjane. Lautrecs Aufrichtigkeit, mit der er viele Aspekte des Lebens abbildete, die die meisten seiner höher geachteten Zeitgenossen lieber unter den Teppich kehrten, erregte erwartungsgemäß Anstoß. Der deutsche Kunstkritiker Gensel schrieb: “Von Verehrung kann natürlich bei diesem Meister in der Darstellung alles Gemeinen und Perversen von vornherein nicht die Rede sein. Dass man Schweinereien – es gibt keinen milderen Ausdruck dafür – wie Elles öffentlich ausstellen darf, ohne einen Schrei der Entrüstung zu hören, erklärt sich nur daraus, dass ein Teil des großen Publikums den Sinn dieses Zyklus gar nicht versteht und ein anderer sich schämt, sein Verständnis einzugestehen!”

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Pornografisch, unsittlich, amoralisch und letztendlich sogar „entartet“ wurde die Kunst des Egon Schiele genannt. Lange Zeit verkannt und verunglimpft, hat der geniale, von Selbstobsession getriebene Künstler dennoch unbeirrt seine künstlerische Suche nach der Essenz der weiblichen Sexualität und nach einer neuen, ausgeglichenen Selbstwahrnehmung fortgesetzt; eine Suche, die in einer Vielzahl von Selbstporträts und Aktzeichnungen zum Ausdruck gebracht wurde. Dieser Band bemüht sich darum, die volle künstlerische Bandbreite des Künstlers zu erfassen, seine bekannten Porträts, Akte und Selbstporträts mit seinen weniger bekannten Landschafts –und Städtebildern zu kontrastieren und einen Einblick in die Seele des umstrittenen Österreichers zu bieten.

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Auguste Rodin (1840-1917) intensiviertseine zeichnerische Tätigkeit als etwa 10-Jähriger und besucht ab 1854 in der Zeichen– und Mathematikschule La Petite ÉcoleKurse von Henri Lecoq de Boisbaudran (1802-1897) und des MalersJean-Hilaire Belloc (1786-1866). Dort entdeckt er für sich die Bildhauerei. Er verlässt 1857diese Schule und versucht, an der berühmten École nationale supérieure des beaux-artsaufgenommen zu werden, scheitert aber dreimal.Ab 1864 beginnt eineachtjährige Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Albert-Ernest Cartier-Belleuse (1824-1887), der sich eine 1873 Kooperation mit dem belgischen Bildhauer Antoine-Joseph van Rasbourgh (1831-1902) anschließt. Zu seinen ersten großen Werken zählen u. a. Der Mann mit der gebrochenen Nase(1864), die später vom französischen Staat angekauftelebensgroße Figur Das eherne Zeitalter(1875/1876), der auch für das zukünftige Museum der dekorativen Künsteein nie fertiggestelltes Portalbestellte. Diesen Arbeiten folgten im Lauf der Jahreu. a. Der Kuss (1886),die Bürger von Calais(1889) und Der Schreitende(1877-1880 und 1900). Seine Hauptarbeit ist wohl Das Höllentor(1880-1817), an dem er 37 Jahre lang und bis kurz vor seinem Tod arbeitete und aus dem seine bekannteste andere Figur, Der Denker, stammt, dessen Kopie über dem Grab der ebenfalls 1917 gestorbenen, spät geheirateten Rose Beuret steht.

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Der insgesamt der Kunstrichtung der Klassischen Moderne zuzurechnende Piet Mondrian (1872-1944) wurde im niederländischen Amersfort geboren. Nach seinem Studium in Amsterdam begann ers eine Künstlerkarriere im impressionistischen Stil als Figuren– und Landschaftsmaler. Seine Arbeiten aus jenen Jahren zeigen den Einfluss Vincent van Goghs (1853-1890) und des Fauvismus, einer französischen Stilrichtung aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf seiner Reise des Jahres 1911 nach Paris entdeckte er Pablo Picassos (1881-1973) Arbeiten, damit für sich den Kubismus und wurde aufgrund dessen nach seiner Rückkehr zum Pionier der abstrakten Malereiin den Niederlanden. Seine Gemälde weisen ab den 1920er Jahren – er lebte zu dieser Zeit und für etwa zwanzig Jahre wieder in Paris – einen auf das Senkrechte und Waagerechte zurückgehenden Aufbau und damit strenge geometrische Formen auf, die, zusammen mit den Gegensätzen blauer, gelber, roter und nichtfarbiger Flächen, zu seinem Markenzeichen wurden. In New York, wo er seine letzten Jahre verbrachte, fand seine Kunst großen Anklang. Mondrian war nicht nur Maler, sondern auch Kunsttheoretiker und Mitbegründer der Kunstrichtung De Stijl.

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Amedeo Modigliani wurde 1884 in Livorno (Italien) geboren und starb im Alter von 35 Jahren in Paris. Die einzigartige visionäre Kraft des Künstlers speiste sich aus drei Quellen: Neben seiner Aufgeschlossenheit gegenüber seinem italienischen und klassischen Erbe zeigte er Verständnis für französischen Stil und französisches Feingefühl – besonders für die dichte künstlerische Atmosphäre im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts – und ein von der jüdischen Tradition inspiriertes intellektuelles Problembewusstsein. Modigliani malte vor allem Portraits, die er in seinem ganz eigenen, melancholischen Stil verfremdete und in die Länge zog, sowie Akte von erhabener Schönheit und fremdartiger Erotik. Im Jahre 1906 zog es Modigliani nach Paris, dem Zentrum der künstlerischen Innovation und des internationalen Kunsthandels. Schon bald schloss er Freundschaft mit dem neoimpressionistischen Maler Maurice Utrillo (1883 bis 1955) und dem deutschen Maler Ludwig Meidner (1844 bis 1966). Bereits früh interessierte sich Modigliani für Aktstudien und das klassische Konzept der idealen Schönheit. Seine verwundenen Kompositionen und überdehnten Figuren wurden mit denen der Manieristen der Renaissance verglichen, besonders mit Parmigianino (1503 bis 1540) und El Greco (1541 bis 1614). Für seine Aktreihen übernahm Modigliani den Aufbau vieler berühmter Akte der Hochrenaissance, darunter solche von Giorgione (etwa 1477 bis 1510), Tizian (etwa 1488 bis 1576), Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780 bis 1867) und Velázquez (1599 bis 1660), vermied aber deren Romantisierung und kunstvoll dekorativen Charakter. Darüber hinaus war Modigliani auch mit den Arbeiten von Francisco de Goya (1746 bis 1828) und Edouard Manet (1832 bis 1883) vertraut – Künstler, die Kontroversen entfacht hatten, weil sie weibliche Akte realistisch malten und damit die künstlerische Konvention brachen, nach der Akte in mythologische, allegorische oder historische Szenen einzuordnen seien.