Аннотация

Ein offener zwischenmenschlicher Informationsaustausch scheint jedem die notwendige Orientierung in unserer unübersichtlichen Zeit zu bieten. Gerade die neuen Medien führen die Ratsuchenden und die Hilfsbereiten zusammen. Zielt die Orientierungshilfe wirklich immer auf das Wohl des Beratenen? Bereits die klärende Annäherung an das Geldwesen bringt Unerwartetes zutage. Dieser vermeintlich egozentrische Lebensbereich ist ohne Wechselseitigkeit gar nicht denkbar. Die Geldjünger müssen dafür sorgen, dass weder die Gier nach Geld noch der Ausgleich des Vermögens durch Konsum abebbt. Keiner von ihnen darf je mit dem Erreichten zufrieden sein. Die entsprechende Kontrolle verlangt Transparenz. Gibt es keine Gemeinschaft, in der ein vernünftiger Umgang mit Geld ebenso möglich ist wie eine individuelle Zufriedenheit? Zum Glück weiß bei der Sexualität jeder selbst worum es geht und was ihm gefällt. Drei sexuelle Revolutionen scheinen das Wissen immens gesteigert, jegliche Fremdherrschaft im Bett abgeschafft und allerlei skurrile Praktiken in die Öffentlichkeit geführt zu haben. Im Ergebnis scheinen jedoch umso mehr Menschen an ihrer eigenen Normalität zu zweifeln und begeben sich panisch in die Fänge der Gutachter außerhalb der Intimsphäre. Nicht selten verteilen hier zwielichtige Moralapostel für die gewährten Einblicke Hohn und Spott. Braucht die sexuelle Erfüllung wirklich mehr als die Vertrautheit der direkt Beteiligten? Verschwiegene und selbstzufriedene Individuen wurden seit jeher argwöhnisch beäugt. Wer jedoch bei Geld- und Sexualfragen nicht auf Schwarmintelligenz setzt, macht sich erst recht verdächtig. Beim abschließenden Vergleich der informellen mit der formellen Sozialkontrolle sammelt ein erstaunlicher Kandidat Sympathiepunkte: Kann es tatsächlich angenehmer sein, die Staatsanwaltschaft im Schlafzimmer zu haben, als so manchen Mitmenschen in der näheren Umgebung zu wissen?

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Ist es nicht bereits schlimm genug, dass die Ängste der Menschen durchweg auf Ignoranz treffen? Worin liegt der Nutzen eines Buches, das sich unterschwellig auch noch über diese Befürchtungen lustig macht? Sollen hier etwa die Musiker der RMS Titanic zum zynischen Vorbild dafür erklärt werden, das aufbauend Schöne nicht einmal nach ausgerufenem «Rette sich, wer kann!» in Frage zu stellen? Oder entsteht der verhöhnende Eindruck etwa gerade deshalb, weil die liebgewonnenen dunkelsten Prognosen als Ausgangspunkt unüblicherweise tatsächlich Berücksichtigung finden? In der Essaysammlung werden verschiedene Aspekte aus den Schwerpunkten Familie und Partnerschaft, Arbeit und Beruf sowie Religion und Weltanschauung durch eine eher ungewöhnliche Linse betrachtet. Ihren Schliff erhält selbige anhand der jeweils zerstörerischen Kräfte, derer Globalisierung und Individualisierung einstimmig bezichtigt werden. Das aus den Katastrophenszenarien gebündelte Bild zeigt zwar Unbequemes, aber wider Erwarten nichts Furchteinflößendes. Obwohl, ein Umstand könnte durchaus zu Panikattacken führen: Für den richtigen Weg gibt es keine App. Wie lebt es sich also in einer Gesellschaft ohne Halt und Orientierung? Muss sich ein weltoffener Mensch denn wirklich jegliche Unverschämtheit gefallen lassen? Kommt ein weltzugewandter Bürger tatsächlich nicht umhin, intimste Details vor aller Öffentlichkeit auszubreiten? Bietet unsere schnelllebige Zeit überhaupt noch die Möglichkeit, einen klaren Gedanken zu fassen und Abwägungen vorzunehmen? Die überarbeiteten Versionen der Abhandlungen, die zwischen 2013 und 2016 erschienen sind, führen hier nun mit Blick auf eine unheilvolle Begleiterscheinung von «Vertrauen» zu einem Gesamtresümee.

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Nahezu jeder wünscht sich mehr Ruhe und Erholung im Kreise der Liebsten und es mangelt keineswegs an vielversprechenden Verwirklichungsansätzen. Allerdings scheitert der Mensch seit jeher an den Schikanen der Zeit. Um im Unterschied zu anderen Lebewesen das Schicksal planend in die Hand nehmen zu können, bietet der Vernunftbegabte seine volle Sprachkompetenz auf und erobert die unbegreifliche Zukunft. Die Zeit lehrt ihn nun, dass dafür der Königsweg nicht unbedingt hätte beschritten werden müssen. Auch die ordnende Durchdringung der irdischen Natur und der kosmischen Bahnen ist, ebenso wie deren motivationale Überführung in eine einzigartige Ausdauer, Merkmal menschlicher Intelligenz. Mit der Zeit landet der Uhrenerfinder und taktgenaue Planer jedoch unerwartet in einem neuerlichen Chaos. Ein universales Koordinatensystem liefert die brillante Lösung. Die wissenschaftlichen Streitpunkte sind noch nicht behoben, da entlarvt die Zeit ihre einzige unstrittige Seite als Illusion. Wenn nicht einmal die eindeutige Folge von Ursache und Wirkung der Realität entspricht, scheint gänzlich nichts mehr zu gelten. Wer deshalb allerdings glaubt, die Zeit einfach ignorieren zu können, stößt an deren unüberwindbare Grenzziehungen. Im Bemühen, die Herrschaft über die Zeit an sich zu reißen, traktiert sich die Menschheit wechselseitig mit verbissenen technokratischen Strukturen, vernichtenden Bewertungen, düsteren Zukunftsaussichten und phantasievollen Aufschneidereien. Mit der viel beschworenen Schwarmintelligenz geht der Stress allerdings erst richtig los.

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Was steckt wirklich hinter dem erstarkenden Interesse am gekonnten Auftritt bei Tisch? Wieso lässt das Auftreten der bekundetermaßen engen Freunde von Freiherr Knigge keinerlei Verbindung zu seinem bekanntesten Werk erkennen? Auch der Prozess der Zivilisation verweist auf gänzlich andere Hintergründe der Tischsitten, als man gemeinhin annimmt. Die traditionsbewusste Philosophie sieht sich sogar genötigt, vornehmlich mit Verweis auf das Verdauungsergebnis, sich ausdrücklich zum Thema Essen und Trinken zu distanzieren. Gerade in der Öffentlichkeit des Restaurants lässt sich von den selbsternannten Kennern der Umgangsformen ein Rollenspiel beobachten, bei dem den Zeremonienmeistern und Choreographen des guten Tons zunächst der Taktstock entrissen wird. Als Krönung der nun üblicherweise folgenden Taktlosigkeit ist die öffentliche Hinrichtung der Privatperson hinter der Servicerolle vorgesehen. Ist das, entgegen aller Bekundungen, der wahre Genuss, der im Restaurant zu befriedigen gesucht wird? Steckt hinter alledem die heute vorfindbare unsägliche Vermengung des Öffentlichen und des Privaten? Glaubt der Gast von Knigges Gnaden damit einen anderen Eindruck zu hinterlassen, als es der Freiherr in seinem Werk mahnend beschrieben hat? Auch die Gastronomie scheint von diesem Machtkampf unterwandert. Dienen, einst vornehmste Verpflichtung selbst großer Könige, wird aus den eigenen Reihen heraus zum Inbegriff der Verachtung. Wahlweise als Selbstverachtung der Dienenden, nicht selten jedoch auch als ausdrückliche Verachtung der Bedienten. Liegt dies an der weitverbreiteten Auffassung, Persönlichkeitsstärke zeige sich in einem möglichst schamlosen Auftritt im Vordergrund? Der abschließende Rückblick zeigt, dass Höflichkeit eben nicht grundsätzlich erwidert wird.

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Was ist aus Familie, Arbeit und Religion nur geworden? Wo wurden die wesentlichen Fehler begangen? Wie kann es mit Blick auf die Familie dann sein, dass ausgerechnet die identifizierten Makel des heutigen Familienlebens die Grundlage für eine entspannte Teilnahme am weltgesellschaftlichen Miteinander zu sein scheinen? Auch der gnadenlose Kampf auf dem internationalen Arbeitsmarkt wirft unzählige Fragen auf. Was ist Arbeit eigentlich? Bleibt heutzutage nur, grundsätzlich den falschen Weg eingeschlagen zu haben? Alleine die unzähligen Berater hätten es natürlich vorab gewusst. Mit dem Eindruck des weltweiten Gegeneinanders will man die Religionen eigentlich gar nicht mehr wirklich betrachten. Dort scheint zumindest festzustehen, welche Glaubensrichtungen zur Demokratie passen und welche nicht. Müssten im Zuge der Rationalisierung und Säkularisierung nicht längstens alle Religionen verschwunden sein? Wer darf denn nun wen mit welcher Weltauffassung behelligen? Und was haben Familienfeierlichkeiten mit dieser Frage zu tun? Nicht einmal auf den prognostizierten gesellschaftlichen Untergang scheint Verlass zu sein. Die abschließende pointierte Zusammenfassung lässt sogar Zweifel aufkommen, ob es zum großen Heulen um die verloren gehende Normalität kommen wird. Die vorliegende Betrachtung ist informativ, provozierend, zugleich beruhigend und unterhaltsam. Sie greift den Stand der Wissenschaft und der gesellschaftlichen Diskussion auf und verbindet ihn mit der meist vernachlässigten Weltvergesellschaftung. Der diesbezügliche Blickwinkel basiert auf dem wissenschaftlichen Ansatz des Autors zur Verbundenheit von Globalisierung und Individualisierung und den resultierenden Potentialen.