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       Ben Kossek

      Tod in Amsterdam

       Thriller

       Amsterdam-Trilogie

       Band 1

      Impressum:

      Copyright © 2020 by Ben Kossek

      Umschlaggestaltung: Bernd Moch

      Verlag und Druck: tredition GmbH

      Halenreie 40-44

      22359 Hamburg

      ISBN 978-3-347-01710-8 (Paperback)

      ISBN 978-3-347-01711-5 (Hardcover)

      ISBN 978-3-347-01712-2 (e-Book)

       Ein besonderes Augenmerk der Polizei bei der

       Bekämpfung der Waffenkriminalität

       gilt dem international organisierten illegalen

       Handel mit Schusswaffen.

       Quelle:

       „Bundeslagebild Waffenkriminalität 2017“

       des Bundeskriminalamts.

       Prolog

       Sieben Monate zuvor

      Es lag nicht in der Absicht von Simon Kaluschek, ihn zu beunruhigen. Das wusste er. Aber nun war er genau das – beunruhigt. Er war sogar hochgradig beunruhigt, um nicht zu sagen: Er war entsetzt! Er hatte Kaluschek den Auftrag erteilt, und dieser hatte ihn ausgeführt und ihm nun Bericht erstattet. Das Ergebnis, von dem nur Kaluschek und er wussten und möglicherweise noch eine dritte Person, die sie beide jedoch nicht kannten, würde zu einem politischen Skandal auswachsen, wenn er an die Öffentlichkeit geraten würde. Simon war der einzige, den er mit diesen Recherchen beauftragen konnte, denn auf ihn konnte sich Wolfram Brosenius zu hundert Prozent verlassen. Und sein Anfangsverdacht hatte sich nun erhärtet!

      Wolfram Brosenius, Leiter der Gruppe Projektcontrolling und Risikomanagement des Bundesverteidigungsministeriums, hatte zunächst nur einen leisen Verdacht, dass hier etwas nicht ganz in Ordnung war. Merkwürdige Telefonate seines Vorgesetzten, des Staatssekretärs Jens Walther Kramm, die sofort beendet wurden, wenn er den Raum betrat, und letztendlich dieser merkwürdige Briefumschlag ohne Absender, der eines Morgens versteckt unter der Schreibunterlage auf seinem Schreibtisch auftauchte, in dem er Fotokopien von E-Mails fand, die Jens Walther Kramm verschickt hatte! Keine Ahnung, wer den dort hinterlegt hatte, so dass er, Wolfram Brosenius, ihn unbedingt finden musste. Offenbar hatte Staatssekretär Jens Walther Kramm nicht nur Freunde in seinem unmittelbaren Umfeld.

      Er hatte einige Tage überlegt, was nun am besten zu tun sei. Danach hatte er seinen Vertrauten Simon Kaluschek angewiesen, nachzuforschen, ob es weitere Bestätigungen dieser Verdachtsmomente gab. Und nun hatte Kaluschek ihm mitgeteilt, dass von Jens Walther Kramms Büro-PC verschiedene E-Mails versendet wurden, die Kramm danach eigenhändig wieder gelöscht hatte. E-Mails an einen gewissen Ruud van Dongen, dem leitenden Mitarbeiter eines bekannten deutschen Waffenmaklers, und an den Inhaber einer niederländische Spedition, Claudius Steelmans.

      Jedoch musste es jemandem gelungen sein, diese E-Mails aufzurufen und auszudrucken, bevor Kramm sie wieder löschen konnte. Und zwar, ohne dass es von ihm bemerkt wurde. Dieser oder diese Unbekannte war die dritte Person, die möglicherweise genau im Bilde war. Doch welches Interesse hatte der- oder diejenige, Kramm zu schaden?

      Wolfram Brosenius tat nun das, was er für richtig hielt. Er rief einen guten alten Freund an, einen Freund, der bis vor kurzem in Diensten der Dortmunder Kripo gestanden hatte, und der in der Lage war, hier durch gezielte Nachforschungen einige tragfähige Beweise zu liefern. Diesen Mann würde er anrufen, jetzt sofort, und ihn bitten, sich dieser Sache anzunehmen …

       1.

      Vielleicht steckte es schon von Anfang an in ihm. Vielleicht war es auch nur eine besondere Fügung des Schicksals. Denn Heino Brandstetters besondere Aufmerksamkeit galt schon immer genau jenen Dingen, die andere gerne unter den Teppich kehrten. Dinge, die im Interesse einiger weniger Personen nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten, oder besser gesagt, die Dinge, die sich am treffendsten mit den Worten Skandal, Affäre oder Korruption umschreiben ließen. Sein Job brachte es nun einmal mit sich, dass er nach genau solchen Dingen auf der Suche war, und dies mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit. Diese Dinge zogen ihn geradezu magisch an und ließen ihn nicht eher wieder zur Ruhe kommen, bis es ihm endlich gelungen war, sie aufzuspüren, zu enträtseln und sie dann ans grelle Tageslicht zu bringen. Und dies tat er mit einer unermüdlichen Leidenschaft und Besessenheit, wie es wohl nur ein Investigativ-Journalist vollbrachte. Er war einer jener wackeren Aufklärer, die sich ständig und mit einem bewundernswerten Eifer auf die Suche nach ihrem „Watergate“ machten, um es dann eines Tages gnadenlos aufzudecken und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und darin war er wirklich gut!

      Schon als kleiner Junge hatte er allen nur denkbaren „Unregelmäßigkeiten“ den Kampf angesagt, etwa, wenn ein Nachbar sein Altöl nicht vorschriftsmäßig entsorgte oder sich seiner abgefahrenen Autoreifen der Einfachheit halber kurzerhand im nahegelegenen Wald entledigte. Dann war er stets mit seiner kleinen Kamera zur Stelle, die er als Überraschung zum siebten Geburtstag von seinem Vater geschenkt bekommen hatte. Seinen größten Coup landete er schließlich, als er im zarten Alter von zehn Jahren herausfand, dass einer der größeren Jungs in der Straße das nagelneue Fahrrad seines besten Freundes Jannes Seewald vom Schulhof gestohlen und verhökert hatte, um danach den Erlös in Zigaretten zu investieren, die er anschließend in der Manier eines Drogendealers gewinnbringend auf dem Schulhof verkaufte.

      Brandstetters Beliebtheitsgrad in der Schule war dies zwar in keiner Weise dienlich, und auch sonst machte er sich mit seinen Schnüffeleien unter seinen Mitschülern keine Freunde, aber es verschaffte ihm jedes Mal dieses ganz besondere Gefühl von Zufriedenheit und Stolz, das man immer dann verspürte, wenn man der Gerechtigkeit und Wahrheit Genüge getan hatte. Und genau das war seine Berufung – der Gerechtigkeit und Wahrheit Genüge tun. Es widerstrebte ihm, wegzusehen und den Dingen ihren Lauf zu lassen, als würde ihn das alles nichts angehen. Er stand nun einmal dafür, die Dinge wieder geradezurücken, auch wenn ihn niemand darum gebeten hatte. Und nur zu gerne ließ sich schon der junge Heino Brandstetter von diesem Gefühl der Zufriedenheit und des Stolzes tragen!

      Wäre es nach dem Willen seines ehrgeizigen Vaters gegangen, hätte er nach dem hervorragenden Abitur natürlich ein Jurastudium absolviert, um einer guten alten Familientradition Folge zu leisten. Er konnte sich nicht erinnern, dass irgendjemand aus seiner Familie nicht Jura studiert hätte. Allen voran sein Vater, zu dessen größter Befriedigung es gehörte, die alteingesessene Kanzlei seines Großvaters zu übernehmen und diese mit beachtlichem Erfolg fortzuführen. Doch allen Planungen und Bemühungen des Vaters zum Trotz schien der Werdegang des Sohnes schon sehr früh eine völlig andere Richtung einzuschlagen.

      Nach einem äußerst erfolgreich verlaufenen Journalismus-Studium in Leipzig, welches beide Elternteile trotz aller Zielstrebigkeit des Sohnes mit einer ausgesprochenen Skepsis begleiteten, arbeitete Heino Brandstetter die ersten vier Jahre danach als Polizeireporter bei der „Berliner Morgenpost“.

      Erst viele Jahre später begann er seine Laufbahn als investigativer Journalist für verschiedene Zeitungen und Magazine, darunter die „WELT“, und dabei hatte er mit Neugier und Sensibilität jenen ganz besonderen Spürsinn entwickelt, der ihm letztendlich zu dem Ruf verhalf, einer der Besten seiner Branche zu sein. Seit geraumer Zeit arbeitete er nun schon als freier Journalist und hatte sich mit mehreren aufsehenerregenden

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