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starten kann. Hätten wir nur das früher gewusst.

      Die Skiakrobatik schwappte gerade über den Atlantik. Wir fanden das toll und versuchten uns auch mit Backscratchern, Duffys, Helikoptern, Twistern und diversen Sprüngen. Nur wenige hatten es in dieser Disziplin wirklich drauf. Aber unsere Versuche müssen jedenfalls für Zuschauer interessant gewesen sein. Oft hatten wir Publikum, wenn wir im Schnee herumflogen. Die wenigsten standen noch auf ihren Skiern nach den Übungen. Gefilmt haben wir das auch mit einer Super-8-Kamera. Die Filme führten zumindest bei den Zuschauern zu heftigem Lachen. Mehrere Jahre hintereinander fuhren wir, Pit, Michael, Jürgen, Siggi und manchmal noch andere, in die Berge, meist in die französischen Alpen. Der Ort sollte möglichst hoch gelegen und schneesicher sein. Wir nisteten uns in einem dieser damals supermodernen Resorts wie Lac de Tignes, Trois Vallées oder La Plagne ein und waren nur noch auf der Piste. Die hässlichen Hochhäuser auf 2000 und mehr Meter Höhe störten uns überhaupt nicht. Für uns war das Skifahren das Ein und Alles. Je mehr Teilnehmer wir waren, desto billiger wurde die Unterkunft. Und so hausten wir auf engstem Raum irgendwo im zehnten Stockwerk und hofften, dass nicht ein Schneesturm uns den nächsten Tag verderben würde. Streit gab es nie. Wir hatten während der Jahre die Marotten jedes Einzelnen akzeptieren gelernt. Während wir tagsüber die Pistenkilometer zählten, angedeutete Skiakrobatik und Sprünge für den Kameramann Jürgen ausführten, lauschten wir am Abend bei mehreren Flaschen Bier den Wohn- und Einrichtungsgedanken des angehenden Innenarchitekten Mike oder den netten lateinischen Sprüchen von Siggi. Ansonsten verkürzten wir uns die Zeit bis zum Schlafengehen mit Karten- und Brettspielen.

      Unsere Gruppe löste sich auf. Jeder ging in Beruf und Partnerschaft auf. Aber der Winter blieb noch lange eine schöne Jahreszeit für mich. Meine Ehefrau Renate wurde auch zu einer passionierten Skifahrerin, und so lag es nahe, dass wir jeden Winter in die Skiferien fuhren und die Kinder in einen Skikindergarten gingen oder Skikurse besuchten. Obwohl er ein guter Skifahrer ist, höre ich meinen Sohn noch heute sagen: „Wir mussten immer in den Skikurs.“ Es klingt wie eine Beschwerde. Beinahe zehn Jahre lang fuhren wir in den Fastnachtsferien nach Flims in der Schweiz. Wir mieteten immer die gleiche Wohnung. Das Skigebiet war groß und bot uns alles, was wir für einen schönen Skiurlaub benötigten.

      Aber irgendwann begann sich das zu ändern. Vielleicht lag es am zunehmenden Alter? Noch immer bin ich gerne auf der Piste und liebe den Anblick von Schnee. Der wurde allerdings im Tal immer seltener, und die Wintertage brachten mehr Regen als Frost. Der langsame Abschied begann mit der Trennung von Renate. Mit dem Unterhalt für meine Kinder und gleichzeitig einer neuen Beziehung waren für mich die Ausgaben zu hoch geworden. Spätere Versuche, einen Winterurlaub zu erleben, endeten bereits nach drei Tagen. Mir reicht es inzwischen, bei schönem Wetter für ein paar Stunden auf eine Piste im Schwarzwald zu gehen und meine Schwünge im Schnee zu machen. Meine Lebenspartnerin Karin überzeugte mich, dass wir für das Geld, das eine Woche Skiurlaub kostet, auch drei Wochen in Thailand verbringen könnten. Karin kommt aus der Finanzbranche.

      Ich fühle mich jetzt in wärmeren Gegenden wohler. Ein einziger Ausflug nach Thailand im Februar brachte die Wendung. Seit dieser Zeit wärme ich meine Knochen ein paar Wochen im Winter auf und erwarte den Frühling sehnlichst am Kaminfeuer. Ich glaube, ich bin kein Winterkind mehr.

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