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Читать онлайн.Die Schiffe segelten weiter nach Santiago, wo der Statthalter Velázquez residierte, dessen Habgier durch ein mitgebrachtes Kästchen mit goldenen Götzen und anderen Figuren mächtig angeregt wurde. Als nun auch noch zwei aus Yucatán mitgebrachte Indianer, die auf die Namen Melchorillo und Juanillo getauft worden waren, entgegen der Wahrheit berichteten, dass es in Yucatán Goldbergwerke gebe, rüstete er eine neue Expedition von vier Schiffen unter dem Generalkapitän Juan de Grijalva und den Kapitänen Pedro de Alvarado, Francisco de Montejo und Alonso Dávila aus. Sie erreichte nach zwei Wochen die Insel Cozumel und eine Woche später die Küste von Champotón, wo die erste Expedition ihre große Niederlage erlitten hatte. Diesmal aber gingen die Spanier mit überlegenen Waffen an Land und brachten die Häuptlinge mit Hilfe der Dolmetscher Melchorillo und Juanillo dazu, sich dem Kaiser als Oberherrn zu unterwerfen. Zur größten Enttäuschung der Spanier hatten jedoch die Geschenke der Indianer nur einen geringen Goldwert, umso mehr Hoffnung weckte die Mitteilung, »gegen Sonnenuntergang gebe es ein Land, wo sich Gold in großer Menge finde, dabei wiederholten sie immer wieder die Worte Culúa und Mexiko«.
Feindseliger Empfang der Spanier in Yucatán
(Nach einer zeitgenössischen Darstellung)
Grijalva segelte nun weiter, um das Goldland zu suchen. Als er in einer Bucht mit seiner ganzen Mannschaft an Land ging, traf er unter den Häuptlingen zum ersten Mal auf einen Statthalter Moctezumas, des Aztekenherrschers, der ihn mit Ehrerbietung empfing. Die Spanier tauschten, was ihnen die Hauptsache zu sein schien, Glasperlen und anderen Flitterkram gegen Gold und Goldwaren ein. Grijalva nahm das Land förmlich in Besitz, während der Statthalter alles Gesehene auf Sisaltücher malen ließ, die dem fernen Herrscher vorgelegt werden sollten. Da Grijalva nun eine Stadt gründen wollte, wozu ihm jedoch die Mittel fehlten, schickte er Pedro de Alvarado mit dem eingetauschten Gold nach Kuba zurück, wo er von dem bereits recht besorgten Gouverneur mit größter Freude empfangen wurde. Alvarado erzählte nachher, dass Velázquez ihn unaufhörlich umarmt und geküsst habe und dass die Freudenfeste und Ritterspiele acht Tage gedauert hätten. Der Generalkapitän Grijalva gelangte unterdessen bis Tampico, dann kehrte er um, jedoch nicht ohne häufiger zu landen und Tauschhandel zu treiben, der besonders am Fluss von Coatzacoalcos blühte, wo es den hochbeglückten Spaniern gelang, sechshundert goldglänzende Streitäxte einzutauschen. Als sie aber nach der Rückkehr in Santiago hervorgeholt wurden, zeigten sie sich gänzlich überlaufen, da sie aus Kupfer waren. Es fehlte nun nicht an Spott, aber auch nicht an Bewunderung, da die Expedition Grijalvas dem sagenhaften Goldland ohne Zweifel recht nahe gekommen war.
EIN GROSSES UNTERNEHMEN UNTER HERNÁN CORTÉS
Es ist nun eine schwer zu beantwortende Frage, warum Hernán Cortés diese beiden ebenso kühnen wie Erfolg versprechenden Expeditionen unbeteiligt ziehen ließ. Er war nicht einmal als Initiator oder auch nur als Nutznießer dabei, obwohl er ohne Zweifel die Vorbereitungen aus nächster Nähe erlebt hatte, da er zur Oberschicht der Insel gehörte und zum engsten Gefolge des Statthalters zählte. Nicht einmal die damals schon als rechte Haudegen und Abenteurer bekannten jungen Kapitäne hatten ihn zur Mitreise verlockt. Nun aber trat er auf den Plan – in das grelle und häufig auch unheilvoll flackernde Licht der Geschichte. Nun war – so kann man wohl ohne Übertreibung sagen – seine Stunde gekommen.
Diego Velázquez trug sich mit dem Plan, eine neue größere Expedition auszuschicken. Er war klug, wenn nicht sogar verschlagen genug, dass er sich aber zuerst um die Gunst am Hof bewarb, was durch einen seiner Kapläne, Benito Martínez, geschah, der ein gewandter Unterhändler war. Benito Martínez verhandelte so geschickt, dass er nicht nur die Erlaubnis zu weiteren Unternehmungen, sondern auch die für Diego Velázquez so wichtige Ernennung zum Adelantado von Kuba erwirkte. Diese Ernennungen kamen allerdings erst an, als die nächste Expedition längst unterwegs war.
Schwer zu verstehen ist nun, weshalb Velázquez gerade Hernán Cortés dazu auserwählte, das neue Unternehmen zu leiten. Gewiss hatte der Alkalde (Bürgermeister) von Santiago in seinem Amt und auch als enger Berater des Statthalters seine Verdienste errungen, sicher hatte er auch seine Entschlusskraft, staatsmännische Klugheit und eine edle männliche Haltung bewiesen, und nicht zuletzt fiel ins Gewicht, dass er ein Schwager des Gouverneurs war, wodurch Treue und Ehrlichkeit verbürgt zu sein schienen. Bernal Díaz weiß mehr darüber zu berichten, er zählte eine ganze Reihe von Bewerbern auf, »wir Soldaten wollten dagegen von keinem anderen wissen als von Juan de Grijalva, weil er ein tüchtiger Offizier und überhaupt ein Mann ohne Tadel war, der sich auf das Kommandieren wohl verstand. Während aber die Reden hin und her gingen, wurde die Sache in aller Stille zwischen zwei Vertrauten des Diego Velázquez, dem Sekretarius Andrés de Duero und dem königlichen Zahlmeister Amador de Lares, und Hernán Cortés abgemacht. Letzterer hatte ihnen versprechen müssen, allen Gewinn an Gold, Silber und Juwelen mit ihnen zu teilen, und dieser Gewinn konnte recht bedeutend werden. Duero und der Zahlmeister wandten nun all ihre Überzeugungskraft bei dem Statthalter an. Sie strichen Cortés bei jeder Gelegenheit heraus, rühmten seine Tapferkeit und erklärten ihn überhaupt zum tüchtigsten Mann für ein solches Kommando. Ihre Bemühungen blieben nicht ohne Erfolg und Diego Velázquez ernannte Hernán Cortés zum Generalkapitän der Unternehmung. »Als diese Wahl bekannt wurde, gefiel sie dem einen, dem anderen aber nicht.« Die Gegner des Hernán Cortés wandten nun jedes Mittel an, ihn aus der Gunst des Gouverneurs zu verdrängen.
Hernán Cortés jedoch ging nach seiner Ernennung sogleich mit Tatkraft und Umsicht daran, die Schiffe auszurüsten, Waffen und Proviant zu beschaffen und Offiziere und Soldaten anzuwerben. Er verfuhr dabei recht umsichtig, aber auch großzügig, gab sein beträchtliches Vermögen dafür aus, belieh seine Besitzungen und veranlasste reiche Freunde, ihr Geld in das Unternehmen zu stecken. Dabei wich er dem Gouverneur kaum von der Seite und versicherte ihm immer wieder, dass er ihn reich und glücklich machen werde. Seine Feinde gewannen jedoch immer mehr Einfluss auf den misstrauischen Statthalter, besonders da Cortés nun begann, sich auch äußerlich den Anschein eines großen Herrn zu geben.
Als Hernán Cortés durch seine Freunde am Hof erfuhr, dass der Statthalter immer mehr dazu neigte, ihm das Kommando wieder zu nehmen, lief er aus dem Hafen Santiago aus, nachdem er sich in auffälliger Eile von dem überrumpelten Velázquez verabschiedet hatte. Wenige Tage später trafen die Schiffe im Hafen von Trinidad ein. Hernán Cortés ging an Land, stellte vor seinem Quartier die königliche Fahne auf, ließ Proviant und Waffen einkaufen und mit Pauken und Trommeln Offiziere und Soldaten anwerben. »In dieser Stadt schlossen sich noch sämtliche Alvarados an, nämlich der Hauptmann Pedro, seine Brüder Gonzago, Jorge, Gomez und ihr Bastardbruder Juan.« [Bernal Díaz] Dazu kamen noch viele Andere, »lauter Männer von Gewicht und Ansehen. Sie hatten alle in der Nähe der Stadt ihre Landgüter, wo sie Kassavebrot backen und Schweinefleisch einsalzen und mit anderem Proviant an Bord bringen ließen.« [Bernal Díaz] Es wurden Soldaten angeworben und Pferde eingekauft, und da der Reiter Puertocarrero nicht genug Geld für einen Grauschimmel besaß, gab Hernán Cortés die goldenen Borten seines Samtrocks dafür her.
Immer wieder kamen dem Generalkapitän glückliche Zufälle zu Hilfe, so als ein mit Brot und Salzfleisch für ein Bergwerk beladenes Schiff des Juan Sedeño eintraf, der sich von Cortés überreden ließ, ihm das Schiff samt Ladung zu verkaufen und die Unternehmung mitzumachen. Während all dieser Vorbereitungen platzte ein Schreiben des Gouverneurs Velázquez an den Alkalden Verdugo von Trinidad herein mit dem Befehl, Cortés zu verhaften und nach Santiago zu bringen. Ein anderes Schreiben ging an Diego de Ordás, den Velázquez zur Beobachtung des Generalkapitäns der Expedition zugeteilt hatte. Hernán Cortés aber zeigte nun sein diplomatisches