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Cynthia ihn, „du erinnerst dich doch noch an Emily, nicht wahr? Von der Pension?“

      „Natürlich“, erwiderte Emily, die ihm ihre Hand entgegenstreckte. „Du hast mein Klavier gestimmt.“

      Owen nickte bekräftigend. Er schien ein recht zurückhaltender Mann zu sein. „Wie läuft es denn dort? Wenn ich mich recht erinnere, hattest du es ziemlich eilig, das ganze Haus auf Vordermann zu bringen.“

      „Das stimmt“, pflichtete Emily ihm bei. „So schnell möchte ich auf keinen Fall mehr zwanzig Zimmer innerhalb von vierundzwanzig Stunden renovieren und bezugsfertig machen! Aber vielen Dank für deine Hilfe beim Stimmen des Klaviers. Es klingt nun fantastisch.“

      Owen lächelte. „Das freut mich zu hören. Um ehrlich zu sein, hat es mir Spaß gemacht, an einem solch antiken Klavier zu arbeiten. Ich würde mich sehr freuen, irgendwann wieder einmal darauf spielen zu können.“

      „Du bist jederzeit willkommen“, meinte Emily. „Irgendwann hätte ich gerne einen dauerhaften Klavierspieler in der Pension. Aber ich Moment habe ich einfach nicht das Geld dafür.“

      „Nun ja“, erwiderte Owen mit seinem netten, schüchternen Lächeln. „Wie wäre es, wenn ich vorbeikomme und kostenlos spiele? Der Auftritt vor Menschen würde mir guttun und du würdest mir gleichzeitig einen Gefallen erweisen.“

      Emily war begeistert. „Das wäre wunderbar!“

      Schnell tauschten sie Nummern aus und winkten Owen zum Abschied zu. Emily war unglaublich froh, nun einen Klavierspieler in der Pension zu haben.

      „Komm, Chantelle“, sagte Emily, von ihrem Treffen mit Owen optimistisch gestimmt. „Lass uns auf den Rummel gehen.“

      Mit diesen Worten übernahm Emily die Führung und bahnte sich den Weg zu den Zelten, in den die traditionellen Spiele bestehend aus einer Wurfbude und einem Schießstand aufgebaut waren.

      „Wollen wir mal sehen, ob du ein Spielzeug für Chantelle gewinnen kannst?“, schlug Emily Daniel vor.

      Dieser sah sie mit einem verlorenen, hilflosen Blick an, so als ob es ihm peinlich wäre, nicht selber auf die Idee gekommen zu sein.

      „Natürlich“, entgegnete er mit einem etwas gezwungenen Lächeln. „Schau zu und lerne.“

      Emily tätschelte Chantelles Schulter, während sie dabei zusahen, wie Daniel den Mann an dem Stand bezahlte und anschließend mit dem Luftgewehr zielte. Er traf das Ziel mit drei perfekten Schüssen. Chantelle sprang auf und ab und begann, in die Hände zu klatschen.

      „Na los“, wurde sie von Emily ermutigt. „Such dir einen Preis aus.“

      Sofort stürmte Chantelle zu dem Stand und suchte sich den größten und weichsten Teddybären aus.

      „Bedankst du dich noch bei Daddy?“, schlug Emily vor.

      Doch Chantelle drückte den Bären fest an sich und schaute zaghaft auf ihre Schuhe hinab, während sie ihm im Flüsterton dankte. Sofort legte sich wieder ein angespannter Ausdruck auf Daniels Gesicht, weshalb Emily ihre Hand ausstreckte und seinen Arm aufmunternd drückte, als ob sie ihm dadurch sagen wollte, dass es nicht seine Schuld war. Gleichzeitig nahm sie sich vor, Daniel so oft es ging zu bestärken, ihn zu loben und ihn zu trösten, denn die ganze Sache machte ihm sichtlich zu schaffen.

      Auf einmal stießen sie mit Serena zusammen.

      „Oh mein Gott!“, rief diese, als sie von Chantelle zu Daniel und Emily blickte. „Das ist ja…so großartig.“

      Emily hatte noch keine Gelegenheit gehabt, jemandem von Daniels Rückkehr zu erzählen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er Chantelle mitgebracht hatte. Serena war einer derjenigen gewesen, die sich um Emily gekümmert und ihr durch die schwierigen Wochen von Daniels Abwesenheit geholfen hatten. Sie wusste, dass es ihrer jungen Freundin viel bedeutete, sie nun alle zusammen, glücklich und vereint zu sehen.

      Serena beugte sich hinab, um mit Chantelle zu sprechen. Sie hatte eine solch natürliche Gabe, schnell zu Menschen eine Beziehung aufzubauen, dass sich Chantelle bei ihr wohl schon bald sichtlich wohl fühlte.

      „Hier wird auch Zuckerwatte verkauft“, meinte Serena. „Mit Zuckerstreuseln! Willst du mit mir kommen und eine kaufen?“

      Chantelle sah zu Daniel und Emily auf, die zustimmend nickten. Als die beiden dabei zusahen, wie Serena und Chantelle Hand in Hand zu dem Zuckerwattestand gingen, verspürte Emily plötzlich einen gewissen Verlust, fast schon eine Art Trauer in sich aufsteigen. Das kleine Mädchen war gerade einmal auf die andere Straßenseite gegangen und schon wurde Emily dessen Abwesenheit schmerzlich bewusst. So müssen sich wohl Mütter fühlen, dachte Emily mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

      In diesem Moment zog Daniel Emily dicht an sich heran, so als ob er Trost und Bestätigung bei ihr suchte.

      „Das machst du wirklich gut“, lobte sie ihn, während sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte.

      „Diesen Eindruck habe ich allerdings nicht“, entgegnete er. „Ich habe ständig das Gefühl, nur auf eine Katastrophe zu warten.“

      „Das ist doch vollkommen normal“, beruhigte Emily ihn. „Du bist jetzt ein Vater und hast Vaterinstinkte.“

      Daniel lachte. „Vaterinstinkte, hm?“, scherzte er, wobei er sich zum ersten Mal, seit sie die Pension verlassen hatten, wieder gelassen anhörte. „Ist das wie der Spinnensinn von Spider Man?“

      Emily nickte kräftig. „Nur tausendmal besser.“

      Während sie stumm Chantelle und Serena am Zuckerwattestand beobachteten, fühlte sich Emily zufrieden und wunderbar glücklich. Sogar noch glücklicher als sie es je für möglich gehalten hatte.

      Dann kamen Serena und Chantelle zurückgesprungen, wobei Chantelles Gesicht vor lauter Zucker klebte.

      „Probiere mal, Emily!“, rief sie, während sie ihr die glitzernde Regenbogen-Zuckerwatte entgegenstreckte.

      Überwältigt, dass das kleine Mädchen mit ihr teilen wollte, nahm Emily einen Bissen. „Lecker!“, stimmte sie fröhlich zu, obwohl sie sich beherrschen musste, nicht vor Freude zu weinen.

      „Will Daddy auch einmal probieren?“, schlug Emily vor. Sie wollte auf keinen Fall, dass sich Daniel außen vor fühlte, auch wenn regenbogenfarbene Zuckerwatte wahrscheinlich das letzte war, das er jemals probieren wollte.

      Schüchtern streckte Chantelle ihre Zuckerwatte Daniel entgegen. Dieser öffnete seinen Mund übertrieben weit, gab dann ein lautes Knirschen von sich, als er vorgab, in die Zuckerwatte zu beißen und schmatzte laut. Sofort brach Chantelle in Gelächter aus. Es war das erste Mal, dass sich Daniel gehen gelassen und sich auf verspielte Weise mit Chantelle beschäftigt hatte. Als Emily Daniels Blick auffing, wackelte er mit den Augenbrauen und schenkte ihr ein triumphierendes Lächeln.

      Als die Parade begann, stand die Familie auf dem Gehweg und beobachtete, wie die Traktoren vorbeifuhren. An diesem Tag waren alle Einwohner Sunset Harbors hierhergekommen, weshalb Emily viele ihrer Freunde grüßte. Mittlerweile hatte sie kein Problem mehr damit, sich öffentlich mit Daniel und Chantelle zu zeigen. Das war es, was sie wollte, und wenn es den anderen Menschen nicht passte, dann kümmerte sie das nicht.

      Doch gerade, als Emilys Zuversicht einen neuen Höhepunkt erreicht hatte, spürte sie, wie ihr jemand auf die Schulter tippte. Als sie sich umdrehte, hatte sie das Gefühl, in Eiswasser zu stürzen, denn vor ihr stand Trevor Mann, der einen äußerst selbstzufriedenen und hinterhältigen Eindruck machte.

      Er strich seinen Schnurrbart glatt. „Es überrascht mich, Sie hier zu sehen, Emily“, meinte er.

      Diese verschränkte ihre Arme und seufzte, denn sie wusste instinktiv, dass Trevor Mann versuchen würde, sie zu Fall zu bringen. „Und warum ist das so, Trevor?“, wollte sie trocken wissen. „Bitte

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