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      "Ihr Name ist Kelsey Sprigge. Sie war eine FBI Agentin im Syracuse Büro – damals fünfunddreißig Jahre alt. Sie ist jetzt siebzig und lebt als Rentnerin in Searcy, einer Stadt in der Nähe von Syracuse."

      Riley war überrascht zu hören, das Sprigge eine Frau war.

      "Sie muss zum FBI gekommen sein–" fing Riley an.

      Flores führte ihren Gedanken aus.

      "1972, als J. Edgars Leiche noch kaum kalt war. Damals wurde es Frauen endlich erlaubt, sich als Agenten zu bewerben. Vorher war sie bei der Polizei."

      Riley war beeindruckt. Kelsey Sprigge hatte viel Geschichte durchlebt.

      "Was können Sie mir über sie erzählen?" fragte Riley Flores.

      "Nun, sie ist eine Witwe mit drei Kindern und drei Enkeln."

      "Rufen Sie im Syracuse Büro an und sagen Sie ihnen, dass sie alles tun sollen, um Sprigge zu beschützen", sagte Riley. "Sie ist in ernster Gefahr."

      Flores nickte.

      Dann wandte sie sich an Meredith.

      "Sir, ich brauche ein Flugzeug."

      "Warum?" fragte er verwirrt.

      Sie holte tief Luft.

      "Shane ist möglicherweise auf dem Weg, um Sprigge zu töten", sagte sie. "Und ich will zuerst mit ihr sprechen."

      KAPITEL SECHS

      Als der FBI Jet auf der Landebahn des Syracuse Hancock International Airport aufsetzte, erinnerte sie sich an etwas, das ihr Vater ihr im Traum gesagt hatte.

      "Du nutzt keinem was, es sei denn, sie sind tot."

      Riley sah die Ironie. Das hier war vermutlich der erste Fall, bei dem noch niemand ermordet worden war, bevor sie ihn bekam.

      Aber das wird sich wahrscheinlich bald ändern, dachte sie.

      Sie war insbesondere um Kelsey Sprigge besorgt. Sie wollte die Frau persönlich treffen und sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging. Dann läge es an Riley und Bill dafür zu sorgen, dass es auch so blieb und Shane Hatcher wieder hinter Gittern landete.

      Während das Flugzeug auf das Gate zurollte, sah Riley, dass sie in einer wahren Winterwelt angekommen waren. Auch wenn die Landebahn frei war, zeigten die riesigen Schneeberge daneben, wie viel Aufwand das gekostet hatte.

      Es war eine Abwechslung von der Szenerie in Virginia – und eine willkommene. Riley wurde klar, wie sehr sie eine neue Herausforderung brauchte. Sie hatte Gabriela von Quantico aus angerufen und erklärt, dass sie auf dem Weg war, einen Fall zu lösen. Gabriela hatte sich für sie gefreut und ihr versichert, dass sie sich um April kümmern würde.

      Als das Flugzeug seine Endposition erreicht hatte, schnappten Riley und Bill sich ihr Gepäck und kletterten die Stufen hinunter auf die vereiste Rollbahn. Riley fühlte den eisigen Wind auf ihrem Gesicht und war froh, dass sie in Quantico mit einer dicken Kapuzenjacke ausgestattet worden war.

      Zwei Männer eilten auf sie zu und stellten sich als Agenten McGill und Newton vom FBI Büro in Syracuse vor.

      "Wir sind hier, um zu helfen, wo wir können", sagte McGill zu Bill und Riley, während sie das Terminal betraten.

      Riley stellte die erste Frage, die ihr in den Sinn kam.

      "Beobachten Ihre Leute Kelsey Sprigge? Ist sie sicher?"

      "Eine Polizeieskorte ist vor ihrem Haus in Searcy positioniert", sagte Newton. "Wir sind sicher, dass es ihr gut geht."

      Riley wünschte sich, sie könnte diese Zuversicht teilen.

      Bill sagte, "Okay. Dann brauchen wir jetzt nur etwas, das uns nach Searcy bringt."

      McGill sagte, "Searcy ist nicht weit von Syracuse, und die Straßen sind frei. Wir haben einen SUV mitgebracht, den Sie nutzen können, aber … ähm, sind Sie es gewohnt in nördlichem Winterwetter zu fahren?"

      "Wissen Sie, Syracuse gewinnt immer die Goldene Schneeball Auszeichnung", fügte Newton mit verschmitztem Stolz hinzu.

      "Goldener Schneeball?" fragte Riley.

      "Das ist der New York State Preis für den meisten Schnee", erklärte McGill. "Wir sind die Gewinner. Haben sogar eine Trophäe, um es zu beweisen."

      "Vielleicht sollte einer von uns fahren", schlug Newton unsicher vor.

      Bill lachte leise. "Danke, aber ich denke, dass bekommen wir hin. Vor ein paar Jahren war ich in North Dakota für den Winter. Da habe ich eine gute Dosis Fahren im Winter bekommen."

      Auch wenn sie es nicht sagte, fühlte Riley sich ebenso qualifiziert in dieser Art des Fahrens. Sie hatte in den Bergen von Virginia gelernt zu fahren. Der Schnee war nie so hoch wie hier, aber die Landstraßen wurden nie sehr schnell freigeräumt. Sie hatte vermutlich genauso viel Zeit auf vereisten Straßen verbracht, wie die Leute hier.

      Aber sie überließ Bill nur zu gerne das Fahren. Ihre Gedanken drehten sich gerade nur um die Sicherheit von Kelsey Sprigge. Bill nahm die Schlüssel und sie machten sich auf den Weg.

      "Ich muss schon sagen, es fühlt sich gut an, wieder zusammen zu arbeiten", sagte Bill während er fuhr. "Es ist selbstsüchtig, nehme ich an. Ich mag es, mit Lucy zu arbeiten, aber es ist nicht dasselbe."

      Riley lächelte. Sie fühlte sich ebenfalls gut dabei, wieder mit Bill zu arbeiten.

      "Trotzdem wünscht sich ein Teil von mir, du würdest nicht zu diesem Fall zurückkommen", fügte er hinzu.

      "Warum nicht?" fragte Riley überrascht.

      Bill schüttelte den Kopf.

      "Ich habe ein ungutes Gefühl dabei", sagte er. "Denk daran, ich habe Hatcher auch getroffen. Es braucht einiges, um mir Angst zu machen, aber … nun ja, er ist eine Klasse für sich."

      Riley antwortete nicht, aber sie musste ihm insgeheim zustimmen. Sie wusste, dass Hatcher Bill bei ihrem Besuch manipuliert hatte. Mit untrüglichen Instinkten hatte der Gefangene scharfsinnige Bemerkungen über Bills Privatleben gemacht.

      Riley erinnerte sich, wie Hatcher auf Bills Ehering gezeigt und gesagt hatte:

      "Vergessen Sie Ihre Versuche, das mit Ihrer Frau wieder geradezubiegen. Das wird nicht passieren."

      Hatcher hatte Recht gehabt und jetzt steckte Bill inmitten eines hässlichen Scheidungskampfes.

      Am Ende des gleichen Besuchs hatte er etwas zu Riley gesagt, das sie immer noch verfolgte.

      "Hören Sie auf, sich dagegen zu wehren."

      Bis zu diesem Tag war sie sich nicht sicher, was Hatcher damit gemeint hatte. Aber sie spürte ein unerklärliches Grauen, dass sie es eines Tages herausfinden würde.

      *

      Kurze Zeit später parkte Bill neben den großen aufgeschütteten Schneehaufen vor Kelsey Sprigges Haus in Searcy. Riley sah einen Streifenwagen mit zwei uniformierten Polizisten in der Nähe. Aber zwei Polizisten in einem Wagen reichten nicht aus, um sie zu beruhigen. Der brutale und brillante Kriminelle, der aus Sing Sing ausgebrochen war, könnte kurzen Prozess mit ihnen machen, sollte ihm der Sinn danach stehen.

      Bill und Riley stiegen aus dem Wagen und hielten ihre Marken in Richtung des Polizeiwagens. Dann gingen sie den geräumten Bürgersteig entlang zum Haus. Es war ein traditionelles zweistöckiges Gebäude mit einem hohen Dach und einer Veranda, die mit Weihnachtslichtern geschmückt war. Riley klingelte.

      Eine Frau öffnete ihnen mit einem freundlichen Lächeln die Tür. Sie war schlank und fit und trug einen Jogging Anzug. Ihr Gesichtsausdruck war heiter und fröhlich.

      "Sie müssen die Agenten Jeffreys und Paige sein", sagte sie. "Ich bin Kelsey Sprigge. Kommen Sie rein, dort draußen ist es furchtbar kalt."

      Kelsey Sprigge führte Riley und Bill in ein gemütliches

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