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bis derjenige erwischt war, der ihn ermordet hatte. Gerechtigkeit war sein Leben lang sein Motto gewesen, und gerade er hatte es verdient, sie selbst in seinem Tod zu erfahren.

      Gwen dachte wieder an ihre und Godfreys Begegnung mit Steffen. Sie war sich sicher, dass Steffen etwas verbarg und fragte sich, was es war. Ein Teil von ihr fühlte, dass er sich mit der Zeit von selbst öffnen würde. Doch was, wenn er das nicht tat? Sie verspürte einen Drang, den Mörder ihres Vaters zu finden—doch sie wusste nicht, wo sie noch suchen sollte.

      Schließlich erhob sich Gwendolyn von ihrem Sitz unter dem Wasser, kletterte nackt ans Ufer, zitterte in der Morgenluft, versteckte sich hinter einem dicken Baum und holte ihr Handtuch von einem Ast, wie sie es immer tat.

      Doch als sie sich danach ausstreckte, stellte sie mit Schrecken fest, dass ihr Handtuch nicht da war. Nackt und nass stand sie da und verstand nicht, was vor sich ging. Sie war sich sicher, dass sie es dort aufgehängt hatte, so wie immer.

      Als sie verdutzt und zitternd dastand und versuchte, zu begreifen, was passiert war, spürte sie eine Bewegung hinter sich. Es ging so schnell—ein Huschen—und einen Augenblick später stellte sie mit stockendem Herzen fest, dass ein Mann hinter ihr stand.

      Alles ging zu schnell. In wenigen Sekunden war der Mann, der wie in ihrem Traum in einen schwarzen Umhang mit Kapuze gehüllt war, hinter ihr. Er packte sie von hinten, streckte eine knochige Hand aus und hielt ihr damit den Mund zu, ihre Schreie erstickend, während er sie festhielt. Mit der anderen Hand fasste er um ihre Mitte, zog sie an sich heran und hob sie vom Boden hoch.

      Sie trat in die Luft und versuchte zu schreien, bis er sie absetzte, weiterhin fest in seinem Griff. Sie versuchte, aus seiner Umklammerung freizukommen, doch er war zu stark. Er holte aus und Gwen sah, dass er einen Dolch mit einem leuchtend roten Griff hielt—derselbe wie in ihrem Traum. Es war also doch eine Warnung gewesen.

      Sie spürte, wie die Klinge gegen ihre Kehle gepresst wurde, und er hielt sie so fest, dass jede Bewegung in alle Richtungen einen Schnitt durch den Hals zur Folge haben würde. Tränen flossen über ihre Wangen, während ihr das Atmen schwer fiel. Sie war so wütend auf sich selbst. Sie war so dumm gewesen. Sie hätte achtsamer sein sollen.

      „Erkennst du mein Gesicht?“, fragte er.

      Er lehnte sich vorwärts, und sie konnte seinen heißen, schrecklichen Atem auf ihrer Wange spüren und sah sein Gesicht. Ihr Herz blieb stehen—es war der gleiche Mann wie in ihrem Traum, der Mann mit dem fehlenden Auge und der Narbe.

      „Ja“, antwortete sie mit zitternder Stimme.

      Es war ein Gesicht, das sie nur zu gut kannte. Sie kannte seinen Namen nicht, doch sie wusste, dass er ein Vollstrecker war. Ein niederträchtiger Kerl, einer von mehreren, die sich um Gareth herum scharten, seit er ein Kind war. Er war Gareths Bote. Gareth schickte ihn zu jedem, dem er einen Schrecken einjagen wollte—oder ihn foltern oder töten.

      „Du bist der Köter meines Bruders“, zischte sie ihn trotzig an.

      Er lächelte und entblößte seine Zahnlücken.

      „Ich bin sein Bote“, sagte er. „Und meine Botschaft kommt mit einer besonderen Waffe, damit du dich leichter daran erinnerst. Seine Botschaft an dich heute ist, dass du aufhören sollst, Fragen zu stellen. Du wirst sie besonders gut lernen, denn wenn ich mit dir fertig bin, wird die Narbe, die ich auf deinem Gesicht hinterlasse, dich dein ganzes Leben lang daran erinnern.“

      Er schnaubte, dann hob er das Messer hoch und begann, es auf ihr Gesicht zuzuführen.

      „NEIN!“, kreischte Gwen.

      Sie machte sich gefasst auf den lebensverändernden Schnitt.

      Doch als die Klinge niederfuhr, passierte etwas. Plötzlich krächzte ein Vogel, stürzte vom Himmel herunter und flog direkt auf den Mann zu. Sie blickte hoch und erkannte ihn im letzten Augenblick.

      Estopheles.

      Sie schwang sich Krallen voran herunter und zerkratzte dem Mann das Gesicht, als er den Dolch abwärts zog.

      Die Klinge hatte gerade begonnen, Gwens Wange mit einem schmerzhaften Stechen aufzuschlitzen, als sich plötzlich ihre Richtung änderte; der Mann schrie auf, ließ die Klinge fallen und hob die Arme. Gwen sah ein weißes Licht im Himmel aufblitzen, die Sonne hinter den Ästen hervorscheinen, und als Estopheles davonflog, wusste sie, wusste es einfach, dass ihr Vater den Falken geschickt hatte.

      Sie verschwendete keine Zeit. Sie wirbelte herum, holte aus, und wie ihre Lehrer ihr beigebracht hatten, trat sie dem Mann kräftig in die Magengrube, mit ihrem nackten Fuß perfekt ins Ziel treffend. Er kippte um, erfuhr die Kraft ihrer Beine, als sie ihren Tritt direkt durch ihn sandte. Es war ihr von klein auf eingebläut worden, dass sie nicht stark sein musste, um einen Angreifer abzuwehren. Sie musste nur ihre stärksten Muskeln einsetzen—ihre Schenkel. Und genau zielen.

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