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Herr“, sagte der General und verbeugte sich. „Wie lautet Euer Befehl?“

      Romulus sah ihn an und überlegte. Natürlich würde er den Befehlen des Rates nicht Folge leisten; im Gegenteil; die Zeit war gekommen, sich ihnen zu widersetzen.

      „Der Rat befiehlt, dass alle Schiffe des Empire umgehen nach Hause zurückkehren sollen.“

      Der General riss seine Augen weit auf.

      „Aber mein Herr, das würde den Großen Andronicus im Ring im Stich lassen, ohne eine Möglichkeit nach Hause zurückzukehren.“

      Romulus starrte ihn mit kalten Augen an.

      „Stell meine Befehle niemals in Frage.“, antwortete er mit schneidender Stimme.

      Der General senkte den Kopf.

      „Natürlich mein Herr, vergebt mir.“

      Sein General wandte sich um und eilte davon, und Romulus wusste, dass er seine Befehle ausführen würde. Er war ein treuer Krieger.

      Romulus grinste in sich hinein. Wie töricht der Rat doch war zu glauben, dass er ihrem Befehl folgen würde. Sie hatten ihn eindeutig unterschätzt. Letzten Endes hatten sie niemanden, der seine Degradierung durchsetzen konnte, und bis sie das irgendwann herausfanden, hätte er genug Maßnahmen in die Wege geleitet, damit sie keine Gewalt über ihn mehr hatten.

      Andronicus war groß, doch Romulus war grösser.

      Ein Mann in einem leuchtend grünen Umhang stand am Rande des Platzes. Er hatte die Kapuze zurückgeschlagen und legte ein plattes, gelbes Gesicht mit vier Augen frei. Er hatte lange dürre Hände mit Fingern, die so lang waren wie Romulus Arme. Er stand da und wartete geduldig. Er war ein Wokable. Romulus ließ sich nicht gerne mit diesem Volk ein, doch manchmal zwangen ihn die Umstände dazu – so wie in diesem Augenblick.

      Romulus ging zu ihm hinüber, und es gruselte ihm schon von weitem vor der Kreatur, die ihn mit ihren vier Augen ansah. Sie streckte einen ihrer langen Finger aus und berührte seine Brust. Romulus blieb stehen, als der glitschige Finger ihn berührte.

      „Wir haben gefunden, wonach du uns geschickt hast.“, sagte die Kreatur. Der Wokable machte ein seltsames gurgelndes Geräusch tief in seinem Hals. „Doch es wird dich Kosten.“

      „Ich zahle jeden Preis.“, sagte Romulus.

      Die Kreatur hielt inne, als ob sie überlegte.

      „Du musst alleine kommen“,

      Romulus dachte nach.

      „Woher weiß ich, dass du mich nicht belügst?“ fragte er.

      Die Kreatur beugte sich vor und schien zu lächeln. Romulus wünschte, sie hätte es nicht getan. Sie entblößte hunderte von kleinen scharfen Zähnen in ihrem rechteckigen Kiefer.

      „Das kannst du nicht wissen.“, sagte sie.

      Romulus sah ihr in die Augen. Er wusste, dass er dieser Kreatur nicht trauen sollte. Doch er musste es versuchen. Es war zu verlockend, um es zu ignorieren. Es war das, wonach Romulus sein ganzes Leben lang gesucht hatte: die sagenumwobene Waffe, die den Schild bezwingen konnte, und ihm erlauben würde, den Canyon zu überqueren.

      Die Kreatur wandte sich um und wollte fortgehen. Romulus blieb stehen und beobachtete sie.

      Dann folgte er ihr schließlich.

      KAPITEL ELF

      Gwendolyn saß hinter Thor auf Mycoples Rücken und hielt sich fest. Der Wind wehte ihr durchs Haar. Es war kalt, doch sie war erfrischt und begann sich langsam wieder lebendig zu fühlen.

      Tatsächlich war Gwendolyn so glücklich wie nie zuvor. Endlich fühlte sich alles wieder richtig an. Sie konnte spüren, wie das Baby in ihrem Bauch trat und freute sich, bei Thor zu sein. Gwen brannte vor Aufregung, Thor die Neuigkeit mitzuteilen, doch sie wollte auf den perfekten Moment warten. Und seit sie den Tower of Refuge verlassen hatten, hatten sie nicht einen Augenblick Zeit gehabt, miteinander zu reden.

      Es war ein Wirbelwind aus Kämpfen und Abenteuern gewesen. Sie waren auf Mycoples Rücken geflogen und Gwendolyn hatte ehrfürchtig mitangesehen, wie sie eine Unzahl von Andronicus Männern ausgelöscht hatte. Sie hatte kein Mitleid mit ihnen. Im Gegenteil: Sie fühlte Befriedigung, ihr Wunsch nach Rache wurde Stück für Stück erfüllt. Mit jedem Krieger des Empire, den sie töteten, mit jedem Dorf und jeder Stadt die sie befreiten, hatte sie das Gefühl, dass die Schrecken, die das Empire verbreitet hatte, wieder gutgemacht wurden. Nach all den Niederlagen, nachdem sie hatte mitansehen müssen, wie ihr Heimatland zerstört wurde, fühlte es sich gut an, endlich siegreich zu sein.

      Nachdem sie Vinesia befreit hatte, machten sich Kendrick und seine Männer auf den Rückweg nach Silesia. Gwendolyn und Thor entschieden sich, ebenfalls zurückzufliegen und sie dort zu treffen. Auf Mycoples waren sie viel schneller als die Männer zu Pferde, und hatten jede Menge Zeit. Thor hatte Mycoples eine Runde über das Westliche Königreich fliegen lassen. Dabei sah Gwendolyn zufrieden auf Andronicus Lager herab, die sie ausgelöscht hatten – vom Rande der Highlands bis zum Canyon. Sie war erleichtert zu sehen, dass das gesamte Westliche Königreich frei war.

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