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Ausdruck in ein erfreutes Lächeln, als ihm eine Kundin ihre alte, stinkende, an Arthritis leidende Katze präsentierte. Es war eine sehr gute Kundin. Sie kam zu jeder Untersuchung, die man ihr vorschlug, kaufte die teuersten Futtermarken, die er in diesem Monat besonders anpries und war immer bereit, sich die neusten Angebote der Tierversicherungen anzuschauen. Sobald die Dame und ihre Katze wieder gegangen waren, verschwand die Freundlichkeit von seinem Gesicht und wich einem angeekelten Ausdruck.

      Maggie hasste den Mann. Wie konnte man nur mit Tieren arbeiten, ohne dass man sie überhaupt mochte? Für ihn waren sie nur so viel wert, wie sie ihm einbrachten. Maggie als Angestellte hingegen konnte sich den Luxus leisten, nicht so herzlos zu sein. Sie verdiente ohnehin nicht genug.

      Eigentlich konnte sie sich überhaupt keinen Luxus leisten. Und sie konnte es sich ganz bestimmt nicht leisten, noch ein verletztes Tier aufzunehmen. Maggie schaute hinab auf den schlafenden Hund auf dem Tisch. Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Und auf einmal wusste sie, was sie zu tun hatte.

      Maggie schaute zu Dr. Cooper auf und setzte ein falsches Lächeln auf, das dem seinen Konkurrenz machte. „Wollen Sie nicht für heute Feierabend machen und gehen? Ich beende das hier und mache dann die Klinik für Sie zu.“

      Dr. Cooper beäugte sie misstrauisch. Dann schaute er hinab auf den Hund. „Sie werden nicht wieder Probleme machen, oder? Sie haben mich schon einmal hintergangen. Wenn das noch einmal passiert, werden Sie entlassen.“

      Das war das Problem mit Ärzten. Sie waren ziemlich kluge Menschen. Als Maggie das letzte Mal einen Hund hatte einschläfern sollen, hatte sie ihn aus der Hintertür der Klinik hinausgeschmuggelt. Er lag jetzt gemütlich in ihrer Wohnung. Vermutlich in ihrem Schrank auf einem Haufen Schuhe.

      „Dieses Tier würde sowieso keine Lebensqualität mehr haben“, sagte Dr. Cooper gerade. „Es würde hunderte von Dollar pro Monat kosten, ihn zu versorgen.“

      Ist ein Leben das nicht wert?, wollte sie fragen. Aber das tat sie nicht. Stattdessen sagte sie etwas, das ebenfalls stimmte. „Ja, ich verstehe. Ich habe meine Lektion gelernt. Ich brauche diese Arbeit, damit ich mich um die Tiere kümmern kann, die ich schon habe.“

      Sie hatte vier Hunde, alle mit schweren Verletzungen oder Krankheiten, die sie mehr Geld kosteten als ihre Miete. Wenn sie die Stelle verlieren würde, hätte sie nicht mehr genug Geld, um alle zu versorgen oder ihre Wohnung zu bezahlen.

      Maggie nahm die Spritze in die Hand und schnipste ein paar Mal mit dem Zeigefinger dagegen.

      Dr. Cooper schaute auf die Uhr. Dann blickte er wieder zu ihr. Seine Golf-Verabredung gewann, wie sie es erwartet hatte. Er drehte sich in seinen teuren Schuhen aus Krokodilleder um und ging zur Tür hinaus.

      Maggie atmete erleichtert auf und legte die Spritze wieder hin. Sie verband den Hund. Die Verletzung war schon länger her und hatte bereits begonnen zu heilen. Jetzt musste sie neben seinem Körper nur noch seine Seele gesundpflegen.

      Sie wickelte den Hund in eine Decke und ging mit ihm nach hinten. Beinahe hatte sie die Tür erreicht, als sie um eine Ecke bog und direkt in Dr. Cooper hineinlief, der von seiner Uhr aufschaute und ihr direkt ins Gesicht blickte. Natürlich war das genau der Moment, in dem der Hund aus seiner Narkose erwachen und bellen musste.

      Es war ein leises, unsicheres Bellen, das sie vielleicht noch als das Knurren ihres eigenen Magens hätte ausgeben können. Schließlich hatte sie wieder einmal das Mittagessen ausgelassen. Doch für das kleine Rinnsal, das aus der Decke heraus und direkt auf Dr. Coopers teure Lederschuhe lief, hatte sie keine Erklärung. Aber eigentlich freute sie sich sogar darüber.

      Der kleine Hund war ein braves Kerlchen. Sie wusste nicht, wie sie ihn jetzt, da sie ihre Arbeit verloren hatte, ernähren und versorgen sollte, aber sie würde ihn behalten.

      Kapitel Drei

      Nach seiner Sitzung mit Dr. Patel ging Dylan zurück in den Stall. Der gute Doktor hatte ihn wegen der erfundenen Albträume nicht weiter gedrängt. Er hatte auch nicht direkt das Gespräch über Beziehungen weitergeführt. Was er getan hatte, war noch viel schlimmer gewesen. Er hatte Dylan in ein Gespräch über seine aufgelöste Verlobung verwickelt.

      Hilary Weston war das Mädchen von nebenan gewesen. Aber „nebenan“ war in diesem Fall die Etage unter dem Penthouse in einem der exklusivsten Apartmenthäuser von New York City gewesen. Da Dylan über ihr gewohnt und immer wieder gesehen hatte, wie sie vor ihm herumstolziert war, war es unvermeidlich gewesen, dass sie eines Tages an seinem Arm landen würde.

      Mit Hilary hatte Dylan viele Dinge zum ersten Mal erlebt. Zum ersten Mal verliebt zu sein. Zum ersten Mal eine Freundin zu haben. Zum ersten Mal … alles.

      Sie war nicht sehr begeistert gewesen, als er ihr eröffnet hatte, dass er zum Militär gehen wollte. Mit dem Geld seiner Familie und seinem Treuhandfonds hätte Dylan sich gleich mehrere Leben lang auf seinen Lorbeeren ausruhen können. Doch er hatte sich dazu berufen gefühlt, Soldat zu werden.

      Er war mit dem Versprechen gegangen, nur einen Einsatz zu absolvieren und dann zurückzukommen und sie zu heiraten – mit einer Hochzeit, die so großartig werden sollte, wie sie es sich gewünscht hatte. Sie hatten gewitzelt, dass sie die gesamte Zeit seines Einsatzes benötigen würde, um das soziale Ereignis des Jahrzehnts zu planen. Doch als Dylan verletzt und mit einem fehlenden Bein zurückgekommen war, hatte Hilary ihre Pläne geändert.

      Es hatte keine Rolle gespielt, dass sie mit ihm finanziell versorgt gewesen wäre. Sie war selbst eine Erbin. Es hatte für sie auch keine Rolle gespielt, dass er ein Kriegsheld war. Sie war ein Liebling der Gesellschaft. Die Klatschpresse schrieb ständig über sie. Äußerlichkeiten waren für Hilary Weston sehr wichtig, und ein verwundeter Soldat, dem ein Bein fehlte, war kein schöner Anblick.

      Sie hatte die Tür hinter sich ins Schloss geworfen, als sie das Patientenzimmer des Militärkrankenhauses verlassen hatte, sich mit einem anderen Mann verlobt und ihn geheiratet – alles innerhalb der vergangenen sechs Monate. Dylan hatte gehört, dass der Mann eine Art Reality-TV-Star war. Und nun war Hilary das auch.

      Er betrachtete die Sache gern wie eine Kugel, der er gerade noch entgangen war. Aber er hatte erlebt, wie es war, echten Kugeln zu entgehen. Ihre Abweisung schmerzte.

      Dieses Leben war vorbei. Das hier war jetzt sein neues Leben. Und es war eines, in dem er aufblühte.

      Dylan wandte sich von seinen schmerzhaften Erinnerungen ab und schaute sich auf der Ranch um. Er hatte das Leben in der High Society gegen das Ausmisten von Ställen und das Pflügen von Feldern eingetauscht. Es war die beste Entscheidung seines Lebens gewesen.

      Die Ranch hatte um ihr Überleben gekämpft, bevor er ihr einen kleinen Teil seines Erbes vermacht hatte. Seine Eltern hatten sich dagegen gewehrt, bis ihnen klar geworden war, dass ihnen das Arrangement im Grunde nur zu Gute kam. Ihr entstellter Sohn würde dort vor den Augen der Gesellschaft verborgen sein. Wie Hilary legten auch die Banks großen Wert auf die äußere Erscheinung. Ein mit Auszeichnungen geehrter Soldat, der seinem Land gedient hatte, machte einen guten Eindruck – aber ein Beinamputierter, der durch die Gegend humpelte, nicht.

      Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde Dylan durch den Klang der Hufe an Artilleriefeuer erinnert. Doch er litt nicht an einer posttraumatischen Belastungsstörung im eigentlichen Sinne. Es war nur das durch seine Familie erlittene Trauma, das ihn belastete. Daher konnte er Sean Jeffries freundlich anlächeln, als er sah, wie der Mann im Trab auf ihn zugeritten kam.

      Jeffries war mit allen seinen Gliedmaßen aus dem Krieg zurückgekehrt. Doch wie alle Männer auf der Ranch hatte er einen Teil von sich im Kriegsgebiet zurückgelassen. Sein Gesicht lag im Dunklen. Die Sonnenbrille tauchte das Antlitz des dunkelhaarigen Mannes auf dem Pferd in tiefe Schatten. Jeffries wollte nicht, dass andere Menschen die Narben in seinem Gesicht sahen.

      Trotz allem saß Jeffries aufrecht und hielt seinen Kopf hoch. Das Leben sah anders aus, wenn man auf dem Rücken eines Pferdes saß. Die Therapie half ihnen nicht nur bei der Heilung ihrer körperlichen Verletzungen; dank ihr verbesserten sich auch ihr Gleichgewichtssinn, ihre Körperbeherrschung

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