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am ehesten identifizieren würden.

      Angst vor Bindung

      Angst vor der Bindung und Abhängigkeit von anderen Menschen, also vor der Aufgabe der eigenen Persönlichkeit und Hingabe gegenüber anderen Menschen. Menschen mit dieser Angst tendieren dazu, distanziert zu wirken und Beziehungen als »Mittel zum Zweck« auf rein sachlicher Ebene zu leben. Sie sind freiheitsliebend, suchen die Unabhängigkeit, den Individualismus, sind eher ichbezogen und eigensinnig.

      Angst vor Selbstständigkeit

      Das Gegenstück zur Bindungsangst ist die Angst vor der Freiheit, also davor, selbstständig zu werden und vor Geborgenheits-Verlust. Dieser Typ tendiert dazu, sich selbst aufzugeben und in emotionale Abhängigkeiten zu begeben, um die Zuwendung und Anerkennung von anderen zu erhalten. Abhängigkeit und das Gefühl von »gebraucht-werden« erfüllt ihn mit Sicherheit. Diese Menschen meiden die Eigenständigkeit. Sie opfern sich für andere auf und neigen dazu, sich dadurch zu überfordern.

      Angst vor Veränderung

      Die dritte Angstform ist jene vor der Vergänglichkeit und damit verbunden auch die Angst vor dem Tod. Dieser Typ mag keine Veränderung und bekämpft sie sogar. Er würde lieber alles beim Gewohnten und Alten belassen statt sich neugierig Neuem und Unbekanntem zuzuwenden. Kontrolle und Planbarkeit gibt ihm Sicherheit. Der Fluss und die Unabsehbarkeit des Lebens sind ihm ein Greuel.

      Angst vor Stillstand

      Nun fragen Sie sich vielleicht, warum Sie dazu eine Negativ-Skala verwenden sollen oder wo denn die Positiv-Skala bleibt. Dazu mehr im zweiten Teil dieses Buches, sobald es um das Handeln und Umsetzen unseres Mutes geht. Die unterschiedlichen Angst-Typen und deren Mischformen sollen im Moment nur einmal aufzeigen, dass unbehagliche Gefühle sehr vielschichtig sein können. Neben der Urangst vor Neuem, Ungewohntem und Unbekanntem gibt es jedoch auch gelernte Ängste. Jene Ängste, die wir uns antrainiert haben.

      Während unserer Zusammenarbeit tauchten wir tiefer ein und stießen sehr bald auf den auslösenden Grund seiner Angst. Herr Belfort hatte in der Vergangenheit ein traumatisches Erlebnis gehabt, das ihn zu der Überzeugung brachte, dass alleine zu sein ganz und gar nicht gut für ihn war. Seine Angst konnte klar einem bestimmten Ereignis zugeordnet werden, das maßgeblich daran beteiligt war, dass er seine Angst vor dem Alleinsein über Jahre hinweg antrainiert hatte. Herr Belfort saß in jungen Jahren alleine in seiner Wohnung auf dem Sofa, als das Telefon klingelte und man ihm mitteilte, dass sein Vater völlig unerwartet aus dem Leben gerissen worden war. In diesem Moment brach die Welt von Herrn Belfort zusammen. Seine damalige Einsamkeit beim Erhalt der schrecklichen Nachricht führte dazu, dass er von da an unbewusst davon überzeugt war, dass alleine zu sein absolut nichts Gutes verhieß. Von da an vermied Herr Belfort also konsequent alle Situationen, in denen er eventuell alleine sein könnte und konditionierte sich selbst auf unbewusster Ebene bis hin zur unerkannten Perfektion. Eine Erinnerung, welche sich unbewusst in sein Denksystem einnistete, um sich selbst zu schützen. Seine von da an antrainierte Strategie sah so aus, Situationen zu vermeiden, in denen er auch nur ansatzweise alleine sein könnte.

      Es muss nicht immer gleich eine Todesnachricht sein. Wie Herrn Belfort geht es vielen von uns auch mit alltäglichen Erfahrungen, erlebten Ereignissen und Begegnungen. Ob wir wollen oder nicht, wir bewerten jede Situation aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen und aktivieren unser internes, natürliches »Google-System«. Wir suchen unbewusst nach Referenzerfahrungen, ähnlichen Ereignissen in unserer Vergangenheit, beurteilen Gemeinsamkeiten bisheriger Begegnungen und bisheriges Wissen. Wird ein bestimmtes Ereignis, eine Erfahrung mit starken Emotionen beladen, erinnern wir uns später daran. Bewusst oder unbewusst. Sind dies negative Emotionen, wie Ekel, Wut, Neid, Angst, Panik, Ohnmacht, Trauer, Scham, kann es gut sein, dass wir von nun an eine Vermeidungsstrategie fahren, um in Zukunft solche und ähnliche Ereignisse um jeden Preis zu vermeiden, bis hin zur Überkompensation wie bei Herrn Belfort.

      Sehen (visuell), hören (auditiv), fühlen (kinästhetisch), riechen (olfaktorisch) und schmecken (gustatorisch). Wir erleben die Welt um uns aufgrund dieser fünf klassischen Sinne. Es sind quasi unsere Antennen, respektive die fünf Tore zu unserer Wahrnehmung und Interpretation. Abhängig davon, ob wir etwas nur sehen, nur hören oder beides zusammen, erleben wir es unterschiedlich intensiv. Als 1895 die Gebrüder Lumière im »Grand Café« in Paris den ersten öffentlichen

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