ТОП просматриваемых книг сайта:
Eva langt zu. Liza Cody
Читать онлайн.Название Eva langt zu
Год выпуска 0
isbn 9783867548885
Автор произведения Liza Cody
Жанр Ужасы и Мистика
Издательство Автор
»Platz!«, sagte ich und ging ein paar Schritte weg. Ich richte ihn zurzeit auch aufs Sitzenbleiben ab. Er soll nicht wie ein Schoßhündchen hinter mir herlaufen. Ein Wachhund ist kein Schmusetier, was Milo aber noch nicht ganz kapiert hat.
Ich versteckte mich zwischen Audis, BMWs, Rovers und anderen blankgewienerten Autos, wo ich ihn zwar noch sehen konnte, aber er mich nicht.
»Ramses!«, rief ich. »Lineker!«
Milo machte sich ganz lang, als ob er angeleint wäre. Aber er kam nicht. Ich war richtig happy. Er soll nur auf seinen eigenen Namen hören. Aber ich hatte meine beiden anderen Hunde gerufen. Und die konnten nicht kommen, weil sie nicht da waren. Sie waren zu Hause und bewachten den Schrottplatz, wo wir wohnen.
Ich war sehr zufrieden, weil Milo nicht nur seinen Namen gelernt hatte, sondern auch wusste, wie die beiden anderen Hunde hießen.
Ich ging noch ein Stück weiter, dann rief ich: »Milo!«
»Hörf-hip!«, tönte er. Blödes Hundebaby. Er kam in großen Sätzen auf mich zugesprungen und prallte voll gegen meine Oberschenkel.
»Klappe«, sagte ich. »Platz.«
»Hörf?«, sagte er. Aber er setzte sich hin und grinste von einem Ohr zum anderen, als ob er gerade einen tollen Witz erzählt hätte.
»Klappe, du Waschlappen«, sagte ich. Ich gab ihm trotzdem einen halben Hundekuchen, weil er seine Sache gut gemacht hatte, auch wenn er zu gesprächig war.
Ich nahm ihn links neben mich bei Fuß. Wir gingen die Luxusschlitten ab und sahen nach, ob auch noch alle Radkappen, Telefone und Kassettenrecorder da waren.
Angeblich ist der Parkplatz nämlich diebstahlsicher, aber so sicher, wie die Besitzer behaupten, ist er noch lange nicht. Weil in der letzten Zeit ein paar von den teuren Wagen aufgebrochen worden waren, mussten Milo und ich die Nacht im Lieferwagen verbringen. So leicht findet sich keiner, der für diesen Aufpasserjob besser taugt als ich. Was ich über Autodiebstahl nicht weiß, passt in das Nasenloch eines Flohs. Das können Sie mir ruhig glauben.
Es war kalt, und es war dunkel. London schnarchte – wie immer. Das Licht aus meiner Taschenlampe tanzte vor uns her, und Milo sah mit seinem dampfenden Atem wie ein Drache aus.
Nur Milo und ich mussten arbeiten und uns im Freien die Nacht um die Ohren schlagen. Ich und Milo. Milo und ich. Alle anderen hatten sich ins Warme verkrochen, lagen eingemummelt in ihren verschwitzten Betten, schnarchten und furzten gemütlich vor sich hin. Sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, denn sie hatten ja die gute alte Eva, die ihren Familienferrari bewachte.
Lachen Sie ruhig, das stört mich nicht. Aber vor einem Jahr hätten Sie nicht gelacht, dafür hätten Sie viel zu viel Respekt vor mir gehabt. Weil ich vor einem Jahr noch die Londoner Killerqueen war. Eine berühmte Catcherin. Ich bin in ganz Südengland aufgetreten. Ich war der kommende Star. Die Londoner Killerqueen, die größte, stärkste, härteste Catcherin in der ganzen Szene.
Und dann das Ende. Man hat mich abgesägt. Aber das ist eine andere Geschichte, und ich will nicht mehr daran denken.
Nur so viel will ich Ihnen verraten: Es war nicht meine Schuld. Es war die Schuld der anderen Ärsche, aber ich musste dafür bezahlen. Immer dasselbe Lied.
Wenn ich vor einem Jahr in eine Halle marschiert kam, hat das Publikum meinen Namen gerufen: »Eva, Eva, Killerqueen, Killerqueen!« Die Leute kreischten und brüllten. Sie buhten und zischten und tobten. Man konnte mich nicht ignorieren. Das konnte keiner, kein Mensch. Weil ich jemand war. Weil mein Name auf dem Plakat stand. Ich hatte Geld in der Tasche und mein Bild im Programmheft.
Aber das war voriges Jahr. Jetzt bin ich ein Niemand. Jetzt stapfe ich mit den Händen in den Ärmeln im kalten Mondlicht auf einem Parkplatz herum, und der Einzige, der sich darum kümmert, ob ich tot oder lebendig bin, ist Milo.
Braucht man sich da noch zu wundern, dass die Feindin die Situation eiskalt ausgenutzt hatte? Es gibt solche Leute. Sie warten, bis du am Boden liegst, und dann trampeln sie mit ihren genagelten Stiefeln auf dir rum. Sie sagen: »Hast du diese Woche schon etwas vor, Eva?« Wenn sie ganz genau wissen, dass du höchstens zu Hause sitzen und Däumchen drehen kannst, weil keiner mehr was mit dir zu tun haben will.
Auf genau die Tour war mir die Feindin gekommen. Sie sagte: »Wenn du keine anderen Pläne hast, hätte ich einen Auftrag für dich.«
Andere Pläne, dass ich nicht lache! Als ob sie nicht wüsste, dass ich nichts vorhabe. Als ob ich einfach sagen könnte: »Verpiss dich, Frettchengesicht. Such dir einen anderen Idioten.« Was ich ihr am liebsten antworten würde.
Meinen Sie etwa, ich hätte Lust, die ganze Nacht Rovers und Rolls-Royce zu bewachen? Sie sind wohl unterbelichtet. Ich? Die Londoner Killerqueen? Die ehemalige Londoner Killerqueen. Ich doch nicht. Nein, ich habe was Besseres verdient.
Mir ist nichts in den Schoß gefallen. Ich habe selber was aus mir gemacht. Und ich musste schwer genug dafür ackern.
Aber jetzt bin ich wieder da, wo ich mal angefangen habe. Ganz unten. Und die Feindin nützt das aus. Sie lässt mich bei den Bonzenautos Kindermädchen spielen und meint auch noch, ich müsste ihr dafür dankbar sein. Irrtum, Gnädigste!
»Lass die Finger vom Bier«, sagt sie. Was geht sie das überhaupt an, ob ich was trinke? »Bleib wach«, sagt sie. Mach dies, mach das. Immer nur Befehle.
Falls Sie es noch nicht wissen, die Feindin, das ist die allwissende Anna Lee von der Agentur Lee-Schiller Security. Sie ist eine Bullentante, eine echte Landplage. Aber sie hat Kohle und ich nicht. Deshalb kann sie bestimmen, wo es langgeht. Sie kriecht in ihr warmes Bettchen, während ich in der Eiseskälte die Drecksarbeit für sie erledigen muss. Alles eine Frage der Moneten. Wer Geld hat, kann sich ins Fäustchen lachen. Wer keines hat, muss springen.
Wer welches hat, kann sagen: »Es würde dir mal wieder guttun, Eva. Du hast überhaupt keine Kondition mehr.«
Und ich darf ihr bloß in Gedanken antworten: »Hast du was gesagt? Oder nur an einem Backstein geknabbert? Ich will nichts davon hören.« Aber ich muss so tun, als ob sie was Vernünftiges von sich gibt, weil sie die Kohle hat und ich nicht.
Es ist eine dunkle, kalte Nacht auf diesem Parkplatz für Managerspielzeug. Genauso dunkel und kalt wie in meinem Herzen.
»Hörf?«, sagte Milo. Ich haute ihm eine runter, dass ihm die Tränen kamen.
»Hip!«, sagte er, als ob ich der gemeinste Mensch der Welt wäre. Was ich nicht bin.
Auf der Welt laufen noch viel gemeinere Typen rum als ich. Mindestens sechs Zillionen.
»Du glaubst, ich bin fies?«, sagte ich zu Milo. »Ich meine es nur gut mit dir. Wenn ich dich so viel reden lasse, wie du willst, wird nie ein guter Wachhund aus dir. Dann bist du arbeitslos und hast keinen, der dich füttert und aufpasst, dass Ramses und Lineker dir nicht in den Schwanz beißen.«
Milo blinzelte die Tränen weg und trottete weiter.
»Willst du wissen, wer wirklich ein Fiesling ist?«, fragte ich. »Ich kann dir einen zeigen. Ich zeige dir Mr. Deeds.«
Milo erinnert sich nicht mehr daran, weil er damals noch zu klein war, aber Mr. Deeds, Mr. Drecksack Deeds, war derjenige, der mir mein Leben kaputtgemacht hat. Mr. Deeds von Deeds Promotions hat zu mir gesagt: »Du bist draußen. Du bist gesperrt. Komm mir nie wieder unter die Augen mit deiner hässlichen Visage. Nie wieder. Du bist erledigt. Du steigst nie mehr für mich in den Ring.«
Ja, das hat er gesagt. Zu mir! Nachdem ich ihm eine volle Halle beschert hatte. Obwohl das Publikum außer Rand und Band gewesen war. Die Leute hatten geschrien und getobt und wollten ein Autogramm von mir.
»Ich verspreche dir, das war dein