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verdeutlichen, ob Änderungswünsche Wirklichkeit geworden sind. Seelsorger und Berater erhalten unaufgefordert eine Bestätigung, wie effektiv der Beratungsprozess verlaufen ist.

      Was können Christen selbst tun, um dem Traum gerecht zu werden? Wie können wir uns davor schützen, zweifelharten Wunschbildern Glauben zu schenken? Der Lebensstil, der im Traum zur Sprache kommt, macht deutlich, welche Lebens-Grundüberzeugungen wir hegen und welchen Wunschbildern wir nachhängen. Der Traum steht niemals für sich. Er muss mit den Leitmotiven im Leben konfrontiert werden.

      Wir verdrängen den Traum nicht und halten ihn nicht für phantastische und chaotische Gedankenfetzen ohne Sinn und Verstand. Wir trauen Gott zu, dass er uns durch Träume ermutigt, bestätigt, warnt und unsere geheimsten und verstecktesten Wünsche, die in uns schlummern, ans Licht bringt. Auch trauen wir Gott zu, dass er uns im Traum unsere Konflikte, unsere Spannungen und unsere Vorurteile bewusst macht, die wir dann in seiner Kraft korrigieren können. Wir rechnen damit, dass Gott uns einen Spiegel vorhält, um uns mit dem Schatten und den uns verborgenen Seiten unserer Persönlichkeit zu konfrontieren.

      Ein schlichter und eindrücklicher Traum mag das verdeutlichen:

       »Ich bin auf einer Party. Eine Reihe Männer und Frauen stehen im Raum herum und unterhalten sich. Ich stehe in einer Ecke allein.

       Dann wird eine Torte von einem Bediensteten herumgereicht. Jeder bekommt ein Stück. Ich beobachte gespannt die Szene. Als der Tortenteller in meine Nähe kommt, ist kein Stück mehr drauf.«

      Der Ratsuchende wacht auf und spürt körperliche Schmerzen einer schweren Kränkung.

      Ich: »Wie ist Ihr Hauptgefühl an der dichtesten Stelle dieses Traumes?«

      Sofort platzt es aus ihm heraus: »Ich komme zu kurz. Ich werde benachteiligt. Mein Hauptgefühl ist, ich werde ungerecht behandelt.«

      Ich: »Spiegelt sich dieses Lebensgefühl heute und hier in Ihrem Leben wider?«

      Er: »Meines Erachtens überall. Was ich auch anstelle, ich werde das Gefühl nicht los, man behandelt mich ungerecht.«

      Der Traum spiegelt das subjektive Lebensgrundgefühl dieses Mannes wider. In einem symbolträchtigen Bild wird ein zentrales Lebensproblem komprimiert.

      Eine alte, schmerzliche Wunde, die nicht verheilt ist, prägt diesen Ratsuchenden. Diese Wunde wurde zur Lebenslüge, zu einer Behauptung, die mit der Realität nicht übereinstimmt, aber sein ganzes Leben beeinflusst. Er glaubt felsenfest an die Zurücksetzung. Das Tragische ist, dass er wie ein ungerecht Behandelter reagiert. Seine zwischenmenschlichen Beziehungen mit Männern und Frauen, besonders mit Frauen, verlaufen so, dass er überall eine Zurücksetzung wittert und wie ein schwer gekränkter Mensch zurückschlägt. Er wird jähzornig und verletzt andere Menschen. Viele Beziehungen kommen in die Krise, viele Begegnungen verlaufen für ihn belastend.

      Der Ratsuchende kann den Traum als Fingerzeig Gottes aufnehmen, an dieser irrationalen Überzeugung und der Lebenslüge zu arbeiten. Denn erst was wir klar und eindeutig durchschaut haben, können wir konkret ins Gebet nehmen und ändern.

      Träume offenbaren unsere Vorurteile und falschen Denkansätze. Wir trauen Gott zu, dass er die Lebenslügen, an die wir glauben, im Traum enthüllt.

      Wir beten, dass Gott uns innere Klarheit über diese irrationalen Überzeugungen schenkt oder über einen Seelsorger uns die Augen öffnet, den irrigen Lebensstil zu erkennen und zu ändern. Mit dem Psalmbeter können wir beten:

      »Herr, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe, du weißt es, du kennst meine Pläne von ferne … Durchforsche mich, Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken! Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf den Weg zu dir!« (Psalm 139,1 – 2 und 23 – 24)

      Ein solches Gebet um innere Erleuchtung, die der Heilige Geist dem Betenden schenken kann, wird Gott erhören.

      Der Beter kann auch zusammen mit dem Seelsorger um innere Klarheit ringen.

      Die Einsicht ist der erste Schritt, eine Kurskorrektur der Lebenslüge einzuleiten.

      Mit der Himmelfahrt Jesu haben wir Christen die Verheißung, dass der Heilige Geist uns tröstet, für uns eintritt und Worte auch für das findet, was wir nicht ausdrücken können. Er wird uns helfen, unerklärliche Ängste und Befürchtungen, rätselhafte Depressionen und tief verwurzelte Vorurteile, die die Lebenskraft beeinträchtigen, zu erhellen und zu verändern.

      Viele ernsthafte Christen lesen täglich in der Bibel. Sie suchen Weisung für ihr Leben und beten um Klarheit bei Problemen und unergründlichen seelischen Schwierigkeiten. Viele neigen unbewusst dazu, ihre unverstandenen Lebenslügen und ihre Neurosen, die Unwahrheit einschließen, dem Heiligen Geist zu öffnen. (Die Neurose kann auch eine Lebenslüge sein. Sie enthält eine uneingestandene, unbewusste Unwahrheit.)

      Das Traumgeschehen, das wir in der Seelsorge betend miteinander bedenken, kann eine Hilfe sein, unseren Nöten, auch denen, die wir nicht wahrhaben wollen, ins Gesicht zu schauen.

      KAPITEL 4

      Begriffe in der Praxis der Traumdeutung

      Die verschiedenen psychologischen Schulen arbeiten jeweils mit verschiedenen Begriffen. Es ist daher hilfreich, wiederkehrende Begriffe kurz darzustellen, um Missverständnisse zu vermeiden. Da sich die tiefenpsychologischen Schulen (Freud, Adler und Jung) inhaltlich voneinander unterscheiden, ist es erklärlich, dass sie auch Träume unterschiedlich werten und gewichten.

      Sigmund Freud nennt den Traum, den wir erinnern, den »manifesten Traum«. Es handelt sich dabei um die Bilder, Symbole und Ereignisse, die uns beim Erwachen noch gegenwärtig sind. Die Hintergrundmotive, die versteckten Absichten und das, was uns das Unbewusste sagen will, nennt Freud den »latenten Traum«.

      »Den Vorgang der Verwandlung vom latenten zum manifesten Trauminhalt werde ich die Traumarbeit nennen … Der Gegensatz vom manifesten und latenten Trauminhalt … hier finden sich die Rätsel vor, die erst verschwinden, wenn man den manifesten Traum durch den latenten Gedankeninhalt ersetzt.«1

      Die eigentliche Traumdeutung nennt Freud die Analysearbeit. Sie beabsichtigt, den manifesten Traum auf seine latenten, verborgenen Wünsche und Ziele hin zu untersuchen. (Ich halte mich in diesem Buch nicht an die Formulierungen Freuds, weil sie in meinem Konzept eine untergeordnete Rolle spielen.)

      Die Traumdeutung ist in der Regel eine wirkliche Arbeit und erfordert umfassende Kenntnis der menschlichen Persönlichkeit. Da der Traum nur aus der Kenntnis der Gesamtpersönlichkeit erschlossen werden kann, ist es wichtig, niemals den Ratsuchenden oder den Träumer nur von der Deutung des Traumes allein zu verstehen. Auch wenn Freud den Traum als den »Königsweg« zum Menschen charakterisiert, ist es bedenkenswert, folgende Elemente bei der Deutung zu berücksichtigen:

       Tagesreste, Eindrücke des vergangenen Tages,

       gegenwärtige Probleme, Probleme der Charakterstruktur, frühkindliche Erinnerungen,

       spezielle Ängste und Schwierigkeiten,

       wichtige Lebensstilaspekte.

      Nur dann kann man einer Gesamtaussage über diesen Menschen gerecht werden. Dieses Sehen im Zusammenhang bewahrt Seelsorger und Berater vor Fehleinschätzungen. Je sicherer ein Seelsorger diese Zusammenhänge erkennt und die Linien verschiedener Aussagen miteinander verknüpfen kann, desto umfassender fühlen sich Ratsuchende verstanden.

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