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Memory House. Rachel Hauck
Читать онлайн.Название Memory House
Год выпуска 0
isbn 9783961401604
Автор произведения Rachel Hauck
Жанр Религия: прочее
Издательство Автор
Coach Brown wühlte in irgendwelchen Papieren, schob Sachen hin und her und zog schließlich ein Bild von Tyvis hervor. „Können Sie sich vorstellen, wie der mit richtigem professionellem Training aussehen würde? Der ist für Football wie gemacht, Bruno.“
Bruno ließ seinen Blick über das unscharfe Bild schweifen, das offenbar auf einem einfachen Drucker ausgedruckt worden war. Die richtige Körperstatur hatte Tyvis auf jeden Fall, aber das machte ihn noch längst nicht zu einem Profi-Quarterback.
„Und genau wie Sie“, fuhr der Coach fort, „will er mehr. Er ist erfolgshungrig und gibt nicht auf, bevor ihm nicht die allerletzte Tür vor der Nase zugeschlagen wird.“
Coach Brown erkannte einfach zu viel, und sah Dinge, von denen Bruno gar nicht wusste, dass er sie verriet.
„Mit welchen Spielerberatern sind Sie denn sonst noch im Gespräch, Coach?“
„Nur mir Ihnen.“
Da lehnte sich Bruno mit einem kurzen sarkastischen Lachen auf seinem Stuhl zurück und sagte: „Dann glauben Sie ja selbst nicht einmal so sehr an Tyvis, wie Sie behaupten.“
„Doch, das tue ich. Und ich habe mich nur an Sie und sonst niemanden gewandt, weil ich überzeugt bin, dass Sie der Mann sind, der ihn den ganzen Weg begleiten kann.“ Der Coach blätterte noch mehr Papiere und Hefter durch und stapelte immer mehr Papierstapel aufeinander, sodass Bruno sich schon für den Moment wappnete, in dem der ganze Stapel umstürzen würde. „Meine Frau ist Anwaltsgehilfin im Ruhestand und sie recherchiert für ihr Leben gern. Ah, hier ist es ja. Der Coach hielt einen dünnen neuen Hefter hoch. „Das hier ist Ihre Akte.“
Der Mann schummelte also. Er hatte gar keinen magischen Blick, wie Bruno geglaubt hatte.
„Fast jeder Spieler, der bei Ihnen unter Vertrag war, ist schon in der ersten Draft-Runde ausgewählt worden. Die meisten von ihnen in die Top Ten, und sie sind der einzige Spielerberater, der in den letzten fünf Jahren dieses Kunststück vollbracht hat. Sie haben da eine Gabe, ein gutes Auge. Und fast jeder von diesen Spielern hat eine ähnliche Leistungsstatistik wie Tyvis Pryor.“
Mit selbstzufriedener Miene legte der Coach den Hefter wieder auf den Schreibtisch.
Die Arme auf den Oberschenkeln abgestützt beugte sich Bruno vor und schaute sich noch einmal Tyvis’ Werte an. Sie ähnelten stark denen eines Spielers, der vor drei Jahren schon in der ersten Runde ausgewählt worden war und sein Team dann zur nationalen Meisterschaft geführt hatte.
„Also ich weiß ja nicht …“ Die Demütigung brannte ihm unter der Haut. Wie um Himmels willen war er nur in die Sache hier hineingeraten?
Wieso war er in Fernandina Beach geblieben, einer entlegenen Gemeinde am Meer, eine Dreiviertelstunde mit dem Auto vom Stadtrand von Jacksonville entfernt?
Wieso blieb er dort und gab sich als Spielerberater mit Nachwuchsleuten ab und einer kleinen Agentur, obwohl er andere Angebote hatte?
Wieso gab er dem Drang zu bleiben und den Einflüsterungen, das sei seine Heimat, nach?
Er hatte den Verdacht, dass die Gebete seiner Mutter dabei eine Rolle spielten, aber sie sprach nie mit ihm über Gott, den Glauben oder die Kirche, sondern tat stattdessen etwas sehr viel Wirkungsvolleres: Sie sprach mit Gott über ihren Sohn.
„Zu alldem kommt noch hinzu“, sagte der Coach – ob zu Bruno oder den Bürowänden war nicht so eindeutig zu erkennen –, „dass ich Tyvis dazu gebracht habe, mit Jesus zu reden. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus. Es ist heutzutage in unserer Gesellschaft ja fast schon wie etwas Unanständiges, Jesus zu erwähnen.“
Bruno steckte den Hefter mit Informationen über Tyvis in seine Schultertasche und fragte: „Wieso sollte mir das etwas ausmachen?“
„Ich weiß ja nicht, wie Sie zum Glauben stehen“, sagte der Coach darauf nur. „Jedenfalls singt Tyvis im Gospelchor seiner Gemeinde mit. Sie sollten mal sehen, wie er ganz hinten bei den Männerstimmen steht und alle haushoch überragt. Und er hat eine richtig schöne Bassstimme.“
„Wie oft haben Sie schon dieses Gespräch geübt?“, fragte Bruno daraufhin nur.
„Seit Sie sich bereit erklärt haben zu kommen.“ Coach Brown, der wohl Mitte sechzig war, wirkte durch seine erstaunliche Vitalität viel jünger und seine Augen verrieten seine Leidenschaft für Football.
„Halten Sie mich ruhig für verrückt, aber ich glaube, er kann es schaffen“, erklärte der Coach weiter.
„Sie sind wirklich verrückt“, sagte Bruno daraufhin, ging zum Fenster und schaute hinaus auf den Platz, über dem gerade ein Graupelschauer niederging. „Glauben Sie, ich kann Wunder vollbringen? Keine NFL-Mannschaft wird ihn auch nur in Betracht ziehen. Er wird gar nicht erst zu den Sichtungen mit den Scouts eingeladen, und er bekommt auch keine Chance durch einen Pro Day am College, bei den ihn die Scouts sehen könnten, weil Junior Colleges keine Pro Days veranstalten. Wie wollen Sie denn Scouts und Trainer dazu bringen, ihn sich überhaupt anzuschauen?“
„Das wollte ich eigentlich Ihnen überlassen“, antwortete Coach Brown.
Da lachte Bruno und erklärte: „Sie sind ja ein noch größerer Träumer als Tyvis.“
„Wie viele Klienten haben Sie zurzeit, Bruno?“, fragte der Coach jetzt, hielt inne, schaute auf seine Uhr und klopfte mit den Fingern auf seinen Bauch.
„Ich bin noch in der Aufbauphase.“
„Also null?“
„Calvin ist kurz davor zu unterschreiben, und wenn ich ihn unter Vertrag habe, dann nehme ich vielleicht auch Tyvis. Vielleicht.“
„Ich glaube, es ist eher so, dass Sie Calvin nicht bekommen, wenn Sie Tyvis nicht nehmen. Die beiden sind nämlich richtig dicke. Das Problem bei Leuten in Ihrem Alter ist, dass sie nicht groß genug denken. Sie wollen nur das, was Sie bei anderen sehen. Glauben Sie, die Brüder Wright haben sich damals Gedanken darüber gemacht, dass noch nie ein Mensch geflogen war? Was wäre, wenn Edison gesagt hätte. ,Yo, Leute, Kerzen reichen doch auch … funktionieren doch schon seit tausend Jahren gut.‘“
„Sie glauben, Edison hat ,yo‘ gesagt?“
Der Coach stützte sich mit den Ellenbogen auf der Schreibtischplatte ab und tippte sich an die Schläfe. „Sie müssen über den Tellerrand hinausschauen. Versuchen Sie, Vrables Stimme aus dem Kopf zu bekommen. Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass die NFL jeden Spieler nimmt, der gut genug ist. Ich habe einen Jungen in der Liga, der nicht einmal auf dem College war.“
„Das ist aber wirklich eine seltene Ausnahme, Coach.“
„Tyvis Pryor ist auch so eine Ausnahme. Hören Sie doch auf, so zu tun, als ob die einzigen Jungs, die es schaffen können, die Vollblüter sind. Nehmen Sie einen Jungen, der nicht schon im Rampenlicht steht, und brechen sie mit den gängigen Regeln.“
Bruno hörte nur mit halbem Ohr hin. Die Regeln brechen? Nein, er war ein Mann, der sich an die Vorschriften und Regeln hielt, und zwar so sehr, dass er Kevin Vrable wegen Unregelmäßigkeiten und Fehlverhalten zur Rede gestellt hatte. Und das wiederum war einer der Gründe, weshalb er jetzt im Büro eines JUCO-Coaches in Scooba, Mississippi, gelandet war.
„… sorgen Sie dafür, dass er bei einem Pro Day dabei sein kann – an der Florida State oder der University of Central Florida. Haben Sie nicht in Florida für Watershed Spieler gesichtet? Das muss doch praktisch Ihr Wohnzimmer sein? Tyvis kommt aus Destin. Das ist Ihr Gebiet“, sagte Coach Brown.
„Sie reden, als würden Sie mich kennen, Coach“, sagte Bruno und deutete mit der Hand auf den Hefter, der auf dem Schreibtisch des Coachs lag. „Aber Sie kennen mich nicht, denn wenn es so wäre, dann