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will ich dir das erklären. Du bist’s, der uns den Harry auf den Hals gehetzt hat. Wie konntest du denn nur auf den Gedanken kommen, den verdammten rothäutigen Bengel wieder von den Blackfeet wegzuekeln?! Ich hatte Vater und Sohn fein säuberlich getrennt – Top hier, Harry dort –, du flickst sie wieder zusammen. Etwas noch Dümmeres konntest du wirklich nicht machen! Du hast dir wohl eingebildet, du könntest dir den Harry angeln, so wie ich mir den Top?«

      »Was? Ich hab doch nie ...«

      »Jetzt hör aber auf! Ich kenne die ganze Geschichte. Ich bin Tops Freund, vergiss das nicht! Und wenn du deines Lebens hier froh werden willst, Charlie mit dem Knebelbart, so versuche kein einziges Mal mehr, mir was vorzuflunkern. Mir nicht! Den Harry haben wir jedenfalls jetzt hier; wie ’ne Klette hängt er an seinem Alten und macht uns das Leben sauer. Irgend etwas muss geschehen, sonst kommen wir überhaupt nicht weiter. Fünf Jahre ...«

      »Was, fünf Jahre?«

      »Seit fünf Jahren wird an dieser Bahn hier herumgemessen und herumgebaut«, wich Jim aus. »Nächstes Jahr ist sie fertig. Dann kommt der große Strom ... Vorher müssen wir unser Schäfchen im Trockenen haben. Sonst können wir packen und gehen.«

      »Was für’n Schäfchen denn?«

      »Wenn ihr beide nicht so verdammt unzuverlässig wäret, könnte ich deutlicher werden. Ich sage euch nur so viel: Mit Top allein ließe sich jetzt was machen. Aber der Junge muss weg!«

      Charlemagne und Bill, die rechts und links von Jim saßen, schauten den Mann in ihrer Mitte aus den linken beziehungsweise rechten Augenwinkeln an.

      »Aha!«, sagte Bill.

      »Aha!«, sagte Charles. »Also weiß der Top doch was. Aber warum hast du dir das Gold noch nicht allein geholt? Hattest doch fünf Jahre Zeit, und Top ist dein Freund!«

      »Du redest, wie du’s verstehst. Ich hab mir das selber angesehen. Top muss die Spinnfäden seiner dummen indianischen Ehrbegriffe zerreißen und mitmachen, sonst wird es nichts, und der Junge muss vorher aus dem Weg, denn er hasst mich und wird nie eine Silbe verraten. So viel steht fest.«

      »Dann mach den Jungen kalt! Sollte dir doch nicht schwerfallen.« Das war Bills Meinung.

      »Hab dem Top versprechen müssen, dass ich seinen Jungen nicht anrühre.«

      »Du hast in deinem Leben auch noch immer Wort gehalten, was? Red Jim, der Gentleman!«

      »Strenge doch den Rest deines Gehirns an, der noch nicht von Brandy überschwemmt ist! Wenn ich den Jungen umbringe, hab ich bei dem Alten verspielt. So geht es nicht, wie du dir das in deinem Hahnenkämpfergemüt vorstellst. Wir brauchen den Top! Ihn allein! Und ihn als Freund.«

      »Du musst es wissen. Was gibst du aus, wenn wir den Jungen ohne Aufsehen beiseite räumen?«

      »Ihr zwei allein bringt das nicht zustande.«

      »Oho! Den bezopften Bengel – siebzehn Jahre, das ganze Bürschchen ..., den wird’ ich mit der linken Hand erledigen!«

      »Unterschätze diesen jungen Indsman nicht, Hahnenkämpfer. Aber davon ganz abgesehen, er ist nicht allein, und deshalb schaffst auch du es nicht allein.«

      »Er ist ja nicht immer mit dem Vater zusammen.«

      »Aber er ist ein ganz raffinierter Bandenchef geworden, der Harry. Sonst wäre die Sache schon längst erledigt, das kannst du mir glauben.«

      »Der? Bandenchef? Davon müsst ich ja mindestens auch was gemerkt haben.«

      »Was du da sagst, beweist nur, dass der Harry klüger ist als du. Er arbeitet wie ein echter Indsman. Wie man einen Bund aufzieht, ohne dass einer was davon merkt, das verstehen sie. So an ein Dutzend Männer, die dem Harry auf einen Pfiff beistehen, hab ich schon herausgefunden. Es müssen aber noch mehr sein. Und unter uns gibt es irgendein Klatschweib – denn was ich mir auch vornehme, ein paar Stunden später weiß es Harry unter Garantie. Also haltet ihr beide wenigstens den Mund! Denn mit dem Messer ist er verdammt schnell, und seine Augen hat er überall.«

      »Hm!«, knurrte Bill.

      »Hm!«, brummte Charles.

      »Was soll also werden?«, fragte Bill. »Wozu erzählst du uns den ganzen Roman?«

      »Heute Nacht, die Abschiedsfeier von Joe, das wäre so eine Gelegenheit. Ich kann noch nicht genau sagen wie, aber ...«

      »Nein.« Bill war nicht einverstanden. »Doch nicht öffentlich!«

      »Nur öffentlich. Bei einer Rauferei muss es passieren.«

      »Er kommt aber nicht zum Trinken. Wie willst du ihn herschaffen?«

      »Das ist Joes Sache. Zur Abschiedsfeier! So unhöflich kann selbst ein Harry nicht sein, ganz davon wegzubleiben.«

      »Darf Joe etwas wissen?«

      »Nein! Nie und nimmer!«

      »Schon faul. Aber nehmen wir an, Harry kommt. Der Vater ist auch da!«

      »Es muss um eine Sache gehen, bei der der Vater begreift, dass wir uns mit Harry auseinanderzusetzen haben.«

      »Die finde mal!«

      »Ganz einfach.«

      »So?!«

      »Ja. Du wirst nie lernen, Bill, einen Indsman zu beobachten. Top ist vernarrt in seinen Jungen, aber gerade darum gibt es einen Punkt ..., einen Punkt, wenn daran gerührt wird, fängt der Alte an zu rasen.«

      »Und der ist?«

      »Er misstraut Harry. ’ne alte dumme Geschichte ist das, Top hat mir davon erzählt. Als es gegen die Bärenbande ging, die das Wasser und damit eine ganze Expeditionsgruppe von uns vergiftet hatte, wurde der Junge unzuverlässig und wollte seine Schwester oder seine Mutter warnen. Top und Harry stammen doch aus den Zelten der ›Bärensöhne‹– Top kann niemals mehr zurück; er ist verbannt, weil er mein Freund wurde. Er hat aber Angst, dass Harry ihn verlässt und wieder heimfindet ...«

      »Und uns verkauft und verrät? Genau das habe ich mir schon lange gedacht!«

      »Sobald der Verdacht ausgesprochen wird, leuchtet er jedermann ein.«

      »Aber wer spricht ihn aus?«, fragte Charlemagne.

      »Keiner von uns!«, rief Bill.

      »Nein, keiner von uns«, stimmte Jim zu. »Irgendein harmloses Gemüt.«

      »Der Mackie?«, schlug Bill vor.

      »Wenn er nicht ängstlich geworden ist«, bedachte Jim. »Dein Messer hinterm Ohr, Hahnenkämpfer, stand ihm nicht gut.«

      »Aber darum hält er mich für stark. Dumm ist er auch.«

      »Ja, dumm ist er. Man braucht ihn nicht viel wissen zu lassen. Nur eben so viel, dass er im Suff behauptet, der Harry habe heimliche Verbindung mit der Bärenbande ...«

      »Hm! Nicht schlecht. Schätze, dass das sogar die Wahrheit ist. Eine Frage nebenbei: Warum hast du denn Joe solche Greuel von versteckten Spuren erzählt? Wir haben doch nichts gefunden, gar nichts! Nicht das geringste!«

      »Die Spuren sind eben versteckt.«

      »Quatsch nicht. Was hast du für einen Zweck verfolgt?«

      »Begreifst du das noch nicht?«

      »Ach so. Es dämmert.«

      »Selbst bei dir!«

      »Wie wird Harry reagieren, wenn Mackie ihm Verrat vorwirft?«

      »Das trifft die Stelle, an der Harry empfindlich ist. Also reagiert er sofort mit der Kugel – oder mit dem Messer – je nach der Situation. Wir treten dann für den ermordeten Mackie ein.«

      »Das heißt, wir müssen zu mehreren sein und Harry schon vorher isolieren.«

      »Das ist das wichtigste. Sobald wir ihn erledigt haben, werden sich seine Freunde nicht weiter rühren. Denn

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