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Rinnsale zurückgezogen, zwischen denen breite Sandbänke herausragten.

      The Red überquerte das Flussbett und hatte dabei die Vorgänge auf dem jenseitigen Ufer im Auge.

      Ben war kein schlechter Unternehmer! Jim erkannte den Schwarzhaarigen sofort, der inmitten einer kleinen Schar handfester Kerle den Befehlshaber spielte. Oberhalb des Flussbettes, das im Frühling von Wasser ausgefüllt sein musste, jetzt aber weithin trocken lag, befanden sich am Südufer eine Anzahl Zelte, dazwischen lagen Stämme, zum Teil schon zugerichtet, und ein Blockhaus war im Entstehen. Beilhiebe erklangen, kurze Zurufe, die üblichen Flüche, eine Art Hausmannskost von kleinen Zornesausbrüchen, die die Arbeit erleichterten. Südwestlich bei den ansteigenden kahlen Sandhügeln lagerten Indianer, ein paar Sioux-Dakota, friedlich daneben gruppierten sich einige noch frei lebende Cheyenne. Alle diese Indianer sahen nicht aus, als ob sie noch Angehörige der großen freien Stammesverbände seien; sie gehörten sicher zu denen, die da und dort bereits abgesplittert waren, denn sie sahen – und das erkannte The Red auch aus der Entfernung – schmutzig und ungepflegt aus und vergnügten sich damit, Branntwein zu trinken. Diesen Branntwein mussten sie von Ben eingehandelt haben. Wofür, das konnte The Red nicht ohne weiteres feststellen, denn die Tauschware, die aus den Händen der Indianer in den Besitz Bens gewandert war, war nicht zu sehen. Sie befand sich sicherlich in den Zelten, die der Handelsmann aufgeschlagen hatte.

      The Red beschloss, den Großspurigen zu spielen. Diese Rolle fiel ihm am leichtesten. Sie entsprach seinem Charakter. Sobald er den Fluss überquert hatte, lenkte er auf Ben zu.

      »Hallo, alter zahnloser Schleicher!«

      Ben nahm die Pfeife aus dem Mund und spuckte. »Ahoi, du verirrter Bandit! Lässt du dich wieder einmal bei einem Freunde sehen?«

      »Gut installierter Freund bist du geworden, mein zahnloser Bekannter! Ich bin es gewesen, der dir geraten hat, dich hier niederzulassen. Guter Rat gewesen! Was gibst du mir dafür?«

      »Möchte dich lieber in Kanada wissen als hier. Aber wenn du nun schon da bist – lass uns einen Drink zusammen nehmen!«

      »Als Anfang mag das angehen. Ich komme!«

      The Red stieg ab, führte sein Pferd zu einem Platz, wo das Gras verhältnismäßig saftig wuchs, etwas abseits der anderen Tiere, und machte es fest. Dann schlenderte er wieder zu Ben hin und betrachtete die Arbeit am Blockhaus, dessen starke Wände sich schon bis zu halber Höhe des künftigen Hauses erhoben.

      »Donnerschlag, Ben, wo hast du denn das starke Holz her?«

      »Vom Himmel ist es gefallen.«

      »So wird’s sein. Du hast dir ein paar kräftige Kerle zugelegt.«

      »Ohne die geht’s nicht.«

      »Flößer und Holzfäller.«

      »Flößer und Holzfäller. So ist’s.«

      »Komm, gib mir mal ein paar Patronen für meine Büchse. Die Sorte musst du führen, wenn du als Handelsmann etwas taugst.«

      Ben warf einen Blick auf die Waffe, für die Munition verlangt wurde. »Das Kaliber führ ich nicht.«

      The Red warf die Lippen auf. »Ben, ich sag dir, lass nicht so viele unnötige Worte zwischen deinen zahnlosen Kiefern raus! Gib das Zeug her, was ich brauche, du hast es. Ich muss doch nicht dein Feind werden, an der Grenze hier.«

      Ben knurrte, aber er fügte sich. »Na, dann komm!«

      Die beiden gingen in eines der Zelte. Ein paar kleine Kisten waren hier gestapelt.

      »Wie hast du das gemeint? Mein Feind werden?«, fragte Ben unlustig, nachdem er sich mit The Red zusammen niedergelassen hatte. »Verschenkt wird hier nichts.«

      »Aber meine Freundschaft ist teuer, mein Lieber, und meine Feindschaft käme dich noch teurer zu stehen. Also rücke heraus, was ich brauche! Das ist mein letztes Wort. Wenn’s dir nicht passt, kann ich auch gehen.«

      »Mann, bleib friedlich. Um ein paar Patronen ist mir’s nicht. Es geht mir ums Prinzip.«

      »Das Prinzip erklär ich dir gleich, du Halsabschneider. Du bezahlst meinen guten Rat, durch den du ein reicher Mann wirst, und bezahlst meine Freundschaft. Wenn sie auch teuer ist, so sollst du sie doch billig haben, weil du nun mal ein zahnloser Esel bist und bleibst und das Höhere nicht verstehst. Also ich bekomme heute und immer von dir, was ich als schlichter Präriejäger brauche, und dafür kannst du auf mich rechnen. Heute brauche ich Munition, morgen ein Pferd, übermorgen vielleicht eine neue Büchse, ein gutes Messer und vorgestern schon neue Nachrichten.«

      »Du hast dir das schön zurechtgelegt. Was heißt das, ich kann auf dich rechnen? Willst du helfen, das Blockhaus bauen?«

      »Höre, Ben, wenn du wahnsinnig wirst, muss man dich einsperren oder erschießen. Du kannst auf mich rechnen, das heißt, ich mach dich und deinesgleichen nicht kalt, treibe euch nicht sämtliche Pferde weg, verrate euch nicht an andere Banditen und gebe dir hin und wieder einen guten Rat. Verstanden? Und jetzt rücke endlich die Munition heraus, oder ich werde ungeduldig.«

      Ben gehorchte.

      »So. Das wäre in Ordnung. Was hast du zu essen?«

      »Waschbärenfilet.«

      »Von mir aus. Gib her.«

      Ben beeilte sich, den Gastwirt zu spielen, und The Red schmauste. Als er satt war, steckte er sich die Pfeife an. Ben wollte das Zelt verlassen, um nach dem Rechten zu sehen.

      »Halt, halt, mein Lieber! Widme dich noch ein wenig deinem so selten sichtbaren Freund Red Jim.«

      »Was denn noch? Bist du unersättlich?«

      »Nach Neuigkeiten, ja. Was erzählen denn deine Indianer, die du da draußen mit dem schlechtesten Branntwein abgefertigt hast, der je zwischen Prärie und Gebirge gerochen wurde?«

      »Feines Getränk, Mann, feines Getränk! Mir scheint aber, du hast eine schlechte Nase. Was sollen die übrigens erzählen? Sie wissen selbst nichts. Vorläufig herrscht Friede im Land.«

      »Das ist alles?«

      »Ich weiß schon, wonach du schnüffelst, rothaariger Bandit. Aber wenn ich was von Gold gehört hätte, würde ich es mir selber längst geholt haben.«

      »Wenn das so einfach wäre.«

      »Eben darum, weil’s nicht einfach ist, hast du auch noch nichts gefunden.«

      »Du weißt immer mehr über andere Leute als diese von sich selbst. Wer sagt dir, dass ich nichts finde?«

      »Siehst nicht danach aus!«

      »Das ist auch gut so. Aber hast du nichts über Sitting Bull gehört?«

      »Den roten Zauberkünstler? Nichts, was der Rede wert wäre. Aber ...« Ben stockte und schluckte.

      »Aber?«

      »Komm, ich muss mal nach dem Blockhaus sehen!«

      The Red überlegte einen Augenblick, dann gab er nach. Man musste sich flexibel zeigen.

      Ben und Jim gingen ohne Eile zu dem Neubau, an dem noch zwei Mann arbeiteten. The Red betrachtete sich das Haus, wie es entstehen sollte, ein rechteckiges starkes Blockhaus, dessen Türöffnung nach Osten ging und dessen Wände keine Fenster, sondern nur Schießluken haben würden. An der hinteren Breitseite sollte offenbar noch ein kleiner Anbau entstehen.

      »Nicht übel, lieber Ben. Und wie willst du zu Wasser kommen, wenn die Roten dich mal belagern und mit Brandpfeilen schießen?«

      »Man kann innerhalb des Hauses auf Grundwasser graben.«

      »Das lässt sich hören. Na, kümmere dich noch ein bisschen um diesen Bau. Und überleg dir, wie es mit einem geheimen Fluchtweg zum Fluss wäre!«

      Ben stutzte. »Wieso denn Fluchtweg? Im tiefsten Frieden? Ich bin schon ein wohlbekannter Handelsmann!«

      »Das seh’ ich. Wer hat dir das Geld dazu gegeben?«

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