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      Annegret Schulz

       Mein Freund der Prügelknabe

      und weitere Tiergeschichten

       Illustrationen Christine Gabbert

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2015

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte bei der Autorin

      Illustrationen © Christine Gabbert

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Mein Freund der Prügelknabe

       Der Ganter als Wachhund

       Die zarten Täubchen

       Das zahme Reh

       Die freche und diebische Elster

       Mein bester Freund in schweren Tagen

       Wie leben die Nutztiere auf einem Bauernhof?

       Die verunglückte Milchkuh

       Der Pferdekuss

       Ein Herz für Tiere

       Wer hat die Schuhe gestohlen?

      Mein Freund der Prügelknabe

      Es war an einem kalten Wintertag, der Großvater saß vor dem Kamin und machte ein Nickerchen. Die Brille hing halb auf der Nase und die Tabakspfeife drohte jeden Augenblick aus dem Mund zu rutschen. Auf seinen Füßen lag ein süßes kleines Hündchen, dessen Name Cara war. Sie wärmte die müden Füße des Großvaters. Ein friedliches Bild in einer friedlichen Zeit.

      Alles schien zu schlummern, die Natur sowieso, bei so viel Schnee. Im Winter gehen die Uhren eben etwas langsamer, besonders auf dem Land, da hat man es nicht so eilig. Und das ist die richtige Zeit für Geschichten.

      Ganz plötzlich wurde der Mittagsschlaf des Großvaters gestört. Ein kleiner lebhafter Junge riss die Tür auf und stürmte in das Zimmer. Mit einem Ruck war der Großvater wach. Die Brille rutschte nun ganz von der Nase und die Tabakspfeife konnte der Opa gerade noch auffangen.

      „Opa, Opa!“, rief der Enkel. „Erzähl mir noch einmal die Geschichte, du weißt schon, die traurige, die von deinem Tiger!“

      Mit folgenden Worten fing der Großvater an: „Es ist noch gar nicht so lange her – du, mein lieber Junge, warst gerade geboren –, da hatte ich noch meinen lieben Kater. Er war groß und kräftig, sein Fell war rot-weiß gestreift, deshalb nannte ich ihn Tiger. Seine Tatzen konnten richtig zuhauen und seine Reißzähne waren schon beachtlich spitz. Wie bei einem richtigen Tiger.“ Gern übertrieb der Opa, wenn er von seinem Kater erzählte.

      „Weiter, weiter, Opa!“, sagte der Enkel und trommelte seinem Großvater auf die Knie. Der Junge hatte sich neben das Hündchen gehockt und streichelte das kleine Wesen, dabei hörte er angestrengt dem Großvater zu.

      „Ja, mein Tiger, er war mir zugelaufen, ich wollte ihn überhaupt nicht haben. Jeden Tag einmal jagte ich ihn vom Hof. Er kam aber immer wieder. Kein Wunder, denn die Oma gab ihm immer heimlich Futter und ein Schälchen Milch. Da nimmt so ein Tier doch an, diese Menschen seien gut mit ihm. Ich gab dann meinen Widerstand auf und duldete das Tier auf unserem Hof. Ich gab mich nicht sonderlich mit ihm ab, denn er war in meinen Augen ein Eindringling. In das Haus durfte er aber nicht. Du musst verstehen, mein Junge, wir hatten ja schon so viele Tiere. Und nebenbei noch die Zwergdackelzucht.“

      „Aber später dann, Opa, hast du ihn doch so lieb gehabt?“, fragte Paul, der Enkelsohn. Obwohl er die Geschichte schon oft gehört hatte und fast auswendig kannte, drängte er zur Eile.

      „Das stimmt“, fuhr der Großvater fort. „Es wird eine schaurige Geschichte. Was ich damals getan habe, tut mir heute unendlich leid. Wir hatten kleine Küken, sie konnten ihrer Mutter, der braunen Glucke, gerade so folgen. Sie waren erst ein paar Tage alt. Eine erfahrene Glucke achtet gewöhnlich gut auf ihre Kinder, aber sie hatte nicht mit Tiger gerechnet. Sie hatte ihm vertraut, weil sie ihn kannte, denn sie lebten zusammen auf dem Hof. Tiger schlich sich ganz vorsichtig an die kleinen gelben Bällchen heran und blitzschnell war es auch schon passiert. Der Kater hatte die kleinen Küken totgebissen und einige gefressen. Wie ein richtiges Raubtier.“ Der Großvater hielt einen Augenblick inne, strich sich über das Kinn und erzählte dann mit schwerer Stimme weiter.

      „Ich war so wütend, nahm einen großen Knüppel und haute dem Kater die Hucke blau. Dann steckte ich ihn in einen Sack und warf diesen fest zugebunden in die Scheune. Die Oma kam und jammerte über den Verlust der Küken. Die Glucke gackerte ganz aufgeregt und taumelte über den Hof. Sie suchte natürlich ihre Kinder. Und meine Menschenkinder schimpften ganz fürchterlich auf den Kater. Auch deine Mama, sie fand die kleinen gelben Bällchen immer so süß. So peitschen alle miteinander meine Wut, meinen Zorn auf den Tiger noch so richtig auf. Oma befahl mir: ‚Bring die Bestie ja von unserem Hof!‘“

      Opa holte tief Luft und nur mit stockender Stimme kamen die nächsten Sätze schwer aus seinem Mund.

      „Am anderen Tag, die Wut hatte sich ein wenig gelegt, schaute ich nach dem Kater. Der Sack war ganz blutig, der Kater rührte sich nicht mehr. Ojemine, dachte ich, den Kater hast du totgeschlagen. Ich überlegte nicht lange und brachte ihn weit weg vom Hof. Im Wald habe ich ihn dann vergraben. Du kannst mir glauben, mein Junge, ich hatte dabei kein gutes Gefühl. An diesem Tag schmeckte mir kein Essen mehr. Niemand brauchte mich an diesem Tag mehr ansprechen. Ich fühlte mich ganz einfach elend.

      Ein paar Tage vergingen, ich wollte gerade meine schlechte Tat vergessen, als es vor der Tür miaute. Schnell wie ein geölter Blitz war ich vor der Haustür. Ich traute meinen Augen nicht, da saß doch der Tiger vor der Tür und miaute so herzzerreißend, dass mir die Tränen kamen. Er lebte also noch und hatte sich selbst befreit. Tiger schnurrte um meine Füße und sah mich treuherzig an, als wollte er sagen: ‚Sei doch wieder gut zu mir.‘ Dabei entdeckte ich, dass seine Augen noch ganz geschwollen und blutverschmiert waren. Ganz vorsichtig nahm ich ihn auf meinen Arm und brachte ihn in die Badestube. Ich war so gerührt und musste fortwährend immer nur das Eine denken: So treu kann

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