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einen Sessel, nahm Tempo aus der Angelegenheit, spielte zu seinen Bedingungen. „Was ist mit deiner Tante? Hast du Kontakt mit ihr aufgenommen?“

      Colette Greer, Omas Schwester, war die Grande Dame und der Star von Morgen ist ein neuer Tag. Sie hatte die ganzen zweiundsechzig Jahre lang Vivica Spenser gespielt – vom Backfisch bis zur Großmutter, von der Cheerleaderin zur Wirtschaftsmagnatin und Matriarchin. Obwohl sie im Fernsehen ein vertrautes Gesicht war, war sie für Taylor und ihre Familie eine Fremde. Seitdem sie nach New York gezogen war, hatte sie Tante Colette ein einziges Mal gesehen.

      „Ich habe sie angerufen. Doug, ehrlich jetzt, um was für einen Auftrag geht es denn?“ Die Anspannung, die Jack ausstrahlte, stemmte sich gegen sie und raubte ihr die Kraft.

      „Freust du dich darauf, sie zu sehen?“

      „Voss, sie hat jetzt schon mehrfach gefragt. Was ist das für ein Auftrag?“ Jacks Telefon gab in seiner Tasche einen Laut von sich. Wahrscheinlich Aaron. Wo bist du? Aber er ging nicht ran.

      „Verzeihung.“ Doug behielt die Oberhand, er ließ sich von Jacks Gegenwart nicht aus der Ruhe bringen. „Taylor ist meine Freundin, trotz unserer … Vergangenheit.“

      „Und genau das bist du nämlich. Ihre Vergangenheit. Jetzt sag endlich, warum du hier bist, und dann geh!“ Jacks erhobene Stimme donnerte in den Raum.

      „Sagen, warum ich hier bin?“ Er sah sich in dem kleinen, aber luftigen, modernen Apartment um. „Ich wollte sehen, wie es dir geht.“ Sein Tonfall, sein Blick durchbohrten sie. „Sehen, ob du glücklich bist. Immerhin hast du mich verlassen, und das Nächste, was ich mitbekomme, ist, dass du diesen Mann hier geheiratet hast.“

      „Stopp. Genug.“ Taylor hob die Hand und ging zur Tür. Irgendwie brachte sie ihre schlackernden Beine dazu, sie zu tragen. Doug zog Strippen und drückte Knöpfe, er manipulierte. Das spürte sie, und wenn sie noch einen Moment länger wartete, würde er ihre Seele mit seinem ganz persönlichen Charme beschmutzen.

      „Hör mal, Tay“, sagte Doug, der immer noch saß. Sich zurücklehnte. „Los Angeles, nächste Woche. Du, ich und unsere ganze Mannschaft bei den Emmys.“

      „Was? Du veräppelst mich.“

      Doug Voss war mehr als nur ihr großer Fehler. Ihre Zeit mit ihm war die reinste Wüste gewesen. Eine Zeit, in der sie Gottes Herzschlag nicht mehr hören konnte. Nie wieder wollte sie dorthin zurück. Warum sollte sie also eine Woche mit ihm in Los Angeles verbringen? Selbst wenn es um einen Auftrag ging.

      „Würde ich Scherze machen, wenn es ums Geschäft geht? Niemals. Ich brauche dich für die Emmys. Du bist die beste Fotografin für den roten Teppich, die es zurzeit am Markt gibt.“

      „Ich bin nicht die beste …“

      „Jack, sag du’s ihr. Sie ist die Beste.“ Doug hielt Jack den Köder hin, aber der war in der Werbebranche unterwegs und mit den Tricks von Scharlatanen vertraut.

      „Sie ist die Beste.“

      „Bieten du und deine supertolle Firma ihr denn Aufträge an? Du weißt, dass sie in die Werbung will.“

      „Doug …“

      „Also, was sagst du? Du und ich für eine Woche in L.A.? Eine Runde durch die alten Läden drehen? Die Leute von damals treffen?“

      Die Leute von damals waren seine Freunde. Und Taylor sah mehr als nur Arbeit in seinem kaum verhohlenen Angebot. Er verlor nicht gerne Sachen. Schon gar nicht die Frauen in seinem Leben.

      „Nein, Doug, ich bin beschäftigt.“

      „Wenn du es dir anders überlegst …“ Mit einem neckischen Grinsen ging Doug, unbeeindruckt von ihrer Ablehnung, als ob er einen Plan hätte, wie er sie umstimmen könnte. Als die Tür ins Schloss fiel, zitterte Taylor und sah ihren Ehemann von der Seite an.

      „Was hast du nur je in diesem Typen gesehen?“

      Am Anfang alles. „Ich bin nur froh, dass ich den Absprung geschafft habe.“ Sie lächelte Jack an und atmete tief durch. „Geh los, Ball spielen. Hab Spaß. Bestell Aaron schöne Grüße.“ Sie zeigte zur Tür und zwang jedes bisschen Fröhlichkeit an die Oberfläche. Alles ist gut.

      „Bist du okay?“ Jack legte sanft den Arm um ihre Taille und küsste sie auf die Schläfe.

      „Mir geht es gut.“ Jetzt. Wirklich gut. Sie legte die Wange an seine Brust, wo sein leiser Herzschlag sie daran erinnerte, warum sie Ja gesagt hatte.

       Kapitel Drei

      JACK

      Er sah zur Tür und spürte, wie die altbekannte Welle ihn überrollte. Doug Voss war in sein Zuhause gekommen und hatte ihn verspottet, indem er mit Taylor flirtete. Unruhe erfasste ihn.

      Voss würde wiederkommen.

      Jack hatte schon über Voss Bescheid gewusst, bevor sie heirateten. In Los Angeles war Taylor eine Weile mit ihm ausgegangen, wenn er dienstlich dort gewesen war. Dann war sie nach New York umgezogen, um mit ihm zusammen zu sein, hatte aber kurz darauf mit ihm Schluss gemacht.

      Was sie in Voss gesehen hatte, war ihm schleierhaft. Er war arrogant und unhöflich. Aber er war eben auch wohlhabend, mächtig und auf eine krankmachende Art charmant.

      Aber sie hat sich doch für dich entschieden, Mann. Für dich.

      Aber in diesem Moment hatte diese wortlose Zusage wenig Gewicht.

      Jack atmete tief aus und umarmte Taylor ein wenig enger. Sie wirkte aufgebracht. Bekümmert. „Bist du okay?“ In seiner Tasche summte schon wieder sein Handy. Er zog es heraus, um einen Blick auf das Display zu werfen.

      Aaron. Der würde warten müssen.

      „Ja, mir geht es gut.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung, und er fühlte sich schlagartig kalt, sehnte sich danach, sie festzuhalten. „Aaron wird sich fragen, ob dir was passiert ist.“

      „Ich muss nicht hingehen …“

      „Sicher musst du das. Dampf ablassen und so … Außerdem habe ich ja auch noch zu arbeiten.“ Taylor wies vage auf ihren Computer.

      „Also. Dann mal los.“ Jack griff nach seiner Sporttasche. „Ich werde nicht lange weg sein. Und, Taylor, du bist eine großartige Fotografin. Eine der besten.“

      Die Beste. In jedem Sinn. Seitdem er sie in der zehnten Klasse kennengelernt hatte, beschäftigte Taylor Branson seine Vorstellungskraft. Er hatte nur nie den Mut besessen, deswegen etwas zu unternehmen, bis sie sich an einem kalten Januartag auf der Madison Avenue über den Weg gelaufen waren.

      Er hatte gelernt, die Stadt, die Straße, die Arbeit zu lieben, die ihm zu dem Leben verhalf, von dem er in den dunklen Tagen seiner Jugend in Heart’s Bend, Tennessee, geträumt hatte. Die Stadt, die Straße, das Leben, das ihm Taylor geschenkt hatte.

      „Bis dann“, sagte er, ohne zur Tür zu gehen. Sollte er bleiben?

      „Hab Spaß.“ Ihr Lächeln fing das Licht der Schreibtischlampe ein und füllte Jack bis obenhin aus. „Echt jetzt. Ich wünsche euch viel Spaß.“

      „Oh, mir fällt gerade ein – ich habe noch etwas vergessen.“ Jack lehnte schon am Türknauf, beobachtete sie und wurde vom unsicheren Ehemann zum selbstbewussten Werber. „Ich habe einen Auftrag für dich.“

      Sie sah von ihrem Computer auf. „Du hast einen Auftrag für mich? Welche Sorte Auftrag? Nicht wieder eine Hochzeit von einer, äh, ,alten Freundin‘. Das mache ich nicht noch einmal.“

      „Aufnahmen für Architecture Quarterly.“ Sein Chef, Hops Williams, würde ihn umbringen dafür, dass er den Job

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