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      Zu Beginn des ersten Kapitels dieses Buchs steht als Zitat zu lesen, dass der aus dem Griechischen stammende Begriff „esoterisch“ so viel wie „nur für Eingeweihte einsichtig“ bedeutet. Genau darin besteht das Problem des esoterischen Glaubens, dass er in der realen Welt nicht transparent gemacht und wissenschaftlich nicht nachvollzogen werden kann. Denn wenn man esoterische Glaubensinhalte mit wissenschaftlichen Methoden überprüft, bleibt nichts mehr übrig. Und es gehört schon ein großes Maß an Arroganz, Überheblichkeit und Einbildung dazu, wenn Esoteriker sogar die Naturgesetze ignorieren und außer Kraft setzen.

      Was ist denn der Unterschied zwischen Wissenschaft und Glauben? Wissenschaft ist die Methode, wie man Wissen schafft. Viele sind der Überzeugung, dass Genies den entscheidenden Fortschritt in der Wissenschaft bringen. Weitaus wichtiger ist jedoch die wissenschaftliche Methode, mit welcher alle Entdeckungen und Erkenntnisse laufend überprüft, gecheckt, kritisiert, modifiziert und verbessert werden. Alle Ergebnisse und Erkenntnisse der Wissenschaft sind daher vorläufig und hypothetisch. Kurz gesagt, die Wissenschaften unterziehen sich freiwillig und bewusst stets einem Selbstreinigungsprozess, um schlechte und/oder Pseudowissenschaften auszumerzen. Das unterscheidet Wissen prinzipiell vom esoterischen Glauben, der fast immer unveränderlich, fundamentalistisch, dogmatisch und starr ist und sich kaum weiterentwickelt.

      Die Wissenschaft kann unser Universum vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten beschreiben, von Elementarteilchen und Atomen bis zu den Sternen und Galaxien. Die Technik als Kind der Naturwissenschaft hat Fernsehen, Handys, Flugzeuge, die U-Bahn und viele weitere großartige Errungenschaften hervorgebracht. Die Esoterik hingegen schaffte es noch nicht einmal, eine einzige Glühbirne zum Leuchten zu bringen. Vor 150 Jahren – das ist noch nicht so lange her – lag die durchschnittliche Lebenserwartung noch bei etwa 35 Jahren. Für einen heute geborenen Menschen ist diese Lebenserwartung durch den wissenschaftlichen Fortschritt auf fast 100 Jahre gestiegen. Die Zukunft der Menschen liegt daher im Wissen und nicht etwa im esoterischen Glauben.

      Trotzdem ist das Wachstum esoterischer Anwendungen und Produkte aller Art ungebrochen und beängstigend. Die Esoterik als Massenphänomen wird von breiten Teilen der Gesellschaft nicht mehr als solche wahrgenommen, da wir als Mitglieder einer Lifestyle- und Wellnesskultur gewissermaßen selbst Teil des Spieles sind. Fast jeder kennt heute jemanden in seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis, der esoterischen Aussagen tatsächlich glaubt oder zumindest diesen nicht kritisch gegenübersteht. Esoterischen Glauben gibt es zwar als Gespinst in unserem Gehirn, dessen Inhalte sind aber in der realen Welt wissenschaftlich nicht nachweisbar. Ich frage mich immer wieder, warum man durchaus vernünftige und verständige Menschen kaum davon überzeugen kann, dass Esoterik Unfug ist. Man kann das wohl so erklären: Wenn jemand viel in einen Glauben investiert und sich mit diesem intensiv beschäftigt hat, ist er kaum bereit, diesen wieder aufzugeben. Denn dadurch entsteht eine große Lücke im Gehirn. Und das will man nur ungern zulassen. Menschen, die an esoterische Inhalte glauben, sind daher immun gegen jegliche logische Argumentation.

      Esoterik kann aber auch gefährlich sein. Man kapselt sich nämlich von der realen Umwelt ab und begibt sich in eine Welt, die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Klarerweise kommt man dann auch mit der wirklichen Welt schlecht oder gar nicht zurecht, wenn man an Dinge glaubt, die nur im Kopf, aber nicht in der Realität existieren. Schließlich sind esoterische Publikationen ungleich zahlreicher als diejenigen, welche sich kritisch damit auseinandersetzen.

      Man braucht derzeit jeden verfügbaren kritisch denkenden Menschen, der dem eskalierenden Wahnsinn die Stirn bietet. Dazu gehört auch der Autor dieses Buches, der psychologisches, philosophisches, neurochemisches und Marketingwissen gepaart mit Zynismus und Schlagfertigkeit zusammenträgt. Die Analysen sind sehr tiefgehend, aber immer so gestaltet, dass die Leserin und der Leser folgen können.

      Besonders gefällt mir, dass der Autor dieses Buches Psychologe ist. Chemiker oder Physiker können zwar erklären, warum esoterische Methoden den Naturgesetzen widersprechen, nicht jedoch, warum es Esoterik überhaupt gibt und warum Menschen dafür so empfänglich sind. Deshalb ist auch die psychologische Perspektive vonnöten, um die Innenansicht esoterischer Weltentwürfe genauer unter die Lupe zu nehmen.

      Der Text beinhaltet viele Originalzitate esoterischer Protagonisten. Dafür hat sich der Autor sogar inkognito bei einigen Engels-Conventions, Matrix-Seminaren und ähnlichen Veranstaltungen „reingeschummelt“. Er bringt also originales esoterisches Insiderwissen nach außen. Insbesondere auch die „bräunliche“ Seite deutschösterreichischer Esoterik kommt in seinem Buch zur Sprache. Die Parallelen zu „rassischen Idealvorstellungen“ sind leider zu offensichtlich. Und stets vergleicht der Autor das Esoterische mit der sogenannten „normalen Welt“. Denn Lifestyle und New Age sind sich oft ähnlicher, als man wahrhaben möchte.

      Glücklicherweise gibt es auch noch viele Menschen, die gegenüber esoterischem Unfug kritisch und skeptisch eingestellt sind. Im vorliegenden Buch werden fragwürdige, ja haarsträubende und absurde Beispiele der Esoterik diskutiert und analysiert. Man hat bei den besprochenen esoterischen Methoden oftmals das Gefühl, dass die Aufklärung spurlos an uns vorübergegangen ist und wir uns wieder im tiefsten Mittelalter befinden. Der Autor versucht mit diesem Buch, uns das sich in der Gesellschaft ausbreitende Krebsgeschwür der Esoterik mit konkreten Beispielen aus der Praxis vor Augen zu führen. Er leistet damit auch der Wissenschaft insgesamt einen wichtigen Dienst. Schon allein aus diesem Grund wünsche ich dem Buch jeden nur denkbaren Erfolg!

      Univ.-Prof. Dr. Heinz Oberhummer

      Emeritierter Universitätsprofessor für Theoretische Physik an der Technischen Universität Wien & Mitglied der „Science Busters

      Die Welt in der Welt

      esoterisch, von griech. „esōterikós“: nur für Eingeweihte einsichtig, innerlich

      Und immer schon lockt das Geheimnis

      Die Esoterik ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Seit jeher verweist sie auf das verborgene Land der Innerlichkeit, das Numinose. Sei es durch das Versprechen von Macht, sei es als Spiegelbild unserer Sehnsucht nach der Überwindung des rein Äußeren, des Irdischen. Dabei liefern esoterische Welten Bezugssysteme: Wirklichkeiten, welche das Faktische hinter sich lassen sollen. Torwege aus dieser Welt in eine andere, tiefere Dimension, mit neuen Gesetzmäßigkeiten, neuen Protagonisten, neuen Göttern und natürlich auch neuen Selbstbildern derer, die in diese Welten eintauchen. Eine Geschichte der Esoterik gibt es nicht. Lassen Sie uns lieber von einer Historie des Esoterischen sprechen. Esoterisches oder das, was wir heute darunter verstehen, ist und war in der Menschheitsgeschichte stets allgegenwärtig. Mal eher am Tageslicht, meist aber im Verborgenen, im Okkulten. Esoterik, Religion und Wissenschaft koexistierten seit jeher in gegenseitigem Wechselspiel.

      Doch egal in welcher Ausformung, der Reiz des Metaphysischen bestand immer schon im Nicht-Offensichtlichen, das es noch zu entdecken galt. Der Zugang zu obskurem Wissen war fortwährend ein gut gehütetes Geheimnis, in welches nur wenige Ausgewählte Einlass erhielten. Esoteriker bildeten so seit jeher eine heimliche Elite. Sie waren Geheimnisträger und verstanden sich als Hüter eines „heiligen Grals“, als Torwächter zu einer obskuren Innerlichkeit. Glücklich schätzen konnte sich demnach jener, welchem der Zutritt in die Halle des Bergkönigs1 gewährt wurde.

      Wie wir schon am Namen des vermeintlichen esoterischen Urvaters, Hermes Trismegistos, erkennen können, zeichnete sich innerweltliches Wissen also immer schon durch seine Exklusivität aus. Es war eben eine hermetische, nach außen abgeriegelte Welt. Eine Sphäre, von der die breite Masse ausgeschlossen war, ja regelrecht sein musste. Und so inszenierte man noch bis ins späte 19. Jahrhundert magische Rituale stets in kleinen Zirkeln Gleichgesinnter. Übersinnliche Séancen und die Anrufung bereits Verstorbener waren vornehmlich die Angelegenheit weniger Reicher, deren Erlebnishunger über das Diesseitige hinausgriff. Obschon hier der Okkultismus zu einer Art „Chic“ des betuchten Bürgertums und des

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