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Liebe motivieren, ihm zu dienen? Jehova hat uns aus dieser Sklaverei samt ihren schrecklichen Begleitumständen freigekauft, indem er für das entsprechende Lösegeld gesorgt hat (lies Römer 5 : 21).“ […]

      In der Frage ist eine Botschaft, die verwirrt. Wozu kann Liebe motivieren? Sie ist eine Emotion und kann erwidert werden. Ich kann also Gott auch lieben, wenn ich seine Liebe verspüre. Oder motiviert Liebe dazu bestimmte Anforderungen zu erfüllen? Entweder ich handle aus Liebe oder weil ich etwas schuldig bin oder weil es von mir verlangt wird. Aber wenn es erwartet wird, dann bin ich nicht mehr frei in meiner Entscheidung. Dann ist es ein Deal.

      Wer hat mich von der Sünde erlöst? Jehova oder Christus? Was bedeutet das entsprechende Lösegeld? Kann man die Schuld der Sünde bemessen und bewerten? Der angeführte Bibeltext löst dann eine endgültige Verwirrung aus: „ … so auch die unverdiente Güte als König regiere durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herren“. Es ist eine unverdiente Güte,die durch Christus zum ewigen Leben führt. Führt die unverdiente Güte zu ewigem Leben oder unsere Entscheidung zu dienen?

      Durch verwirrende Botschaften wird Hilflosigkeit antrainiert. Das macht von der Leitung abhängig, die als die einzige Lehrautorität anzusehen ist. Ein perfektes Sektenmitglied ist abhängig und gehorsam.

       „Jehova wird nicht aufhören, jedem von uns auf ganz persönliche Weise zu zeigen, dass er, denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner wird (Heb 11 : 6)’. ,Dein Volk wird sich willig darbieten’. Um Gottes Anerkennung zu erhalten, müssen wir unsere Willensfreiheit richtig gebrauchen. Er zwingt nämlich niemand dazu ihm zu dienen.“

      Nachdem in Sachen Willensfreiheit bereits auf Adam und Eva verwiesen wurde, wird man sich hüten, etwas anderes als das Empfohlene zu wählen. Der Hinweis auf den „Belohner“ macht die Entscheidung eher zu einer geschäftlichen Abmachung als zu einer wirklichen, auf Liebe begründeten Beziehung. Nachfolgend wird das Gefühl angesprochen:

       „Zur Zeit Jesajas fragte Jehova: ‚Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?’ Jehova respektierte das Recht des Propheten, selbst zu entscheiden, und erwies ihm dadurch Achtung. Kannst du dir vorstellen wie gut sich Jesaja gefühlt haben muss, als er antwortete:

       ‚Hier bin ich! Sende mich’. (Jes 6 : 8).“

      Sublim sollte mir die Botschaft vermitteln: Es wird sich gut anfühlen, wenn Du wie Jesaja antwortest.

       „Es steht Menschen frei, ob sie Gott dienen möchten oder nicht. Jehova wünscht sich, dass wir uns gern dafür entscheiden. (Lies Josua 24 : 15) Wer ihm lustlos gezwungenermaßen dient, macht ihm damit keine Freude, genauso wenig wie jemand, der es nur deshalb tut, um bei anderen Menschen gut dazustehen.“

      Auch das verwirrt durch gegensätzliche Aussagen. Steht es dem Menschen nun frei oder wünscht Jehovas etwas Bestimmtes? In dem angegebenen Bibeltext sagt Josua zu dem Volk der Israeliten, es stünde ihnen frei zu wählen. Er und sein Haus haben sich für Jehova entschieden. Hier wird die Wahlfreiheit nicht durch eine bestimmte Erwartung eingeschränkt. Aber die sublime Botschaft in dem Wachtturm-Artikel lautet: Wenn Du Jehova so anbeten möchtest wie ER es will, dann mach es genauso wie Jesaja oder Josua. Sogar die persönlichen Emotionen müssen unter Kontrolle sein. Nur ja nicht lustlos oder gezwungenermaßen. Also immer schön fröhlich wirken, wenn du von deinem wunderbaren Vorrecht sprichst, vermehrten Dienst zu tun.

       „Würden wir zulassen, dass sich weltliche Interessen nachteilig auf unseren heiligen Dienst auswirken – wir ihn sozusagen nur zögernd verrichten –, könnten wir nicht damit rechnen, dass uns Jehova seine Anerkennung schenkt (2. Mo. 22 : 29).“ […]

      Ein in sich völlig widersprüchlicher Satz. Kann man mit der Anerkennung Jehovas rechnen, wenn man etwas Bestimmtes tut oder wird sie uns geschenkt? Wer legt fest, wie viel meiner privaten Interessen zu viel ist? Wer kann genau wissen, wie Gott über meine Arbeit denkt?

      Der Bibelverweis bezieht sich jedenfalls auf die Vorschriften des Gesetzesbundes mit dem Volk der Hebräer. Sie hatten konkrete Vorgaben über die Abgabepflicht des Zehnten und der Erstgeburt. Wie soll man das auf das Gebot des Christus übertragen? Er hat das neue Gebot der Liebe gegeben. Wie viele Vorschriften und Forderungen hat er denn seinen Jüngern hinterlassen? Wäre es nicht weit hilfreicher Schrifttexte zu verwenden, die seine Lehren wiedergeben?

       „Das Leben vieler Menschen heute dreht sich ganz um finanzielle Sicherheit und Freizeit. Für uns aber, die wir Jehova lieben, kommt der heilige Dienst für ihn vor allem anderen. Welche Prioritäten wir in unserem Leben setzen, zeigt sich daran, wie eifrig wir die gute Botschaft predigen. Wir vertrauen voll und ganz darauf, dass Jehova für unsere täglichen Bedürfnisse sorgen kann (Mat. 6 : 33,34).“

      Sublim gibt es hier den Verweis, dass die Gruppenidentität die einzig grandiose ist. Nur die Mitglieder der Gruppe lieben Jehova, sind am heiligen Dienst interessiert. Die negative Unterstellung was „viele Menschen“ tun bewirkt, dass die Sektenmitglieder wirklich glauben einzigartig zu sein.

      Hier kommen wir also zu des Pudels Kern. Alles was in unserem Leben zählen sollte ist, für die Verbreitung der Botschaft zu sorgen, die in den Wachtturm-Schriften enthalten ist. Mat. 6 : 33,34 in diesem Zusammenhang angeführt erweckt den Anschein, als hätte Jesus selbst dazu den Auftrag gegeben.

      Doch der Kontext zeigt, dass er in Wirklichkeit nur tröstende Worte gesprochen hat. Er wollte, dass sich die Menschen nicht übermäßig um die alltäglichen Dinge des Lebens Sorgen machen sollten. Er wollte ihnen das Vertrauen in Gott vermitteln, der für alles sorgen kann, da er weiß was ein Mensch braucht. Verknüpft man diese Gedanken mit Mat. 25 : 31 - 40, dann versteht man, dass Jesus solche Menschen zu seiner Rechten einsammelte, die den Nächsten lieben, indem sie Hungrige speisten, Durstigen zu trinken gaben, Fremde gastfreundlich aufnahmen, Nackte bekleideten und Kranke besuchten. Es ist dort nichts von Predigen geschrieben. Von einer solchen Voraussetzung wird bei dieser Beurteilung von Gut und Böse nicht gesprochen. Diese Taten der Nächstenliebe sind auch nicht an eine Konfession gebunden. Solche Taten der sozialen Fürsorge für den Nächsten stehen bei der Wachtturmorganisation nicht hoch im Kurs. In neuerer Zeit gibt es einen Katastrophen-Hilfsfonds, der mir wie ein Feigenblatt erscheint. Von Fall zu Fall wird bei Naturkatastrophen durch die Leitende Körperschaft entschieden, ob für entsprechende Hilfsaktionen gesammelt werden darf. Auf dem monatlichen Berichtszettel können sie jedenfalls nicht vermerkt werden. Denn die Wachtturm-Gesellschaft glaubt, die Opfer, „die Jehova gefallen“, bei einer anderen Tätigkeit ausgemacht zu haben.

      […] „Große Freude hat Jehova auch an Opfern, die sich aus unserer Fähigkeit, zu sprechen, ergeben. Von jeher haben Menschen, die Jehova liebten, in der Öffentlichkeit und zu Hause gut von ihm geredet (lies Psalm 34 : 7 - 3). Man braucht nur Psalm 148 bis 150 zu lesen und darauf zu achten, wie oft wir darin aufgefordert werden, Jehova zu preisen – hat er das doch wirklich mehr als verdient (Ps. 33 : 1)! Jesus Christus, unser Vorbild, hat ja auch betont, wie wichtig es ist, Gott dadurch zu preisen, dass wir die gute Botschaft verkündigen (Luk. 4 : 18,43, 44).“

      Die sublime Botschaft lautet hier offenbar, der Haus-zu-Haus-Dienst ist ein Opfer für Jehova und je freudiger er getan wird, desto mehr freut sich auch Jehova. Wieder ist man aber verwirrt über die „Beweise“ aus der Bibel, die sich nicht wirklich auf die eigene Situation übertragen lassen. Die Psalmen, der lyrische Teil des Bibelkanons, beschreiben, dass man stets und überall Gott preisen kann. Jeder, der für sich persönlich eine Beziehung zu Gott hat, wird das ganz automatisch tun, indem er sich über die Schöpfung freut, betet oder in privaten Gesprächen darüber spricht. Der Psalmen-Schreiber schrieb für die Hebräer. Sie waren in einem besonderen Bundesverhältnis mit Jehova und ganz sicher keine Prediger der guten Botschaft vom Königreich von Haus zu Haus. Das Volk der Hebräer hatte niemals den Auftrag Proselyten zu machen, indem sie bei Andersgläubigen von Haus zu Haus gehen und sie auffordern dem Gesetzesbund beizutreten. Lukas, Kapitel 4 berichtet, dass Jesus gekommen war, um den Gefangenen Freilassung zu predigen und den Armen eine gute Botschaft zu bringen (siehe die tröstenden Worte aus Ma. 6, bereits beispielhaft erwähnt). Auch in den Versen

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