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Optimisten (Typ 7), der sich gerne auf das, was kommt, einlässt und wie der ehrgeizige Macher (Typ 3) auch einmal Fünf gerade sein lassen kann, damit er schneller ans Ziel kommt. Oder den sicherheitsorientierten Skeptiker (Typ 6), der einen Tunnelblick für Gefahren hat, Risiken vermeiden will und sich daher auch bei kleinen Anlässen absichert. Im Unterschied zum impulsiv-mutigen Boss (Typ 8), der nicht lange nachdenkt, sondern es einfach darauf ankommen lässt. Was wiederum den empfindsamen Individualisten (Typ 4), der sich an dieser Stelle mehr Einfühlung und Rücksichtnahme wünscht, anstrengt. Schließlich den sanftmütigen Vermittler (Typ 9), der Konflikte vermeidet und um des lieben Friedens willens Zugeständnisse macht. Ganz ähnlich dem aufopfernden Helfer (Typ 2), der immer zuerst an andere denkt und seine eigenen Bedürfnisse hintanstellt. Und zu guter Letzt den wissensdurstigen Beobachter (Typ 5), der am liebsten mit sich alleine ist und in sein Interessensgebiet abtaucht.

      Was passiert nun, wenn Perfektionist und Macher zusammenarbeiten? Welche Reibungen werden Optimist und Boss miteinander haben? Anhand der Motive und Sichtweisen der einzelnen Typen kann man verblüffend zuverlässige Voraussagen treffen, welche Wechselwirkungen und emotionalen Herausforderungen zwischen den Typen zu erwarten sind. Wer sich mit diesem Wissen auf seinen Gesprächspartner einlässt, leistet einen wertvollen Beitrag zu einer von Wohlwollen und Vielfalt geprägten Unternehmenskultur des Mit- statt Gegeneinander.

      Die Arbeit mit dem Enneagramm im Business steigert die emotionale Intelligenz, verbessert die zwischenmenschliche Kompetenz und beschleunigt den Austausch zwischen Mitarbeitern und Führungskräften, so das Ergebnis einer internationalen Befragung namhafter Unternehmen wie Daimler, Roche und Toyota, die im Enneagramm Benchmark Report 2011 dokumentiert worden ist.

      Welches andere Persönlichkeits-Modell kann dies leisten? Ich sehe daher das Enneagramm als einen grundlegenden Baustein zur Personalentwicklung in Unternehmen, das dem Einzelnen in seiner persönlichen Entwickung und zugleich dem ganzen Unternehmen in punkto Unternehmenskultur enorm weiterhelfen kann.

      Die Tatsache, dass das Enneagramm heuristisch begründet ist, macht das Modell alltagstauglich und schnell und nachhaltig nutzbar. Gerade weil es zunächst nur neun Persönlichkeitstypen sind, die es im Denken, Fühlen, Handeln motivorientiert zu unterscheiden gilt, ist das Modell leichter zugänglich als andere. Auf den ersten Blick scheint das Enneagramm einfacher als andere motivorientierte Persönlichkeitsmodelle, wie beispielsweise der weit verbreitete Myers Briggs Typen Indikator (MBTI-Modell), mit dem das Enneagramm korreliert (wie schon vor Jahren die Enneagramm-Pionierin Helen Palmer nachgewiesen hat) und der 16 Typen differenziert, oder das Reiss-Profil, das Menschen anhand von Polaritätenprofilen aus 16 gegensätzlichen Motivpaaren darstellt. Ein Neuling mag das Enneagramm vielleicht als zu stark vereinfachend und damit zu grob zu einer feinen Unterscheidung von Menschen empfinden. Doch der erste Eindruck täuscht: Gerade die Vielschichtigkeit, Tiefgründigkeit und Komplexität des Enneagramms bringt jene, die über das erste grobe Raster der neun Typen den Einstieg zum Modell gefunden haben, zum Staunen. In meinem maypaula-Ansatz, der das Enneagramm im Business anhand von typischen Arbeitssituationen veranschautlicht, erschließt sich Ihnen als Leser(in) intuitiv und nachhaltig Schritt für Schritt und Schicht für Schicht die Tiefenstruktur des Modells – bis die Typen zu neun eindeutig unterscheidbaren Gesamtbildern abgrenzbar werden.

      In diesem Buch lernen Sie als Einsteiger in das Enneagramm im Business die neun Haupttypen kennen, zu denen jeweils die beiden Flügel-Ausprägungen (der Einfluss des Nachbartyps auf den Haupttyp) beschrieben werden.

      Zusätzlich gehören zu jedem Typ noch die drei Subtypen „selbsterhaltend“, „beziehungsorientiert“ und „sozial“. Diese werde ich im Folgewerk näher erläutern. Das Modell differenziert also genau genommen nicht neun, sondern 54 verschiedene Typen! So viele Differenzierungen im Alltag auseinanderzuhalten, erfordert schon sehr tiefes Wissen und viel Erfahrung. Die neun Haupttypen jedoch lassen sich mit diesem Buch recht schnell lernen und die Erkenntnisse anwenden.

      Jeder Mensch trägt alle menschlichen Grundthemen in sich. Alle in den neun Typenmustern differenzierten Eigenschaften kommen also in jedem Menschen vor, denn es sind die grundlegenden menschlichen Motive, die uns als Menschen auszeichnen, trennen oder verbinden.

        Die Gewichtung dieser Themen ist bei jedem Menschen individuell ausgeprägt. Zugleich ist jeder Mensch auf einen der skizzierten Motiv-Komplexe „spezialisiert“. Diese neun Arten der „Spezialisierung“ sind im Enneagramm die neun Persönlichkeitstypen.

        Das Erkennen und Durchleuchten der Persönlichkeitstypen als ein Muster hilft, die Wahrnehmung, das Denken, Fühlen und Verhalten von einem selbst und anderen in der Tiefe zu verstehen und anzunehmen.

        Jeder Mensch hat seine Lebensaufgabe und niemand ist perfekt oder makellos.

        Ebenso ist niemand wegen des Persönlichkeitstyps besser oder schlechter als ein anderer. Jeder Mensch, ganz gleich welches Persönlichkeitsprofil er hat, ist gleich wertvoll und einzigartig.

        Das Enneagramm ist ein hochkomplexes System. Es liefert keine Schubladen, sondern erleichtert, Fenster zu öffnen: Es gibt Orientierung und ermöglicht neue Perspektiven.

        Jeder Mensch hat das Potenzial, sich zu entwickeln, also seine Sicht der „40-Grad-Spezialisierung“ zu erweitern auf eine umfassendere, „360-Grad-Perspektive“, mit der er sich und der Umgebung begegnet.

        Das Enneagramm zeigt Begrenzungen und begrenzte Sichtweisen auf, damit Grenzen überwunden und neue Berührungen stattfinden können.

        Das Modell offenbart das Muster, in das wir uns aus verschiedenen Gründen hineinbegeben haben – und den Weg heraus.

        Indem das eigene Verhalten als „Muster“ erkennbar und nachvollziehbar wird, findet bereits der erste Schritt zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit statt.

      Zunächst: Die Zahlen und Typenbenennungen stellen keine Gewichtung dar. Mit der Benennung der Typen nach Zahlen wird lediglich vermieden, dass positive oder negative Konnotationen ausgelöst oder Charakter- und Verhaltenszuschreibungen auf der Basis bestehender Erfahrung mit einer Typenbezeichnung geschehen. Menschen assoziieren nun einmal individuell und der eine hat dieses, ein anderer jenes Bild vor Augen, wenn er zum Beispiel an einen „Boss“, Typ 8, denkt. Von „Acht“ zu sprechen, ist da viel neutraler.

      Das Enneagramm ist auch nicht als Diagnostik-Instrument gedacht. Ein bestimmtes Persönlichkeitsmuster nach dem Enneagramm-Ansatz zu haben, ist weder Güte- noch Ausschlusskriterium für die berufliche Eignung. Es ist einerlei, ob Sie Typ 1, 4 oder 7 haben. Typ 1 ist nicht besser oder weiter als Typ 9 oder andersherum. Ein Typ 1-Mitarbeiter, -Chef oder -Kollege wird seine Arbeit allerdings Einser-spezifisch ausführen, ein Typ 4 entsprechend der beschriebenen Vierer-Merkmale handeln und ein Typ 7-Kollege ist erkennbar an den Eigenschaften von Typ 7. Der Mehrwert der Erkenntnis, welchem Typenmuster ein Kollege (oder ggf. Bewerber) zugehörig ist, verhilft dazu, dessen Arbeitshaltung, typspezifische Motivation und Arbeitsweise mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit vorherzusagen und zu verstehen. Das ermöglicht zum Beispiel, Wechselwirkungen zwischen Kollegen und Mitarbeitern und Führungskräften als Ausdruck von Typenmustern zu beleuchten und Orientierung zu geben, wie die Kommunikation zwischen den beiden Persönlichkeitstypen einfacher und wirkungsvoller wird. Mehr hierzu finden Sie im Interaktionen-Kapitel ab Seite 249.

      Charakterbildung

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