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später klopft es. Meine Zimmertür geht auf und er steht vor mir. Der dunkelhaarige Dr. Menzinger. Mein Blutdruck steigt erneut.

      »Also Herr Schmitt«, beginnt er, »ihr Hämoglobinwert gefällt uns gar nicht so recht. Zu niedrig, sie sind etwas blutarm. Wir geben ihnen morgens und abends ein Eisenpräparat. Dann sehen wir weiter. Sagen Sie, Sie sind Kriminalkommissar, habe ich gehört?«

      »Hauptkommissar, Mordkommission!« Also so klein mache ich mich dem gegenüber auch nicht.

      »Interessant. Wie viele Morde haben Sie denn in letzter Zeit so aufgeklärt? Sicher aber nicht die Tat da unten vor ein paar Tagen!«

      Er deutet aus meinem Fenster hinunter Richtung Konferenzraum und wirft mir einen vorwurfsvoll fragenden Blick zu.

      »Nein, nein«, entgegne ich hastig, »da war ich zu müde und habe geschlafen. Ich habe es erst am nächsten Morgen erfahren. Schlimm, so hier im Haus.«

      »Ganz schlimm. Aber Sie hätten hier einen guten Beobachtungsposten gehabt, gerade wenn der Raum da unten beleuchtet war. Aber wenn der Hämoglobinverlust einen müde macht, kann man nichts machen.«

      Der war’s, denke ich sofort. Das mit dem Licht kann eigentlich nur der Mörder wissen. Eigentlich.

      »Na gut, jetzt kümmere ich mich erst mal um ihr Blut. Schönen Tag«, verabschiedet er sich.

      Erst mal! Und dann? Wenn der nachts mit irgendwelchen Spritzen rumhantiert, habe ich nicht die geringste Chance. Irgendwie muss ich sehen, dass ich hier rauskomme!

      Ilse ist da. »Wir tappen noch völlig im Dunkeln wegen der Sache da unten. Die Krücke, mit der von vorne geschlagen wurde, haben wir untersuchen lassen. Keine Spuren. Wohl Latexhandschuhe. Aber die KTU meint, von den Verletzungen her müsse es ein Linkshänder gewesen sein, oder der Schlag wurde mit beiden Händen ausgeführt, wofür auch die Schwere der Verletzungen spricht. Ist aber nicht zwingend. Die Tote war für den Pharmakonzern Pharlomo tätig und schon öfter zu Schulungen, na ja, Werbeveranstaltungen hier in der Klinik. Keine Angehörigen, Freunde wissen wir noch nicht. Ihr Hobby war Reiten. Der Herbert recherchiert gerade in Burgfarrnbach bei irgend so einem Gestüt.

      Wir haben Hinweise in ihrer Wohnung gefunden. Sie muss wohl sehr oft dort gewesen sein.«

      »Warum war sie am Mordabend hier?«, will ich wissen.

      »Ein Vortrag über Thromboseprophylaxe ohne Spritzen, da gibt es wohl so ein neues Medikament, das ihre Firma auf den Markt gebracht hat.«

      »Ihr müsst prüfen, wer an diesem Abend die Teilnehmer waren.«

      »Wolff Schmitt, wofür hältst du uns. Ist doch schon erledigt. Es waren Leute hier aus dem Haus, aber auch externe Zuhörer.«

      Ilse zeigt mir die Liste. Menzinger. Dr. Menzinger.

      »Ihr müsst euch den Dr. Menzinger genauer anschauen. Der tut so komisch wegen der Sache und stellt mir Fragen in diese Richtung. Irgendwie beobachtet der mich. Von der Statur her könnte er der Kontrahent des Streites gewesen sein. Aber wie gesagt, ich habe keine Gesichter erkannt.«

      Das Gestüt liegt zwischen Burgfarrnbach und Seukendorf. Herbert Wagner nimmt die Abzweigung von der Würzburger Straße und biegt nach rechts auf einen landwirtschaftlichen Weg ab. Es geht vorbei an einem Bauernhof und noch so 700 Meter durch Ackerland und Wiesen, bis ein gut geschotterter Weg nach rechts zum Gestüt führt. Noch ein gutes Stück vor den Gebäuden mündet der Weg in einen Parkplatz, wo Herbert seinen alten Golf abstellt. Einige andere Wagen stehen schon hier. X5, Cayenne, Porsche 911, ein Mercedes CLK und schließlich ein roter Testarossa.

      Mein lieber Scholli, geht es dem Herbert durch den Kopf. Da scheints kaan schlecht zu geh’n, von dene Reitersleut.

      Vorbei an Koppeln mit für sein Verständnis tollen Pferden und gepflegten Stallungen führt ihn ein schmaler Weg zum Wohngebäude. Kurz bevor er sein Ziel erreicht hat stoppt ihn eine laute Stimme von links.

      »Hey, bleiben Sie stehen. Ich kenne Sie nicht.« Vor einem der Wirtschaftsgebäude steht ein ungewöhnlich muskulöser, sportlicher Mann in Reitkleidung und wattierter Weste, mittelgroß, dunkle kurze Locken und Dreitagebart.

      »Was machen Sie hier?«, blafft ihn dieser Stallbursche weiter an, »Unbefugte haben hier keinen Zutritt!«

      »Jetzt tun’s a mol langsam, junger Mann, wer sind’ n Sie überhaupt?«

      Herbert hält ihm gleichzeitig seinen Ausweis unter die Nase, was der Bursche mit einem ungewöhnlich scharfen und fast bedrohlichen Blick quittiert.

      »Ich möcht’ amol den Chef hier sprechen!«

      Widerwillig weist ihm der junge Mann mit einer Geste den Weg zum Haupthaus, aus dem sich eine männliche Person rasch den beiden nähert.

      »Lass gut sein, Serge. Kümmere dich um deine Arbeit, ich mach’ das schon.«

      Vermutlich der Chef. Offenbar hatte er die laute Stimme des Stallburschen bereits gehört.

      »Menzinger, Klaus Menzinger, wie kann ich Ihnen helfen?«

      Der große kräftige Mann ebenfalls in Reitkleidung und breitkrempigem Filzhut streckt Herbert seine Hand entgegen und es folgt ein fester Händedruck.

      Als sich Herbert vorstellt und den Grund seines Besuches offenbart, glaubt er ein kurzes Zucken im Gesicht des Mannes wahrzunehmen. Der Mann schließt kurz seine Augen und schluckt, fasst sich aber gleich wieder. Ein weniger geschultes Auge hätte dieses kurze Innehalten kaum erkannt. Aber Herbert entging das nicht.

      »Ja, Frau Winkler war fast jedes Wochenende hier, oft auch zweimal unter der Woche. Sie ritt ausschließlich Burgfräulein, eine vierjährige Stute und eines unserer zuverlässigsten Pferde.«

      Herr Menzinger klang jetzt überraschend unbeteiligt.

      »Ja, wer tut denn so was«, schwenkte er in der Stimmung doch etwas um, »so eine schöne Frau voll Lebenslust und immer gern gesehen bei allen hier. So, seit fünf, sechs Jahren kam sie schon.«

      »Welchen Umgang hats’n hier g’habt, wissns da was nähers?«

      »Sie kam mit jedem hier gut aus, aber ihr Privatleben behielt sie weitgehend für sich. Ich weiß nur, dass sie für so eine Pharmafirma in der Schweiz tätig war, oft abends. Deswegen hatte sie tagsüber so viel Zeit für ihr Hobby.«

      »Und Sie als Besitzer von dem Gestüt hier, hams Sie sie net a weng näher kannt?«

      »Nein, nein, nur so wie alle anderen auch!«

      Herbert verabschiedet sich, aber er ist mit den Antworten des Herrn Menzinger nicht recht zufrieden. Zu sachlich. Und dann die erste Reaktion. Herbert kann in diesem Moment den Namen Menzinger auch nicht mit der Teilnehmerliste des Seminars und Dr. Menzinger in Verbindung bringen, sonst wäre er nicht so schnell zufrieden gewesen.

      Zurück am Parkplatz hält neben Herberts Wagen ein VW Käfer Oldtimer und eine junge blonde Frau so um die 20 steigt aus.

      »Eine Rarität, macht sicher viel Spaß.« Herbert spricht die Frau an.

      »Mein Traum. Dafür verzichte ich auf solche Edelkarossen wie die hier«, sie deutet auf die anderen Fahrzeuge.

      »Aber auf meinen da könnten’s net verzichten«, witzelt Herbert.

      Sie lacht und wirft ihre langen blonden Haare in den Nacken.

      »Ah, sagn’s, kannten Sie Margot Winkler?«

      »Klar, wir sind oft miteinander ausgeritten. Aber wieso kannten?«

      Herbert zeigt seinen Ausweis und schildert kurz die Tat. Der jungen Frau verschlägt es die Sprache und sie wirkt kurz betroffen, antwortet dann aber doch gefasst.

      »Privat kannten wir uns nicht so recht, wir haben viel über ihren Beruf gesprochen, das hat mich auch interessiert. Ich wollte Pharmazie studieren und sie war da ja schon viel weiter. Private Beziehungen? Nein ich nicht, da waren andere hier zuständig!«

      »Was

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